Internationale Studie zu Selbstbestimmtem Leben und politischer Teilhabe zeigt Handlungsbedarf und innovative Lösungen auf – Oberösterreichisches Sozialberufegesetz ausgezeichnet
Utl.: Internationale Studie zu Selbstbestimmtem Leben und
politischer Teilhabe zeigt Handlungsbedarf und innovative
Lösungen auf – Oberösterreichisches Sozialberufegesetz
ausgezeichnet =
Klosterneuburg (OTS) - Wie auch in den Jahren zuvor belegt der soeben
erschienene Zero Project Report 2015, dass weltweit großer
Handlungsbedarf bei der Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte
von Menschen mit Behinderungen (UN CRPD) besteht. Zum
Schwerpunktthema "Selbstbestimmtes Leben und politische Teilhabe"
wurden überhaupt zum ersten Mal umfangreiche und international
vergleichbare Daten in 150 Ländern erhoben. 650 Expertinnen und
Experten wählten 39 innovative Praxisbeispiele und 11 innovative
rechtliche Regelungen aus, die weltweit als Vorbilder dienen können.
Die Detailergebnisse zu den 30 untersuchten Sozialindikatoren und der
gesamte Zero Project Report sind ab sofort online verfügbar:
http://zeroproject.org/wp-content/uploads/2015/02/Zero-Project-Report.pdf
Selbstbestimmtes Leben: größter Handlungsbedarf bei
persönlicher Assistenz
Der Begriff "Selbstbestimmtes Leben" bedeutet in der Praxis, dass
Menschen mit Behinderungen die Kontrolle über ihr Leben haben und
selbst Entscheidungen treffen können. Das beginnt bei so
grundsätzlichen Fragen wie: Wo, mit wem und wie möchte ich leben?
Zu den wichtigsten Voraussetzungen für Selbstbestimmtes Leben zählen
ein barrierefreies Umfeld, alternative Wohnformen zu Einrichtungen in
der Gemeinschaft und Angebote in der persönlichen Assistenz.
Von den 275 für den Zero Project Report befragten Expertinnen und
Experten gaben 93 Prozent an, dass in ihrem Land kein befriedigendes
Angebot für persönliche Assistenzleistungen existiert, oftmals
aufgrund von fehlender öffentlicher Finanzierung.
Eine herausragende soziale Innovation ist das weltweit einzigartige
oberösterreichische Modell der Peer-Beratung, wo Menschen mit
Behinderungen anderen beratend zur Seite stehen. Seit 2008 ist
Peer-Beratung in Oberösterreich ein gesetzlich anerkannter
Sozialberuf, für den sich Menschen mit persönlichen Erfahrungen mit
Behinderungen durch eine eigene Ausbildung qualifizieren können.
Derzeit beschäftigen Einrichtungen in Oberösterreich 72
Peer-Beraterinnen und Berater.
Politische Teilhabe: Informationsbarrieren als größte Hürde
Unter den vier abgefragten Sozialindikatoren zu politischer Teilhabe
wird von den Expertinnen und Experten die Zugänglichkeit von
Informationen über Wahlen, Wählerregistrierungen sowie
Barrierefreiheit von Infrastruktur, Stimmzetteln und Prozeduren am
schlechtesten bewertet. Nur 18 Prozent sind der Meinung, dass in
ihrem Land die Informationen von offizieller Stelle ausreichend
barrierefrei zur Verfügung gestellt werden, etwa in Form von
Gebärdensprache(Videos), als Audio-Material, barrierefrei lesbare
Texte im Internet oder in leicht verständlicher Sprache.
Auch wenn 50 Prozent der Expertinnen und Experten angeben, dass
Menschen mit Behinderungen in ihrem Land das aktive und passive
Wahlrecht genießen, ist dieses in der Realität vielfach
eingeschränkt. Insbesondere in Entwicklungsländern erfahren Menschen
mit Behinderungen beim passiven Wahlrecht eine kulturelle
Stigmatisierung, die sie meist von einer Kandidatur abhält. Zudem
gibt es in vielen Ländern Einschränkungen des geheimen Wahlrechts für
Blinde oder Menschen mit intellektuellen beziehungsweise
psychosozialen Behinderungen, die mit Hilfe ihrer persönlichen
Assistenz wählen müssen.
Über das Zero Project
Das Zero Project ist eine Initiative der Essl Foundation, die sich
weltweit in Zusammenarbeit mit dem World Future Council und dem
European Foundation Centre für die Rechte von Menschen mit
Behinderungen engagiert. Als Plattform verbreitet und entwickelt das
Zero Project vorbildliche Lösungen, die die tägliche Lebenssituation
von Menschen mit Behinderungen verbessern und ihre gesetzlichen
Rechte stärken. In Zusammenarbeit mit über 3.000 Expertinnen und
Experten aus 150 Ländern werden jedes Jahr die innovativsten und
effektivsten Praktiken und Regelungen identifiziert, im Zero Project
Report veröffentlicht und auf der Zero Project Conference
vorgestellt. Seit 2012 hat sich die Zero Project Conference als
internationales Gipfeltreffen in Sachen Behindertenrechte etabliert.
Im heurigen Jahr haben sich 475 Teilnehmer aus 62 Staaten
registriert.
Weitere Informationen sind online abrufbar unter: www.zeroproject.org
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