Expertinnen und Experten in Diskussion bei WKÖ-Veranstaltung: Bestmögliche Kooperation und strenge Kontrollen zur Prävention notwendig
Utl.: Expertinnen und Experten in Diskussion bei WKÖ-Veranstaltung:
Bestmögliche Kooperation und strenge Kontrollen zur Prävention
notwendig =
Wien (OTS/PWK823) - "Gefälschte Medikamente in österreichischen
Spitälern", "Versorgungsengpässe aufgrund massiver Käufe und
gewinnbringender Verkäufe in anderen europäischen Ländern",
"Aufgriffe von gefälschten Arzneimitteln auf Flughäfen" - immer
wieder finden sich Schlagzeilen und Berichte wie diese. Das nahm die
Plattform "Gesundheitswirtschaft Österreich", eine Initiative der
Wirtschaftskammer Österreich, zum Anlass, zu einer hochkarätig
besetzten Diskussion unter dem Titel: "Medikamentenversorgung in
Österreich: Ein Sicherheitsnetz mit Schlupflöchern?" einzuladen.
Hochkarätige Expertinnen und Experten diskutierten am
Donnerstagabend in der WKÖ über die Schlupflöcher des per se guten
österreichischen Sicherheitsnetzes und die Herausforderungen bei der
Bekämpfung illegaler Machenschaften insbesondere im
Arzneimittelversand. Ein zentraler Punkt der Diskussion war die
Frage, wie das Bewusstsein über die Gefahren gefälschter Arzneimittel
geschärft werden kann.
Zentrales Ziel: Optimales Zusammenspiel aller Akteure
"Die jüngsten Vorkommnisse, zum Beispiel in Spanien, geben Anlass
zur Sorge, denn Gesundheit und Sicherheit der Patienten müssen im
Mittelpunkt aller Überlegungen und Maßnahmen bleiben. Diese Aspekte
sind auch zentrale Elemente in der Arbeit unserer Plattform", betonte
Martin Gleitsmann, Gastgeber und Mitinitiator der Plattform
"Gesundheitswirtschaft Österreich", bei der Eröffnung der
Veranstaltung. Es gehe dabei nicht um Schuldzuweisungen, sondern um
die optimale Zusammenarbeit aller Akteure entlang der
Arzneimittelkette.
Kampagne "Fight the fakes"
Jan Oliver Huber, Generalsekretär der Pharmig, warb dafür, die
Warnung vor gefälschten Arzneimitteln verstärkt in die Öffentlichkeit
zu bringen und wies auf die Kampagne "Fight the fakes"
(www.fightthefakes.org) hin. "Man kann gar nicht genug auf dieses
Thema hinweisen. Die Pharmaindustrie leistet ihren Beitrag zur
Vermeidung von Fälschungen: "Für die Serialisierung und Codierung der
Arzneimittel zur Umsetzung der Fälschungsrichtlinie werden wir
insgesamt 11 Milliarden Euro investieren", so Huber.
Offenlegung aller Distributionskanäle
"Hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass es in
Österreich Fälle von gefälschten Medikamenten in der legalen
Vertriebskette gibt - ich hätte gesagt: sicher nicht. Jetzt sage ich
das nicht mehr", so die Leiterin der Medizinmarktaufsicht der
österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
(AGES), Christa Wirthumer-Hoche. Eine Offenlegung aller
Distributionskanäle würde Klarheit schaffen, hier brauche es aber ein
Umdenken auf europäischer Ebene. Die Hauptquelle für gefälschte
Arzneimittel bleibe aber nach wie vor der Internetvertrieb, der
schwer zu kontrollieren sei.
Professioneller Internetauftritt lockt Konsumenten in
Fälschungs-Falle
Der Präsident der Apothekerkammer, Max Wellan, identifizierte drei
Schlupflöcher im Sicherheitsnetz der Medikamentenversorgung: Erstens
die "vagabundierenden Arzneimittel", also der Parallelhandel.
Zweitens der Fernabsatz von Medikamenten und drittens der
Identitätsdiebstahl, also z.B. eine zu erwartende Fälschung des neuen
EU-weiten Logos für Versandapotheken ab Mitte 2015 oder gefälschte
Absenderetiketten auf Paketen. Seine Erfahrung als Apotheker habe ihm
gezeigt, dass bereits ein professioneller Internetauftritt ausreicht,
um Konsumenten zu täuschen und in die Fälschungs-Falle zu locken.
Awareness-Kampagnen seien zur Aufklärung zu wenig, klare Verbote
würden eher zur Vermeidung von Fälschungen führen.
Qualität und Sicherheit schaffen Transparenz
Klaus Schuster, Geschäftsführer-Stv. des NÖ Gesundheits- und
Sozialfonds, betonte, dass Qualität und Sicherheit immer im Fokus
bleiben müssen: "Spitalsbetreiber müssen mit den öffentlichen
Steuergeldern achtsam umgehen und mögliche Kosteneinsparungen nützen.
Allerdings müssen neben dem Preis auch andere mögliche Risiken in der
Medikamentenversorgung und der gesamte Leistungsumfang wie Lagerung,
Liefersicherheit, Qualität etc. evaluiert werden." Aber nicht nur
Arzneimittelfälschungen sondern auch Wechselwirkungen in Zusammenhang
mit einer Polymedikation stellen große Risiken dar und können den
Patienten schaden. Allein Transparenz schafft Qualität und
Sicherheit.
Ein Prozent aller Arzneimittel gefälscht
Franz Bittner, Patientenombudsmann der Wiener Ärztekammer, zum
Problem der Arzneimittelfälschungen: "Ein Prozent aller Arzneimittel
sind gefälscht. Internet- oder Parallelhandel kann man nicht
verbieten, aber wir können uns dagegen entscheiden. Die Menschen in
Österreich haben großes Vertrauen in unser Gesundheitssystem, aber
wir müssen sorgsamer werden."
Die Diskutanten waren sich einig, dass die Arzneimittelkontrolle in
Österreich sehr gut funktioniert und dass weiterhin eine intensive
Zusammenarbeit aller betroffener Akteure und strenge Kontrollen
notwendig sein werden, um die Gesundheit und die Sicherheit der
österreichischen Patientinnen und Patienten auch in Zukunft zu
gewährleisten. (PM)
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