- 22.12.2014, 22:00:33
- /
- OTS0165 OTW0165
TIROLER TAGESZEITUNG, Ausgabe vom 23.12.2014, Leitaritkel von Peter Nindler: "Landessilber sollte vergoldet werden"
Innsbruck (OTS) - Untertitel: Die Parallelen zwischen dem riskanten
Expansionskurs der Hypo Tirol und den nicht weniger verwegenen
Finanztransaktionen der landeseigenen Tiwag sind augenscheinlich. Und
die Strategien erfolgten beinahe zeitgleich.
Die Vergangenheit holt die Landespolitik ein: Die Hypo Landesbank
sorgt seit Tagen für Diskussionen, weil zu Beginn der 2000er-Jahre
die Basis für einen Expansionskurs in neue Märk-te in Bayern und
Südtirol/Italien gelegt wurde. Am Ende stehen heute
Wertberichtigungen von mehr als 330 Mio. Euro für faule Kredite. Vor
mehr als einem Jahrzehnt begann auch der Landesenergieversorger Tiwag
zu spekulieren. Wie bei der Hypo wollte der Stromkonzern mit dem
damaligen "Mainstream" mitschwimmen und setzte auf transatlantische
Finanzierungsmodelle: 14 Kraftwerke und Teile des Stromnetzes hat die
Tiwag langfristig verleast und dann wieder zurückgemietet. Die Zeit,
in der das Landessilber vergoldet werden sollte, fällt politisch an
das Ende der Ära von Altlandeshauptmann Wendelin Weingartner (VP) und
an den Beginn von Ex-LH und Landtagspräsident Herwig van Staa (VP)
als Chef der Landesregierung im Oktober 2002.
Tirol pokerte mit und spekulierte mit Volksvermögen. Zumindest bei
der Tiwag ist das Land bisher noch mit Gewinn ausgestiegen, doch das
Risiko bleibt, solange nicht alle Cross-Border-Verträge mit den
US-Investoren endgültig beendet sind. Der oberösterreichische
Landesrechnungshof hat es 2009 im Zusammenhang mit der Linz AG klar
und deutlich gesagt: Die europäischen Vertragspartner haben bei den
transatlantischen Leasing- bzw. Veranlagungsgeschäften viel höhere
Risken in Kauf genommen als die US-Partner. Wegen der neuen
gesetzlichen Regelungen in den USA müssen die Investoren aus Übersee
bisher - wenn überhaupt - nur entgangene Steuervorteile beklagen,
Tiwag und Co. hingegen von Finanz- zu Finanzkrise zittern.
Natürlich haben die Landesmanager von Hypo und Tiwag seinerzeit
federführend die "Expansionspolitik" vorbereitet und geplant, doch
der Eigentümer, sprich das Land, hat sie bereitwillig abgenickt.
Letztlich erklärt jedoch die Politik bei der Tiwag die Vorgänge bei
der Hypo und umgekehrt. Die ÖVP kann sich davon nicht lossagen,
dominiert sie doch seit 1945 die Landesgesellschaften. Und die SPÖ
als treu ergebener Regierungspartner bis 2013 spielte im wahrsten
Sinne des Wortes mit.
Die Finanzkrise 2008/2009 machte danach sowohl bei der Hypo als
auch bei der Tiwag eine Strategieschärfung notwendig. Die politische
Verantwortung für die Vergangenheit lässt sich jedenfalls nicht
abschütteln. Die Gegenwart von Hypo und Tiwag erinnert fast
demonstrativ daran.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PTT






