- 04.02.2015, 14:47:48
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Alpenverein: "Ja, es sind Fehler passiert."
Kritik an einer Gemeinschafts-Skitour entwickelte sich zum "Shitstorm"

Utl.: Kritik an einer Gemeinschafts-Skitour entwickelte sich zum
"Shitstorm" =
Innsbruck (TP/OTS) - Nachdem vergangenes Wochenende Bilder von einer
geführten Alpenvereinsskitour in der Steiermark veröffentlicht
wurden, hagelte es Kritik. 43 Personen waren eng hintereinander bei
Lawinenwarnstufe 3 in einem Hang aufgestiegen, in dem sich bei der
Abfahrt ein kleines Schneebrett löste. Niemand wurde dabei verletzt.
Dennoch droht den ehrenamtlichen Tourenführern nun ein Strafverfahren
wegen Gemeingefährdung. Der Alpenverein (ÖAV) erkennt die begangenen
Fehler und appelliert gleichzeitig zur objektiven Aufarbeitung.
Aufklärung nach "Shitstorm" in den Medien
"Die Bilder von der Skitour im Gesäuse haben sich in den sozialen
Medien rasant verbreitet, das war beinahe schon ein Shitstorm gegen
die veranstaltende Alpenvereinssektion. Für jeden Betrachter war
klar: Fehlverhalten, Massenauftrieb, Lebensgefahr! Hinterfragt wurde
die Situation nicht, auch die Beteiligten kamen nicht zu Wort",
kritisiert Michael Larcher, Bergführer und Leiter der
Bergsport-Abteilung im Alpenverein.
"Es ist ganz klar, dass hier Fehler begangen wurden - an den Pranger
stellen möchten wir die Sektion trotzdem nicht. Die betroffenen 10
Tourenführer gestehen ein, dass eine Aufteilung der Teilnehmer auf
Kleingruppen notwendig gewesen wäre. Auch die Einhaltung der
empfohlenen Sicherheitsabstände (10 Meter bei Hangneigungen über 30
Grad) wäre in diesem Fall richtig gewesen", erklärt Larcher nach
einem Gespräch mit den Verantwortlichen in der Sektion.
"Menschen machen Fehler, wie die Vorfälle in diesem Winter dramatisch
gezeigt haben. Im aktuellen Fall ist glücklicherweise nichts
passiert. Wir können nur alles in unserer Macht stehende tun, um
Tourengeher und Bergsteiger entsprechend auszubilden, und unsere
Sicherheitsstandards immer wieder in Erinnerung zu rufen", so der
Alpenvereins-Experte.
Mit der Gruppengröße steigt das Risiko - das Naturerlebnis
schwindet
Ganz klar spricht sich der Alpenverein gegen Massenveranstaltungen am
Berg aus: "Auch wenn gerade alle heiß auf Schnee sind: Kleine Gruppen
sind auf Skitouren nachweislich einem geringeren Risiko ausgesetzt.
Daher empfiehlt der Alpenverein bei Führungstouren eine Obergrenze
von acht Teilnehmern. In größeren Gruppen droht das Chaos durch
erschwerte Kommunikation, fehlende Übersicht und zunehmende Trägheit.
Doch es geht nicht nur um Sicherheit: Auch das Naturerlebnis leidet,
wenn man sich zu Dutzenden auf dieselbe Tour begibt", betont Michael
Larcher.
Hohe Verantwortung für Tourenführer
Die fortwährend angespannte Lawinensituation in diesem Winter
erfordert eine sorgfältige Tourenplanung und viel Erfahrung im
Gelände. "Wer an einer geführten Skitour teilnimmt, verlässt sich
dabei auf die Erfahrung des Tourenführers. Und dieser muss oft auch
die Konsequenzen tragen, wenn auf seiner Skitour etwas passiert -
eine große Verantwortung, die auf den Schultern unserer
ehrenamtlichen Führer lastet", so Larcher. Denn wie die bisherige
Saison gezeigt habe, seien auch die Erfahrensten - auch Bergretter
und Profibergführer - vor Fehlern nicht gefeit.
Einer kritischen Auseinandersetzung mit Fehlern am Berg steht
Österreichs größter Alpinverein sehr offen gegenüber. "Bedenklich
finden wir es allerdings, wenn diese Aufarbeitung zuallererst über
die Sozialen Medien passiert - was jede differenzierte Betrachtung
bereits im Keim erstickt", so Michael Larcher abschließend.
Tourenführer: Qualifikation für das Leiten von
Alpenvereinsgruppen
Die 4.500 ehrenamtlichen Tourenführerinnen und Tourenführer im
Alpenverein sind verantwortlich für das Bergsport-Programm der
Sektionen: sie übernehmen die Planung und Durchführung von
Führungstouren und Ausbildungskursen für Alpenvereinsmitglieder. Die
Tätigkeit als Tourenführer ist an eine entsprechende Alpinausbildung
geknüpft:
Neben langjähriger Erfahrung und hohem Eigenkönnen ist für
Tourenführer der erfolgreiche Abschluss eines Ausbildungslehrgangs
zum Übungsleiter oder Instruktor oder eine äquivalente bzw.
höherwertige Ausbildung vorausgesetzt. Auch regelmäßige Fortbildungen
sind für die Tourenführer verpflichtend. Sie sind auf ihren Touren in
ihrer Freizeit und ehrenamtlich tätig.
Linktipps:
- Empfehlungen des Österreichischen Alpenvereins für mehr Sicherheit
auf
Skitour: http://bit.ly/16lLc6O
- Ausbildung beim Alpenverein: www.alpenverein-akademie.at
- Tourenportal der Alpenvereine in Österreich, Deutschland und
Südtirol (mit aktuellem Lawinenlagebericht zu Wintersporttouren):
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at
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