Kärntens Gewerbe und Gewerkschaft schlagen Alarm: Höchste Dezember-Arbeitslosigkeit seit Beginn der Aufzeichnungen wird durch Billig-Konkurrenz aus dem Ausland weiter verschärft.
Utl.: Kärntens Gewerbe und Gewerkschaft schlagen Alarm: Höchste
Dezember-Arbeitslosigkeit seit Beginn der Aufzeichnungen wird
durch Billig-Konkurrenz aus dem Ausland weiter verschärft. =
Klagenfurt (OTS) - Einen gemeinsamen Hilferuf setzten heute die
Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer und die
Gewerkschaft Bau Holz Kärnten des Gewerkschaftsbundes ab: Zwar ist
mit 1. Jänner eine Novelle zum Lohn- und Sozialdumpinggesetz in Kraft
getreten, doch die Lage der heimischen Betriebe und ihrer Mitarbeiter
bleibt dramatisch. 339 Kärntner Gewerbe- und Handwerksbetriebe mit
4.285 Beschäftigten wurden im Auftrag der WK-Sparte Gewerbe und
Handwerk im Herbst 2014 vom Konjunkturforschungsinstitut KMU
Forschung Austria befragt. Das Ergebnis war alarmierend: Mit einem
wertmäßigen Minus von 4,5 Prozent bei den Auftragseingängen im
Vergleich zum Vorjahr setzte sich der Abwärtstrend vom Vorjahr fort.
Schon damals hatten die Betriebe ein Minus von 3,4 Prozent in ihren
Auftragsbüchern zu verbuchen. Aus der Sicht des Gewerbe und Handwerks
gilt dies für alle Branchen des Bau- und Baunebengewerbes,
insbesondere in den grenznahen Regionen. Wurde früher wenigstens noch
das Material in Österreich eingekauft, so ist auch dies immer
seltener der Fall. Spartenobmann Klaus Peter Kronlechner: "Eine
dramatische Entwicklung, die zum Abbau weiterer Arbeitsplätze und zu
einem massiven Kaufkraftverlust führen wird."
Dieser Trend trifft den Arbeitsmarkt zu einem äußerst ungünstigen
Zeitpunkt. "Noch nie seit 1988 - dem Beginn der verfügbaren
Aufzeichnungen - waren im Dezember so viele Menschen in Kärnten
arbeitslos. 31.690 Kärntnerinnen und Kärntner waren laut AMS mit
Jahresende als Arbeit suchend gemeldet, weitere 2.673 Personen
befanden sich in Schulungsmaßnahmen", unterstrich Alois Peer,
Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft Bau Holz. Die Zahl der
Arbeitslosen über 50 ist um 8,2 Prozent, die der Langzeitarbeitslosen
gar um mehr als 20 Prozent angestiegen. Die Gewerkschaft fordert
daher gezielte Maßnahmen zur Stärkung der regionalen Beschäftigung,
wie etwa die Fortsetzung der Förderungen für die thermische
Sanierung, klare Kriterien bei Auftragsvergaben und Kontrollen, die
Bekämpfung der Scheinselbstständigkeit, die Verlängerung des
Handwerkerbonus, eine nachhaltige Lehrstellenförderung und die
Verlängerung der Schwellenwertverordnung.
Ein Forderungsprogramm, dem sich die Wirtschaft anschließt:
"Fairer Wettbewerb bedeutet gleiche Spielregeln für alle", verlangt
der Landesinnungsmeister des Baugewerbes, Robert Rauter. Die enormen
Preisdifferenzen zwischen heimischen und ausländischen Anbietern aus
Slowenien und Italien von bis zu 40 Prozent würden vor allem bei
Firmen im grenznahen Bereich zu Umsatzrückgängen bis zu 50 Prozent
führen. Rauter führt die Billigkonkurrenz auf die Nichteinhaltung von
Vorschriften, mangelnde Qualität bei Material und Ausführung und die
kaum gegebene Gewährleistung zurück: "Mängel treten oft erst nach
Jahren auf. Einen Gewährleistungsprozess in Slowenien durchzusetzen -
da wünsche ich der Kundschaft viel Glück."
Viele private Kärntner Auftraggeber lassen sich dennoch vom
Billigangebot blenden. Rudolf Bredschneider, Landesinnungsmeister der
Maler und Tapezierer: "Ich sehe von meinem Betrieb in Bleiburg aus
mit Erschrecken, wie viele ausländische Firmenfahrzeuge jeden Tag die
Grenze passieren." Auch er verlangt schärfere Kontrollen durch die
Finanzpolizei, durch die Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse
(BUAK) sowie durch die GKK: "Wir halten uns strikt an alle
Vorschriften und Gesetze, beschäftigen bestausgebildete Facharbeiter,
und die Konkurrenz arbeitet mit oft unqualifiziertem, unter dem
Mindeststandardbezahlten Personal und Materialien fragwürdiger
Herkunft. Das gehört schärfer überpüft."
Das findet auch die Gewerkschaft. Die BUAG habe im Jahr 2013 899
inländische Unternehmen mit 2609 Arbeitnehmern kontrolliert und in
drei Fällen (bei 0,65 Prozent der Kontrollen) eine Entlohnung unter
dem österreichischen Kollektivvertrag festgestellt. Bei 104
Überprüfungen ausländischer Firmen mit nur 346 Beschäftigen wurden 31
Fälle von Unterentlohnung aufgedeckt, als in mehr als 27 Prozent der
Kontrollen). Peer: "Das ist nicht nur in Kärnten so, sondern in ganz
Österreich." Deshalb will Spartenobmann Kronlechner dem unfairen
Wettbewerb weitere Riegel vorschieben: Die Auftragsweitergabe an
Subunternehmer nach der Auftragserteilung soll ausgeschlossen werden,
dafür soll es Möglichkeiten zur Sicherstellung geben für den Fall,
dass verhängte Geldstrafen bei ausländischen Firmen nicht eingehoben
werden können.
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