- 28.11.2014, 16:01:38
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ÖGLB fordert: Empowerment gehörloser Menschen in Österreich
03. Dezember: Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung

Utl.: 03. Dezember: Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung =
Wien (OTS) - Im Zuge einer Pressekonferenz in Wien stellte die
Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes Mag.a Helene Jarmer
gemeinsam mit den Vorstandsmitgliedern Ing. Lukas Huber und Gabriele
Zemann Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität gehörloser
Menschen vor. Grundtenor der Pressekonferenz: Erst durch bilingualen
Unterricht und barrierefreie Arbeitsplätze kann eine selbstbestimmte
Lebensführung ermöglicht werden.
Jarmer fokussierte sich vor allem auf die prekäre Bildungssituation
und die Schlechterstellung der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS)
im Gegensatz zu anderen Minderheitensprachen in Österreich: "Trotz
Anerkennung der ÖGS in der Bundesverfassung im Jahr 2005 wurden
bisher keine weiteren Maßnahmen ergriffen, um die tatsächliche
Eingliederung dieser in den Bildungs- und Betreuungsbereich zu
ermöglichen. Die Betreuung und der Unterricht sind primär auf
Lautsprache(n) ausgerichtet. Gehörlosen Kindern und Jugendlichen wird
aufgrund dieser sprachlichen Barrieren der Zugang zu weiterführender
Bildung oder gar einem Studium erschwert. Nur maximal 1 Prozent der
ca. 10.000 gehörlosen ÖsterreicherInnen konnten bisher ein Studium
abschließen.
Gebärdensprachdolmetschung unterliegt finanziellen Einschränkungen
und der Verfügbarkeit von DolmetscherInnen. Daher fordern wir eine
Reform der LehrerInnenausbildung, welche bis heute nicht im Einklang
mit dem Prinzip der Inklusion der UN-Behindertenrechtskonvention
steht. LehrerInnen können, müssen derzeit keine ÖGS-Kompetenz
nachweisen um gehörlose Kinder und Jugendliche unterrichten zu
dürfen. Wir wollen das österreichweite Bildungsniveau heben - derzeit
gibt es vor allem in ländlichen Gegenden wenig bis keine
Unterstützung. Diese Menschen werden alleine gelassen."
"Wie unlängst der Fall zweier gehörloser Schülerinnen aus Kärnten
beweist, ist der Anspruch auf barrierefreien Unterricht leider nicht
selbstverständlich", so Huber. Der Landesschulrat für Kärnten
schreibt im November in einem Bescheid, dass die Muttersprache der
beiden nicht die Österreichische Gebärdensprache, sondern Deutsch
sei.
Der Österreichische Gehörlosenbund sieht diesen Bescheid als
schwerwiegende Diskriminierung an, da die verfassungsrechtlich
verankerte Anerkennung der ÖGS als Minderheitensprache in diesem
Bescheid nicht berücksichtigt wird. Die ÖGS ist die Muttersprache
gehörloser Menschen in Österreich. Muttersprache ist die Sprache, die
in der Familie gesprochen wird, mit welcher man sich identifizieren
kann, sich wohl und verstanden fühlt.
Zemann ging auf das Arbeitsleben gehörloser Menschen ein, das vielen
Zugangsbeschränkungen ausgesetzt ist. Die Kosten von DolmetscherInnen
werden nur in privaten Unternehmen und hier nur für vereinzelte
Einsätze, wie beispielsweise bei Teamsitzungen, übernommen. Gehörlose
Menschen im öffentlichen Dienst haben keinen Anspruch auf Bezahlung
von Dolmetschleistungen. Daher ist hier auch die Hürde einen
gehörlose/n MitarbeiterIn einzustellen höher.
Die VertreterInnen des ÖGLB wünschen sich für die Zukunft mehr
Selbstbestimmung: "Dazu gehören unter anderem Wahlmöglichkeiten.
Wahlmöglichkeiten in Hinblick auf die Wahl der Schule und Ausbildung,
Wahl des barrierefreien Kulturangebotes, Wahl der untertitelten
Fernsehsendung und vieles mehr."
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