- 01.05.2015, 13:21:11
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Caritas: Hilfe für Bootsflüchtlinge "Frage politischen Wollens"
Wiener Caritas-Generalsekretär Schwertner bei Einsatzhelfern und Flüchtlingen auf Sizilien: Vor Ort "unglaublich große Solidarität und Menschlichkeit" - Bisher 34.500 Unterzeichner für Initiative "gegen Unrecht"
Wien, 1.5.2015 (KAP) Die Caritas hat ihren Appell für eine Neuauflage des
Seenotrettungsprogramms "Mare nostrum" und eine menschlichere europäische
Flüchtlingspolitik erneuert. "Wir haben die Chance, zu verhindern, dass in
Zukunft weitere Zehntausend Menschen hilflos ertrinken, sagte der Wiener
Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner am Freitag in einem Interview mit
"Kathpress" aus der süditalienischen Hafenstadt Catania. "Mare nostrum" würde
alle EU-Staaten gemeinsam jährlich rund 150 Millionen Euro kosten. Umgelegt
seien das 22 Cent pro EU-Bürger, rechnete er vor. "Es ist keine Frage des
politischen Könnens, sondern des politischen Wollens", hielt Schwertner fest.
Auf Sizilien hätten die Menschen den Mut zu helfen und hinzuschauen. Das
wünsche er sich auch von den verantwortlichen Politikern in Österreich und
Europa.
Schwertner befindet sich derzeit auf der Insel Sizilien, wo sich
österreichische Vertreter von Caritas und Rotem Kreuz seit Mittwoch ein
direktes Bild von der Lage und der Versorgung der Bootsflüchtlinge machen. Auf
Sizilien gebe es eine "unglaublich große Solidarität und Menschlichkeit" mit
den Flüchtlingen, betonte der Caritas-Mitarbeiter. Gleichzeitig höre man von
den engagierten Einsatzkräften und örtlichen freiwilligen Helfern immer
wieder, dass sich die Menschen von Europa im Stich gelassen fühlen. "Es ist
die Angst hier zu spüren, dass einmal mehr Leichen angespült werden an den
Stränden. Es ist die Angst da, wenn man in der Früh aufsteht, dass wieder
Boote ankommen, dass wieder Leichensäcke gebracht werden", schilderte
Schwertner.
Die Caritas- und Rot-Kreuz-Vertreter besuchen bis Samstag Hilfsprojekte ihrer
sizilianischen Partnerorganisationen. So werde etwa im größten
Flüchtlingslager Siziliens in Mineo alles versucht, um es den dort
untergebrachten 3.200 Männern, Frauen und Kindern "so menschenwürdig wie
möglich zu machen", sagte Schwertner. Besonders bedrückend sei am
Freitagvormittag zudem der Besuch eines Schiffsfriedhofs mit gestrandeten
Flüchtlingsbooten in Portopalo di Capo Passero gewesen. "Wie verzweifelt
müssen Eltern sein, die mit ihren Kindern kaputte Fischerboote besteigen und
hier übers Mittelmeer zu kommen um zu hoffen, dass sie in Sicherheit sind",
berichtete der hörbar betroffene Caritas-Generalsekretär, nachdem er selbst in
den Rumpf eines der Schiffe hinabgestiegen war.
Schwertner rief erneut dazu auf, die von mehr als 20 Organisationen gestartete
Initiative "Gegen Unrecht" zu unterstützen. Freitagmittag hatten sich auf der
Website "www.gegen-unrecht.at" bereits mehr als 34.500 Unterzeichner für eine
menschlichere europäische Flüchtlingspolitik ausgesprochen. "Ich hoffe, dass
in den nächsten Tagen noch viele Menschen in Österreich die Initiative
unterstützen; nicht damit wir Druck ausüben auf die Politik, sondern dass wir
Mut machen für einen menschlichen Umgang mit Schutz suchenden Menschen", sagte
der Wiener Caritas-Generalsekretär.
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(forts. mgl.) gut//
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