LH Kaiser, LT-Präsident Rohr und Künstler Gantschacher stellten Projekte mit Kärntner Beteiligung in Prag, auf der Insel Rügen, in Schweden und Russland vor
Utl.: LH Kaiser, LT-Präsident Rohr und Künstler Gantschacher
stellten Projekte mit Kärntner Beteiligung in Prag, auf der
Insel Rügen, in Schweden und Russland vor =
Klagenfurt (OTS/LPD) - 1915 erreichte der Erste Weltkrieg Kärnten und
1945 endete der Zweite Weltkrieg. Das Jahr 2015 ist daher für unser
Bundesland ein besonderes Gedenkjahr, wie Landeshauptmann Peter
Kaiser heute, Dienstag, in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit
Landtagspräsident Reinhart Rohr sowie dem Künstler und
Theaterregisseur Herbert Gantschacher betonte. Vorgestellt wurden
zwei internationale Projekte, an denen Kärnten über Gantschacher von
"ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater" intensiv beteiligt ist.
In der tschechischen Hauptstadt Prag werden sich eine Ausstellung und
ein Festival dem am 18. Oktober 1944 im Konzentrationslager
Auschwitz-Birkenau ermordeten Komponisten, Dirigenten und Pianisten
Viktor Ullmann widmen. Auf der deutschen Insel Rügen, in Schweden und
Russland werden in einem EU-geförderten Projekt die furchtbaren
Auswirkungen des Krieges aufgezeigt. Aktiv dabei eingebunden sind
auch taubblinde, gehörlose und fünfsinnige Jugendliche.
"Gedenkkultur soll nicht innerhalb von Landesgrenzen enden, wir
wollen sie exportieren und auch nach Kärnten importieren", betonte
Kaiser. Er wird gemeinsam mit Rohr am 8. April an der Eröffnung der
Ausstellung "Viktor Ullmann - Zeuge und Opfer der Apokalypse"
teilnehmen und will Kärnten in Prag positiv präsentieren. Der
Landeshauptmann dankte Gantschacher, der auch als Fachbeiratsmitglied
für Darstellende Kunst der Gedenkkultur immer das Wort rede. Kaiser
kündigte für 8. Mai die Eröffnung einer Gedenkstätte im Klagenfurter
Burghof an, wo sich in der NS-Zeit das Gestapo-Hauptquartier befand.
Der Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges wolle
man auch am 9. Mai bei einem Festakt im Wappensaal des Landhauses
gedenken. Am 24. Juli werden aus Anlass "100 Jahre Karnische Front"
in Kötschach-Mauthen eine Gedenkfeier und eine Angelobung von
Rekrutinnen und Rekruten des Österreichischen Bundesheeres
abgehalten. Verteidigungsminister Gerald Klug hat laut Kaiser sein
Kommen zugesagt, er wolle auch seine italienische Amtskollegin dazu
einladen. Man müsse aus der Vergangenheit lernen, um die Weichen für
die Zukunft stellen zu können, betonte Kaiser und verwies darauf,
dass sich Kärnten vom Kriegsland zu einer Friedensregion entwickelt
habe.
Rohr erwähnte die im Vorjahr erfolgte Enthüllung einer Gedenktafel
am Landhaus, die an Kärntner Parlamentarier erinnert, die der
nationalsozialistischen Diktatur zum Opfer fielen. Man müsse sich
selbstkritisch mit der Geschichte auseinandersetzen, Vergangenheit
dürfe nicht verdrängt werden, Gedenkkultur müsse wachhalten und
wachrütteln, meinte der Landtagspräsident. 2004 hatte er, damals noch
als Gemeindereferent des Landes, Gantschachers Kulturprojekt
"Krieg=daDa" in Arnoldstein unterstützt. Schon dieses begab sich auf
die Spuren Ullmanns, der als Artilleriebeobachter an der zwölften
Isonzoschlacht unweit von Kärntens Grenzen teilnahm, und kombinierte
wissenschaftliche Forschung mit künstlerischer Arbeit.
Gantschachers Erstkontakt mit dem Wirken Viktor Ullmanns liegt 38
Jahre zurück, 15 Jahre lang hat er sich intensiv damit
auseinandergesetzt. Er berichtete in der Pressekonferenz von seiner
Arbeit mit Überlebenden des Ghettos in der ehemaligen k. u.
k.-Festung Theresienstadt im heutigen Tschechien. Dort hatte Ullmann
ab 1942 viele seiner Werke geschaffen. "Du wirst irgendwann unsere
Geschichte weitererzählen", sollen ihm diese Zeitzeugen gesagt haben.
Auf die Spuren Ullmanns, dessen Kriegskorrespondenzen erhalten sind,
begibt sich Gantschacher an den ehemaligen Kriegsschauplätzen in
Slowenien, Kärnten und Italien mit dem Fahrrad und zu Fuß. Oft nimmt
er auch Menschen von außerhalb Kärnten an diese Stätten des Ersten
Weltkriegs mit. Mit seinen Projekten will Gantschacher über Kärnten
hinausgehen und zeigen, was das Land in Kunst und Kultur leisten
kann. Wichtig ist ihm die Arbeit mit jungen Menschen, bei denen er
ein Bewusstsein dafür schaffen wolle, was Krieg bedeute.
Die Ausstellung "Viktor Ullmann - Zeuge und Opfer der Apokalypse"
läuft im Prager Stadtarchiv vom 8. April bis 31. Mai. Das Viktor
Ullmann Festival fokussiert auf das Werk "Der Kaiser von Atlantis
oder die Tod-Verweigerung" und findet vom 14. bis 16. April statt.
Ullmanns Eltern entstammten jüdischen Familien, Vater Maximilian
konvertierte schon vor der Geburt Viktors zum katholischen Glauben.
Im Ersten Weltkrieg dienten Vater und Sohn in der k.u.k. Armee, der
Vater wurde zum Oberst befördert und in den Adelsstand erhoben.
"Hidden History - Kriegsinvalidität, Taubheit, Blindheit und
Taubblindheit im großen Krieg 1914-1918" soll auf ein zumeist wenig
beachtetes Kriegsthema aufmerksam machen. Die deutsche Stadt Sassnitz
auf der Insel Rügen führt das kulturelle und wissenschaftliche
Projekt mit den Städten Trelleborg in Schweden und Kingisepp in
Russland durch. Anlass ist der hundertste Jahrestag des beginnenden
Kriegsinvalidenaustausches 1915 zwischen dem Russischen Reich der
Romanows, dem Deutschen Reich der Hohenzollern und der
Habsburger-Monarchie über die Eisenbahnfähre Sassnitz-Trelleborg.
Österreichischer Vertreter bei "Hidden History" ist "ARBOS -
Gesellschaft für Musik und Theater", der Kärntner gehörlose
Schauspieler Werner Mössler spielt und macht Workshops und auch die
Neue Mittelschule Klagenfurt-Wölfnitz ist dabei. ARBOS ist an
folgenden Projekten beteiligt:
- 10. bis 16. Mai 2015, Sassnitz auf der Insel Rügen (Deutschland):
drei ARBOS-Projekte: "Eine Trommel, ein Seil, ein Schwamm, Handshaker
und viele andere Dinge mehr" ein Theaterprojekt mit taubblinden und
fünfsinnigen Jugendlichen; "Begreifen-Erriechen-Erschmecken" -
Theaterworkshop zur Sensibilisierung der Sinne und zum Begreifen der
Kultur- und Kommunikationstechniken von taubblinden Jugendlichen;
"Der Pianist Paul Wittgenstein und der Kriegsinvalidenaustausch ab
1915" - Veranstaltungsorte sind der Glasbahnhof, das Grundtvig-Haus
und das E-Werk in Sassnitz
- 28. Juni bis 3. Juli 2015, Kingisepp (Russland): "Verweigert den
Krieg!", ein Theaterprojekt mit Originaltexten der taubblinden Helen
Keller und des Wiener Pazifisten, Philosophen und Reformpädagogen
Wilhelm Jerusalem. "Begreifen-Erriechen-Erschmecken"
- 13. bis 15. August 2015, Sassnitz auf der Insel Rügen (Deutschland)
und Trelleborg (Schweden): "Der Pianist Paul Wittgenstein, Otto Bauer
und der Kriegsinvalidenaustausch ab 1915" - Veranstaltungsorte sind
der Glasbahnhof in Sassnitz und der historische Fährbahnhof in
Trelleborg
- 1. bis 9. Oktober, Sassnitz auf der Insel Rügen (Deutschland):
"Talking Gloves - Sprechende Handschuhe", Visuelles Theater zum Thema
Taubheit, Blindheit und Taubblindheit nach den Bildern "Sämann und
Teufel / Sturm. Den Namenlosen / Totenopfer / Der Auferstandene" von
Albin Egger-Lienz und Gedichten den "Wacht / Patrouille / Kriegsgrab"
von August Stramm; "Begreifen-Erriechen-Erschmecken" -
Veranstaltungsorte sind der Glasbahnhof, das Grundtvig-Haus und das
E-Werk in Sassnitz
(S E R V I C E: Infos unter www.arbos.at)
(Schluss)
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