• 18.12.2014, 11:00:02
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  • OTS0073 OTW0073

Prognose für 2014 bis 2016: Leichte, aber unsichere Erholung

Wien (OTS) - Nach einer Stagnation seit dem Frühjahr 2014 dürfte sich
die österreichische Volkswirtschaft auch Anfang 2015 nur sehr
verhalten entwickeln. Die Vorlaufindikatoren geben derzeit keine
nennenswerten Hinweise auf eine Konjunkturbelebung. In kurzfristiger
Perspektive sind somit die Voraussetzungen für eine normale Erholung
des Wirtschaftswachstums in Österreich kaum gegeben. Erst im Jahr
2016 könnte eine etwas günstigere Entwicklung in Gang kommen. Neben
der anziehenden Weltwirtschaft sollten sowohl die Euro-Schwäche als
auch die niedrigen Rohstoffpreise der heimischen Wirtschaft wieder
etwas Schwung verleihen. Nach einem Wachstum von 0,4% im Jahr 2014
dürfte die österreichische Volkswirtschaft 2015 um 0,5% und 2016 um
1,1% expandieren.

Die Konjunktur verlor in Österreich im II. und III. Quartal 2014
erheblich an Schwung und schwenkte auf einen Stagnationspfad ein.
Nach der lebhaften Entwicklung im III. und IV. Quartal 2013 wuchs das
reale BIP saison- und arbeitstägig bereinigt nicht weiter. Das
Wirtschaftswachstum dürfte sich in Österreich nur langsam wieder
verstärken, bis zum Frühjahr 2015 zeichnet sich noch keine
durchgreifende Besserung der Konjunktur ab. Allerdings gibt es auch
keine Hinweise auf ausgeprägtere rezessive Tendenzen.

Ob die österreichische Wirtschaft im Laufe des Jahres 2015 wieder
kräftiger expandieren wird, hängt neben den nationalen
Reformanstrengungen und der Steuerreform auch vom internationalen
Umfeld ab. Wenn sich die Erholung im Euro-Raum wie erwartet verstärkt
und der Welthandel wieder an Dynamik gewinnt, ergeben sich auch für
die heimische Wirtschaft Wachstumsmöglichkeiten. Da die
österreichischen Unternehmen überwiegend einen geringen
Verschuldungsgrad und ausgewogene Preis-Kosten-Relationen aufweisen
und mit einer attraktiven Produktpalette auf allen wichtigen Märkten
präsent sind, sollten sie die sich ergebenden Chancen nutzen können.
Dies dürfte dank der sehr günstigen Finanzierungsbedingungen auch auf
die Investitionstätigkeit ausstrahlen. Dennoch wird das Wachstum im
Jahr 2015 nur geringfügig stärker ausfallen als 2014. Damit geht die
seit 2012 anhaltende Schwächephase in ihr viertes Jahr. Erst für 2016
ist mit einem leichten Anziehen der Dynamik zu rechnen1).

Trotz der geringfügigen Wachstumsbeschleunigung über den
Prognosezeitraum ist die Inflationsrate im europäischen Vergleich
hoch. Ausschlaggebend sind dafür zum einen das niedrige Niveau der
Energierohstoffpreise und zum anderen die Erwartung, dass sich die
Produktionslücke (Output Gap) bis Ende 2016 noch nicht geschlossen
haben wird. Nach einer Teuerungsrate von 1,6% im Jahr 2014 dürfte der
VPI im Jahr 2015 um 1,5% und im Jahr 2016 um 1,6% steigen. Über den
gesamten Zeitraum dürfte der öffentliche Sektor (gemessen an
administrierten Preisen und indirekten Steuern) einen nennenswerten
Beitrag zur Preissteigerung leisten. Neben einem mäßigen Wachstum des
Konsums der privaten Haushalte sollte auch die Investitionstätigkeit
über den Prognosehorizont etwas zunehmen. Beschäftigung und
Arbeitskräfteangebot werden sich weiterhin ausweiten. Weil die
Konjunkturdynamik zu gering ist, wird die Arbeitslosigkeit trotz der
Beschäftigungszuwächse anhaltend steigen. Die Außenwirtschaft dürfte
über den Prognosezeitraum einen leicht negativen Wachstumsbeitrag
liefern. Eine nachhaltige Erholung der österreichischen Ausfuhr ist
angesichts der trägen Entwicklung im Euro-Raum, auf den rund 50% der
österreichischen Exporte entfallen, noch nicht zu erwarten.

Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose - auf der WIFO-Website
(http://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/50880)

Trotz der verhaltenen Konjunktur dürfte sich die
Finanzierungssituation der öffentlichen Haushalte gegenüber 2013 im
Prognosezeitraum nicht weiter verschlechtern. Für 2014 wird ein
Budgetsaldo nach Maastricht-Definition von -3,0% des BIP erwartet,
der weiter auf -2,4% im Jahr 2015 und -1,9% im Jahr 2016 zurückgehen
könnte. Die Budgetprognose unterstellt, dass vom Konsolidierungskurs
nicht Abstand genommen wird und lediglich die automatischen
Stabilisatoren expansive fiskalpolitische Impulse setzen. Besondere
Risiken ergeben sich zudem auf der Ausgabenseite aus dem noch
unsicheren Finanzbedarf für die notverstaatlichen Banken.

1) Die Prognose wurde erstmals auf Basis des ESVG 2010 erstellt
(zu den methodischen Änderungen in der Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung und ihren Implikationen siehe u. a. aktuelle
Publikationen von Statistik Austria).

Methodische Hinweise und Kurzglossar

Periodenvergleiche

Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem
Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. Dies
schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl
von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im
Text wird auf "saison- und arbeitstägig bereinigte Veränderungen"
Bezug genommen.

Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ."
beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber der gleichen Periode
des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.

Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung
liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf
und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings
zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen
Methoden beruht.

Wachstumsüberhang

Der Wachstumsüberhang bezeichnet den Effekt der Dynamik im
unterjährigen Verlauf (in saisonbereinigten Zahlen) des
vorangegangenen Jahres (t0) auf die Veränderungsrate des Folgejahres
(t1). Er ist definiert als die Jahresveränderungsrate des Jahres t1,
wenn das BIP im Jahr t1 auf dem Niveau des IV. Quartals des Jahres t0
(in saisonbereinigten Zahlen) bleibt.

Durchschnittliche Veränderungsraten

Die Zeitangabe bezieht sich auf Anfangs- und Endwert der
Berechnungsperiode: Demnach beinhaltet die durchschnittliche Rate
2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von 2005 auf 2006, als letzte
jene von 2009 auf 2010.

Reale und nominelle Größen

Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um
Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell
ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens
angeführt.

Produzierender Bereich

Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte B, C und D
(Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Herstellung von Waren,
Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich
verwendet.

Inflation, VPI und HVPI

Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise
gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein
Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte
Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare
Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der
Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone ( siehe auch
http://www.statistik.at/ ).

Die Kerninflation als Indikator der Geldpolitik ist nicht
eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen Praxis, für die
Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete
Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im
österreichischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010)
enthaltenen Güter und Dienstleistungen in die Berechnung der
Kerninflation einbezogen.

WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest

Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund
1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung ihrer aktuellen
und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist
eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer
Investitionstätigkeit ( http://www.konjunkturtest.at/ ). Die
Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem
der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten Unternehmen.

Arbeitslosenquote

Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung
registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen.
Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und
unselbständig Beschäftigten (gemessen in
Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei
AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen,
die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als
erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde
selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die
Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den
Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die
Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen
Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis:
Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).

Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen Definition der
Arbeitslosenquote

Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in
AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der
Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler
berücksichtigt.

Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig
Beschäftigten" zählen auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld
beziehen, sowie Präsenzdiener mit aufrechtem
Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die
Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".

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