Der Weg zum TTIP-Chlorhuhn ist damit nicht mehr weit.
Utl.: Der Weg zum TTIP-Chlorhuhn ist damit nicht mehr weit. =
Wien/Brüssel (OTS) - Gestern hat die EU-Kommission ein
Stakeholder-Treffen zum Thema "antibakterielle Behandlung von
Geflügelfleisch" einberufen. Zweck: Die Behandlung von
Geflügelfleisch mit Peroxy-Essigsäure soll auch in der EU zugelassen
werden. Im Lichte der Debatte um das "Chlorhuhn", das mit dem
Handelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA im Raum steht,
scheint das ein weiterer Schritt, den Forderungen der Agrarindustrie
entgegen zu kommen.
Bereits 2008 wagte die EU-Kommission einen Vorstoß und wollte die
Behandlung mit Chlor und Peroxy-Essigsäure durchsetzen. Bisher
scheiterte die Zulassung aber an den EU-Mitgliedsstaaten. 2013 wurde
auf Druck der US-Rinder-Industrie jedoch die Behandlung von
Rindfleisch mit Milchsäure zugelassen. Die USA hatten damals die EU
auf Basis der WTO-Verträge geklagt. Das Argument: Die EU stelle durch
ihr Importverbot für behandeltes Rindfleisch unnötige
Handelsbarrieren auf.
Ein Kniefall vor der Geflügelindustrie
Solche Handelsbarrieren sind nun auch bei TTIP wieder prioritäres
Thema. Heidemarie Porstner, TTIP-Sprecherin von GLOBAL 2000: "Trotz
der Beteuerungen der EU-Kommission, mit TTIP werde es kein Absenken
der Lebensmittel- und Landwirtschaftsstandards geben, versuchen sie
jetzt schon, genau das durchzusetzen. Die Desinfektion von Fleisch
mit verschiedenen Säure-Bädern verschleiert nur die schlechte
landwirtschaftliche Praxis, die hinter der Produktion von
Billigfleisch steht. Mit der Zulassung von Peroxy-Essigsäure für die
Geflügelbehandlung kommt sie den Forderungen der US-Geflügelindustrie
nach und zeigt einmal mehr vorauseilenden Gehorsam im Lichte von
TTIP." Die US-Geflügelindustrie forderte von Beginn der
TTIP-Verhandlungen an, dass die EU ihre Importverbote für mit solchen
Chemikalien behandeltes Fleisch aufheben soll. Andernfalls mache für
sie TTIP keinen Sinn.
Schlechte landwirtschaftliche Praxis verschleiert
Grund für die Behandlung mit Chlor, Peroxy-Essigsäure oder
Milchsäure ist die Desinfektion des Fleisches. Bakterien sollen damit
"abgewaschen" werden. "Dahinter stecken aber zwei Probleme", so
Porstner: "Zum einen kann durch diese Art der Behandlung die Zahl der
resistenten Keime steigen, die Behandlung wird also unwirksam. Zum
anderen verschleiert man dadurch nur, dass in der Massenproduktion
von Fleisch an sich schon resistente Keime entstehen. Gerade in der
intensiven Fleischproduktion werden große Mengen an Antibiotika
eingesetzt, weil die Tiere durch die schlechten Haltungsbedingungen
leichter krank werden. In den USA sind Antibiotika zudem als
Masthelfer zugelassen. Durch den hohen Einsatz von Antibiotika werden
die Bakterien resistent. Sie werden auch auf Menschen übertragen und
können so schwere Krankheiten verursachen."
Die Befürchtung, das "Chlorhuhn" könnte mit TTIP in die EU kommen,
scheint mit der aktuellen Debatte einmal mehr real. Billiges
Massenfleisch wird mit TTIP auf den EU-Markt drängen und der Druck,
solche Behandlungsmethoden auch hierzulande zuzulassen, wird steigen.
Die kleinen ProduzentInnen werden einmal mehr unter die Räder kommen.
Porstner abschließend: "Wie sollen wir der EU-Kommission noch
glauben, dass unsere Standards nicht gesenkt werden, wenn sie immer
wieder zeigt, dass sie vor den Forderungen der Industrie einknickt?"
Mit den geplanten Handelsabkommen TTIP und CETA sind unsere Umwelt-
und Lebensmittelstandards in Gefahr. Und auch die Landwirtschaft
gerät immer mehr unter die Räder. Deshalb gehen wir am 18. April
gemeinsam auf die Straße. Nähere Infos unter: www.global2000.at/ttip
Hintergrundpapier von Friends of the Earth:
https://www.foeeurope.org/sites/default/files/eu-us_trade_deal/2015/t
tip_chicken_briefing_-_march_2015.pdf
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