• 15.02.2015, 22:00:32
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TIROLER TAGESZEITUNG, Ausgabe vom 16.02.2015, Leitartikel von Christian Jentsch: "Und die Gräben werden immer tiefer"

Innsbruck (OTS) - Untertitel: Nach den Anschlägen von Paris und
Kopenhagen zittert Europa vor dem Terror. Einem Terror, der unsere
demokratischen Gesellschaften vor gewaltige Herausforderungen stellt.
Und nicht nur die Politik fordert.

Nach dem Albtraum von Paris geriet am Wochenende die dänische
Hauptstadt Kopenhagen in das Visier des Terrors. Der Angriff auf ein
Kulturcafé galt offenbar dem schwedischen Zeichner Lars Vilks, auf
den das Terrornetzwerk Al-Kaida wegen seiner Mohammed-Karikatur
bereits im Jahr 2007 150.000 Dollar Kopfgeld ausgesetzt hatte. Und
wieder einmal wurde eine Synagoge Ziel eines blutigen Attentats.
Wieder mussten Menschen sterben.
Europa ist in Alarmbereitschaft, die Angst vor dem Terror
radikaler Islamisten geht um. Fundamentalisten, welche den
Errungenschaften der Aufklärung
den Krieg erklärt haben und jüdische Gemeinden in Angst und Schrecken
versetzen, stellen Europa vor eine gewaltige Aufgabe. Es geht darum,
unsere Werte - vor allem auch jene der Toleranz und
Meinungsfreiheit - zu verteidigen und andererseits den Terrorismus
effektiv zu bekämpfen.
"Wir werden unsere Demokratie verteidigen", sagte die dänische
Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt nach den Anschlägen von
Kopenhagen. Und Dänemarks Königin Margrethe beschwor die Dänen, nach
den Terroranschlägen als Gemeinschaft zusammenzuhalten.
Jenen, die allen Andersgläubigen den Krieg erklärt haben, muss die
Stirn geboten werden. Das gilt für radikale Islamisten auf ihrem
blutigen Feldzug ebenso wie für andere menschenverachtende
Gesinnungen. "Unsere Antwort auf den Terror lautet: mehr Offenheit,
mehr Demokratie, aber nicht Naivität", erklärte 2011 der damalige
norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg nach den
fürchterlichen Anschlägen des Rechtsterroristen Anders Behring
Breivik in Norwegen.
Wie gesagt: Die westlichen Demokratien stehen vor einer gewaltigen
Aufgabe. Denn eines ist klar - die Gräben in der Gesellschaft werden
immer tiefer. Das Misstrauen wächst, die Angst geht um und die
Stimmung wird radikaler. Dabei wittern politische Scharfmacher
Höhenluft und gießen Öl ins Feuer.
Verantwortung bleibt ausgeblendet. Doch politische Verantwortung mit
Weitblick ist das Gebot der Stunde. Denn wer bewusst mit dem Feuer
spielt, droht die Fundamente unserer Demokratie und Gesellschaft ins
Wanken zu bringen.
Die Anschläge von Paris und Kopenhagen waren Anschläge auf eine
Welt, die wir verteidigen müssen. Aber mit Mitteln, die nicht den
Terroristen in die Hände spielen.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PTT

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