• 02.03.2015, 16:28:13
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  • OTS0195 OTW0195

Europäischer Luftraum: Aussagen des EU-Berichterstatters nicht nachvollziehbar

Gewerkschaft vida und Austro Control-Betriebsrat: EU-Parlamentarier Marinescu beleidigt gesamten Berufsstand – Seit 1997 neuer KV für LotsInnen

Utl.: Gewerkschaft vida und Austro Control-Betriebsrat:
EU-Parlamentarier Marinescu beleidigt gesamten Berufsstand –
Seit 1997 neuer KV für LotsInnen =

Wien (OTS) - "Die Aussagen des rumänischen EU-Parlamentariers
Marian-Jean Marinescu (Europäische Volkspartei) zu den Beschäftigten
in der Flugsicherung vor dem Hintergrund des gemeinsamen EU-Luftraums
Single European Sky (SES) zeigen klar, wessen Geistes Kind er ist",
kritisiert Austro-Control-Betriebsratsvorsitzender am Flughafen Wien,
vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart. "Offensichtlich hat Marinescu
nur die Interessen der Industrie-Lobby im Sinn. Gute
Arbeitsbedingungen, Beschäftigtenrechte und vor allem die Sicherheit
der Fluggäste und des Personals scheinen bei Marinescu, dem
Berichterstatter des EU-Parlaments zum SES, nur zweitrangig zu sein",
ist Liebhart verärgert. ****

Bei der Austro Control habe man für die FluglotsInnen seit 1997 einen
zeitgemäßen Kollektivvertrag mit einem beitragsorientierten
Pensionssystem. "Die FluglotsInnen und die österreichische
Sozialpartnerschaft haben es nicht notwendig, sich in dieser Weise
von Marinescu ausrichten zu lassen, wie Sozialpartnerschaft zu
funktionieren hat. Seine Ausführungen kommen der Pauschalbeleidigung
eines gut ausgebildeten und qualifizierten Berufstands gleich", ist
Liebhart empört.

"Der EU-Parlamentarier verwechselt Äpfel mit Birnen, wenn er den
Vergleich zwischen dem europäischen und dem amerikanischen
Luftraumüberwachungssystem und seiner Finanzierung zieht", so der
Betriebsrat weiter. "Die Luftraumüberwachung obliegt in den USA trotz
eines stark kapitalistischen Umfelds einer staatlichen Behörde. Diese
wird durch alle SteuerzahlerInnen in den USA finanziert, unabhängig
davon, ob die einzelne Person tatsächlich fliegt oder nicht. In
Europa finanzieren ausschließlich jene, die das System in Anspruch
nehmen - Airlines wie die Lufthansa, die gut eine Milliarde Euro im
Jahr verdient. Und dennoch oder gerade deswegen ist das europäische
System billiger als jenes der USA", stellt vida-Gewerkschafter
Liebhart fest: "Marinescu handelt in Unkenntnis oder hält bewusst
Fakten zurück. Es geht ihm offensichtlich nur um die Kosten der
Unternehmen und nicht um die Kosten für die BürgerInnen und
SteuerzahlerInnen."

"Die zwischenzeitlich in der EU eingeführten Luftraumblöcke erfüllten
ihren Zweck. Österreich befindet sich in einem Block mit seinen
Nachbarländern. Noch mehr direkte Flüge im europäischen Luftraum sind
aus Gründen der Sicherheit nicht zu empfehlen", hält Liebhart
Marinescu entgegen. Das Argument, dass Flugzeuge wegen 28 nationaler
Kontrollsysteme in der EU unnötige Verzögerungen im Luftraum auf sich
nehmen müssten, lässt Liebhart nicht gelten. "Die durchschnittliche
Abweichung von der kürzest möglichen Route beträgt nicht einmal 30
Kilometer bzw. rund 2 Prozent. Für ein Flugzeug ist das eine kaum
nennenswerte Distanz, die weder aus ökonomischer noch aus
ökologischer Sicht von Bedeutung ist", stellt Liebhart fest.
"Marinescu dürfte es hier an praktischer Erfahrung mangeln. Er wäre
gut beraten, mehr mit FluglotsInnen zu reden, und sich nicht
ausschließlich von Industrielobbyisten beraten zu lassen."

"Liberalisierungs- und Privatisierungsmaßnahmen aus Brüssel, die
Arbeitsplätze gefährden und Lohndumping fördern, lehnen wir ab",
kritisiert Liebhart: "Dagegen können wir unseren Widerstand jederzeit
wieder verstärken. Die gute Ausbildung sowie Qualität des Personals
und somit auch die Sicherheit der Passagiere und des
Airline-Personals müssen beim Air-Traffic-Management abseits des
Schielens auf größere Kapazitäten und Kosten ohne Wenn und Aber an
erster Stelle bleiben", fordert der vida-Gewerkschafter.

"Wir wollen in der europäischen Flugsicherung keine Situation analog
den Airlines, wo schon europäische FlugbegleiterInnen mit
Dumpinglöhnen aus dem arabischen Raum konkurrieren müssen. Wertvolle
Arbeitsplätze in der europäischen Wirtschaft müssen samt
Wertschöpfung in Europa bzw. Österreich erhalten bleiben. Das müssen
die EU-Kommission und vor allem auch Marinescu endlich ernst nehmen",
bekräftigt Liebhart.

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