- 04.02.2015, 08:30:03
- /
- OTS0012 OTW0012
Agenda Asyl: Minderjährige Asylsuchende werden im Stich gelassen!
Viele Jugendliche bleiben unterbetreut in Bundesstellen hängen
Utl.: Viele Jugendliche bleiben unterbetreut in Bundesstellen hängen =
Wien (OTS) - Das Asyl-Netzwerk Agenda Asyl kritisiert die mangelnde
Bereitschaft, Betreuungsplätze für die besonders schutzbedürftige
Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (UMF) zu
schaffen. Dadurch würden viele Jugendliche unterbetreut in den
Bundesstellen monatelang hängen bleiben. Das mindere ihre
Startchancen und führe auch immer wieder zu psychischen Problemen.
"Eine adäquate Betreuung von Anfang an ist dringend geboten", so die
VertreterInnen von Agenda Asyl.
Zu wenige Betreuungsplätze für Jugendliche
Derzeit befinden sich 742 unbegleitete minderjährige AsylwerberInnen
in den verschiedenen Bundesbetreuungsstellen des Innenministeriums.
Davon befinden sich rund 400 Jugendliche in Traiskirchen, rund 200 im
Ausweichquartier in Wien Erdberg, weitere 100 in der Betreuungsstelle
Mitte in Wien sowie 30 in der Erstaufnahmestelle West in Thalham. In
den letzten Monaten ist die Anzahl von unbegleiteten minderjährigen
Asylsuchenden stark angestiegen. Für diese Kinder und Jugendlichen
werden verhältnismäßig wenig neue Plätze in den Bundesländern
geschaffen. In den nächsten Wochen wird es zwar rund 300 neue
Grundversorgungsplätze für UMF in den Ländern geben, ist Christian
Schörkhuber von der Volkshilfe überzeugt.
Sollte der starke Neuzugang an minderjährigen Flüchtlingen jedoch
aufrecht bleiben, brauche es aber wesentlich mehr Ressourcen. "Es
sind nicht nur zusätzliche Unterbringungsplätze nötig, sondern die
Betreuungsplätze müssten den Standards der Kinder- und Jugendhilfe
entsprechen", betont Schörkhuber.
Schleppende Verfahren
Ein Großteil der Jugendlichen ist bereits zum Asylverfahren
zugelassen und müsste nicht weiter in der Bundesbetreuung verweilen.
"Die fehlenden Plätze und die schleppende Tätigkeit des Bundesamts
für Fremdenwesen und Asyl führt hier zu einem Missstand, der auf dem
Rücken von Kindern ausgetragen wird", kritisiert Anny Knapp, Obfrau
der asylkoordination österreich.
Flüchtlingskinder weniger wert?
Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge erhalten
Betreuungsorganisationen einen Tagsatz zwischen 39 Euro und 77 Euro
abhängig vom Betreuungsbedarf. Andrea Eraslan-Weninger,
Geschäftsführerin des Integrationshauses betont, dass
"Flüchtlingsorganisationen, die asylsuchende Kinder und Jugendliche
unterbringen, die Leistung zu einem Tagsatz bewerkstelligen müssen,
der nicht einmal der Hälfte des Tagsatzes der Kinder- und Jugendhilfe
entspricht. Die Tagsätze in der Grundversorgung müssten ganz dringend
den Tagsätzen in der Kinder - und Jugendhilfe angepasst werden." In
der Österreichischen Kinder- und Jugendhilfe beginnen die Tagsätze
bei 120 Euro.
"Das ist mit den verfassungsrechtlich verankerten Kinderrechten nicht
vereinbar" sagt Katharina Glawischnig von der asylkoordination
österreich. Jugendliche Flüchtlinge haben ab dem ersten Tag ihres
Aufenthalts Anspruch auf eine ihren Bedürfnissen und ihrer
Entwicklung abgestimmte Betreuung. Das gilt sowohl für die Betreuung
des Bundes wie für Quartiere des Landes.
Katastrophales Betreuungsverhältnis
In der Bundesbetreuung kommen momentan auf eine/n BetreuerIn mehr als
100 Jugendliche. Christoph Riedl vom Diakonie Flüchtlingsdienst meint
dazu: "Diese Betreuungsverhältnis ist vollkommen inakzeptabel. In der
Grundversorgungsvereinbarung ist für unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge ein Betreuungsverhältnis zwischen 1:10 und 1:20
vorgesehen." Dazu kommt, dass wie in der Eu-Aufnahmerichtlinie
vorgesehen, das Betreuerspersonal für unbegleitete Minderjährige im
Hinblick auf die Bedürfnisse der Minderjährigen adäquat ausgebildet
sein muss, eine Bestimmung, die in Österreich nicht ausreichend
umgesetzt ist. Nicht verwunderlich ist es daher, dass Jugendliche,
die mehrere Monate in der Bundesbetreuung aufhältig waren, vermehrt
mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Eine adäquate Betreuung
von Anfang an ist daher dringend geboten.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | DIK