Jede vierte Person hat Diskriminierungserfahrungen gemacht, 72% melden die Vorfälle nicht
Utl.: Jede vierte Person hat Diskriminierungserfahrungen gemacht,
72% melden die Vorfälle nicht =
Wien (OTS) - Die Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH)
präsentierte heute gemeinsam mit dem Institut für höhere Studien
(IHS) eine in den letzten Monaten erarbeitete Studie zum Thema
"Diskriminierung an den Hochschulen". Es wurden dafür die Erfahrungen
von 3660 Studierenden an Österreichs Hochschulen nach Diskriminierung
aufgrund des Geschlechts und aufgrund der Herkunft analysiert. "Die
Ergebnisse zeigen uns jetzt, dass bereits jede vierte Person, die an
Österreichs Hochschulen studiert, Diskriminierungserlebnisse hatte.
Die meisten Diskriminierungen passieren in Form von Aussagen,
Kommentaren und zweideutigen Witzen. Allerdings zeigten sich auch
zumindest 20-30 Vorfälle, bei denen man von einer Straftat sprechen
kann und es zu Berührungen oder körperlicher Gewalt kam", so Julia
Freidl vom Vorsitzteam der ÖH. Vergleicht man das Auftreten von
Diskriminierung nach Studienart, so nimmt diese vom Bachelor- bis zum
Doktoratsstudium stark zu. "Geben im Bachelor noch 19,9% der
Befragten an, Diskriminierungserfahrungen gemacht zu haben, so sind
es im Doktorat bereits 42,7% der Befragten. Das zeigt uns, dass viele
Studierende in ihrer Hochschullaufbahn mit Diskriminierungen zu
kämpfen haben", so Freidl weiters.
Als für die ÖH besonders erschreckend, stellt sich der hohe
Prozentsatz der nicht gemeldeten Vorfälle. "72% der Betroffenen geben
an, ihre Vorfälle nicht gemeldet zu haben und sie nur mit Familie und
Freund_innen oder gar niemandem geteilt zu haben. Für uns zeigt das
ganz klar, dass es Anlaufstellen an den jeweiligen Hochschulen
braucht, die Studierenden bei derartigen Erlebnissen zur Seite stehen
und ihnen eine unkomplizierte Meldung der Vorfälle ermöglichen. Die
Hochschulen, das Ministerium und wir als ÖH sind hier zukünftig
gefragt", so Freidl. Außerdem zeigt sich, dass Diskriminierung
aufgrund des Geschlechts vor allem von Lehrenden ausgeht, während
Diskriminierung aufgrund der Herkunft meist von den anderen
Studierenden ausgeht. An Kunstuniversitäten zeigt sich außerdem, dass
hier Lehrende maßgeblicher für die Diskriminierungen verantwortlich
sind.
Bei näherer Betrachtung der Diskriminierungen aufgrund der Herkunft
fällt auf, dass vor allem Studierende aus Drittstaaten davon
betroffen sind. "Neben Stereotypisierung und sprachlichen
Beleidigungen kommt es für Studierende aus Drittstaaten aber auch zur
strukturellen Diskriminierung. So gibt es oft nur wenige
Informationen zu Studium oder Erwerbsmöglichkeiten in Englisch,
geschweige denn in einer anderen Sprache, aber auch stark
eingeschränkte Arbeitsberechtigungen. Wir fordern daher mehr Rechte
und bessere Informationen für die Studierenden aus dem Ausland, damit
Hochschulen der progressive Ort werden, der sie immer vorgeben zu
sein", so Freidl noch abschließend.
Alle Informationen zur Studie finden Sie unter:
http://www.oeh.ac.at/blog/diskriminierungserfahrungen-von-studierende
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