Wie eine Wiener Anwaltskanzlei im Internet gegen den kasachischen Ex-Botschafter Rakhat Aliyev im Internet Stimmung machen ließ. Diese spricht von einer Aufklärungskampagne.
Utl.: Wie eine Wiener Anwaltskanzlei im Internet gegen den
kasachischen Ex-Botschafter Rakhat Aliyev im Internet Stimmung
machen ließ. Diese spricht von einer Aufklärungskampagne. =
Wien (OTS) - Wie das Monatsmagazin DATUM in seiner aktuellen Ausgabe
berichtet, führte die Wiener PR-Agentur Modern Mind Marketing
(Mhoch3) eine Online-Negativkampagne gegen den kasachischen
Ex-Botschafter Rakhat Aliyev durch. Dabei verbreiteten
Mhoch3-Mitarbeiter in unzähligen Internetforen tausende Postings auf
Deutsch und Russisch, deren Kernbotschaft lautete, Aliyev sei des
Mordes, der Erpressung und anderer Straftaten schuldig. "(…) Er war
der Ex-Schwiegersohn des kasachischen Präsidenten und der kasachische
Botschafter in Österreich. Seine Verbrechen: Entführung, Folter und
Ermordung zweier Männer, Korruption, Geldwäsche. (...)", zitiert das
Monatsmagazin aus einem der bezahlten Userkommentare im Netz.
Auftraggeber dieser Negativkampagne war laut DATUM die Wiener
Anwaltskanzlei Lansky, Ganzger und Partner, welche die
Hinterbliebenen von Aliyevs mutmaßlichen Opfern rechtlich vertritt.
Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Wie DATUM vorliegende Verträge, Konzepte und Postings belegen, lief
die Negativkampagne gegen Aliyev bei der PR-Agentur Mhoch3 unter dem
Namen "Tagdyr". Der von der Kanzlei Lansky, Ganzger und Partner
rechtlich vertretene Opferverein "Tagdyr", hinter dem offiziell die
beiden Witwen zweier ermordeter kasachischer Banker stehen, setzt
sich für die Aufklärung der Morde ein. Mhoch3 war jüngst
international in die Kritik geraten, nachdem bekanntgeworden war,
dass sie seit 2004 im Auftrag von Unternehmen und Parteien
hunderttausende Werbepostings in mehreren Sprachen in Internetforen
veröffentlicht hatte. Dabei hatten sich die Agenturmitarbeiter -
ebenso wie bei der Negativkampagne gegen Aliyev - mithilfe tausender
Decknamen als normale User ausgegeben.
Der Oligarch Rakhat Aliyev, einst Anwärter auf die Thronfolge des
kasachischen Autokraten Nursultan Nazarbayev, soll 2007 zwei Manager
der kasachischen Nurbank entführt, gefoltert und ermordet haben.
Aliyev wurde in Kasachstan bereits zu 40 Jahren Haft verurteilt, in
Österreich laufen seit Jahren Ermittlungen gegen ihn wegen des
Verdachts auf Geldwäsche, Untreue und - seit 2011 - auch wegen
Mordes. Der Beginn des Prozesses gegen Aliyev, der sich seit Sommer
2014 in Wiener Untersuchungshaft befindet, soll 2015 starten. Für ihn
gilt die Unschuldsvermutung.
Manfred Ainedter, Aliyevs Anwalt, spricht von einem "einmaligen Fall
in der heimischen Justizgeschichte". Er sieht die Kampagne als Beweis
für Lanskys gezielten Versuch, das Rechtsschutzsystem Österreichs zu
beeinflussen. Anwalt Gabriel Lansky hingegen sieht kein ethisches
Problem darin, wenn eine Anwaltskanzlei eine PR-Agentur beauftragt,
einen Tatverdächtigen über Jahre hinweg im Internet als Verbrecher
darzustellen. "Das war keine Negativkampagne, sondern objektive
Information", sagt Lansky zu DATUM mit Blick auf den dringenden
Tatverdacht gegen Aliyev.
Wie die Unterlagen, die DATUM vorliegen, zeigen, koordinierte Herbert
Langsner, ehemals "News"-Chefredakteur und nunmehr PR-Berater, die
Negativkampagne im Auftrag der Kanzlei. Auch er spricht gegenüber
DATUM von einer "Informationskampagne". "Wenn man die Dinge beim
Namen nennt, ist das nicht immer schön, aber notwendig", sagt
Langsner, der den PR-Vertrag mit der Agentur vom Sommer 2011 laut dem
Magazin unterschrieben haben soll. Die PR-Agentur Modern Mind
Marketing wollte trotz mehrerer Anfragen keine Stellung zu dem Fall
beziehen.
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