• 18.11.2014, 09:36:04
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Jugendliche im Internet: Wenn "Likes" das Selbstbewusstsein bestimmen

Aktuelle Studie: FEMtech-Forschungsprojekt imaGE 2.0 zur Selbstdarstellung von Mädchen und Burschen in Sozialen Netzwerken

Selbstdarstellung von Mädchen und Burschen im
Internet

Utl.: Aktuelle Studie: FEMtech-Forschungsprojekt imaGE 2.0 zur
Selbstdarstellung von Mädchen und Burschen in Sozialen
Netzwerken =

Wien (OTS) - Kein Platz ist besser für die Selbstpräsentation
geeignet als das Internet. Vor allem bei Jugendlichen steht die
eigene Imagepflege im Netz hoch im Kurs. Sie nutzen Soziale
Netzwerke, um ihr Leben zu dokumentieren und Ereignisse mit anderen
zu teilen. Das Heranwachsen im Netz bedeutet aber auch, Hürden
meistern zu müssen: ob Cyber-Mobbing, Konflikte mit Eltern oder
Lehrenden aufgrund von anstößigen Postings oder der Druck, den
vorgegebenen Rollenbildern zu entsprechen. Das soziale Handeln der
Jugendlichen im Internet und dessen Bedeutung für den Alltag
verstehen zu lernen, stand im Mittelpunkt des
FEMtech-Forschungsprojekts imaGE 2.0 (www.selbstdarstellung.at).
Insgesamt wurden mit 48 österreichischen Schülerinnen und Schülern im
Alter von 14-17 Jahren qualitative Gruppendiskussionen geführt. Die
Forschungsergebnisse sind in ein praxisorientiertes
Lehrenden-Handbuch geflossen, welches Kinder und Jugendliche bei der
kompetenten Internetnutzung unterstützen soll und auch zur Reflexion
von Geschlechterstereotypen anregen möchte.

Jugendliche nutzen das Internet auf vielfältige Weise, es ist in
ihrem Leben fest verankert. Eine wichtige Bedeutung kommt der
Selbstdarstellung der eigenen Person im Internet zu. Jugendliche
beschäftigen sich intensiv mit dem eigenen Image-Management. Vor
allem Soziale Netzwerke, wie etwa Facebook, Instagram, YouTube oder
WhatsApp, bieten dafür eine große Bühne.
Hier knüpft das FEMtech-Forschungsprojekt imaGE 2.0
(www.selbstdarstellung.at) an, dessen Ziel es war, die
Handlungsfelder und Auswirkungen der Selbstdarstellung von Mädchen
und Burschen im Internet verstehen zu lernen. Insgesamt wurden zehn
qualitative Gruppendiskussionen mit insgesamt 48 österreichischen
Schülerinnen und Schülern im Alter von 14-17 Jahren geführt. Hinter
dem Projekt stehen das Österreichische Institut für angewandte
Telekommunikation (ÖIAT) und das Büro für nachhaltige Kompetenz (B-NK
GmbH), gefördert durch die Österreichische
Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) mit Mitteln des
Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie.

Schön, lässig, cool - das Profilbild als "Tor zur Welt"

Fotos sind besonders wichtig für die digitale Selbstdarstellung. Vor
allem der Wahl des Profilbilds kommt eine große Bedeutung zu -
schließlich ist es in den meisten Sozialen Netzwerken öffentlich
einsehbar und für Jugendliche damit das "Tor zur Welt". Entsprechend
sorgfältig werden die Profilbilder inszeniert und ausgewählt. Auf
ihnen zeigen sich die Jugendlichen so, wie sie gerne von anderen
gesehen werden möchten. Die Wahl der Frisur, der Kleidung, der Pose
etc. gibt Auskunft über Lebensstil und Gruppenzugehörigkeit. Die Wahl
des "richtigen" Fotos wird daher auch immer von den innerhalb der
jeweiligen Altersgruppe vorgegebenen Rollenbildern bestimmt, und die
strotzen oft nur so vor traditionellen Geschlechterklischees. Zum
Beispiel wenn Burschen ihre Stärke mit Trainingsfotos oder Mädchen
ihre Schönheit durch anzügliche Posen demonstrieren. Eine Schülerin,
15 Jahre, dazu: "Jugendliche versuchen viele Fotos zu posten, weil
das Aussehen wichtig ist. Alle wollen eben schön, lässig und cool
wirken."

"Likes" als Währung für die Beliebtheit

Die eigene Selbstdarstellung im Netz ist für die Jugendlichen auch
immer eine Suche nach Bestätigung. Positive Reaktionen, etwa durch
Kommentare oder "Likes", auf die eigenen Postings dienen als
Gradmesser für die eigene Beliebtheit und tragen zum
Selbstbewusstsein bei. Wer viel Bestätigung erhält, fühlt sich besser
als andere. Das kann zu einem regelrechten "Konkurrenzkampf" im
Freundeskreis um die meisten "Likes" im Netz führen. Inhalte, die
nicht so gut ankommen wie erhofft, werden da auch schon mal wieder
gelöscht und durch andere/bessere ersetzt.

"Systematisches Ignorieren und Ausschließen in Sozialen Netzwerken
ist auch eine Form von Cyber-Mobbing. Postings, die kaum Bestätigung
erhalten, setzen die Jugendlichen stark unter Druck. Sie arbeiten
daher hart an der digitalen Selbstinszenierung, damit es erst gar
nicht so weit kommt. Manchmal kann das aber auch den gegenteiligen
Effekt haben, etwa wenn die Selbstdarstellung von anderen
Jugendlichen als zu übertrieben wahrgenommen wird. Die Jugendlichen
bewegen sich in einem permanenten Spannungsfeld zwischen
Authentizität und Inszenierung", sagt Sonja Schwarz vom
Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT).

Traurige Gefühle sind im Netz fehl am Platz

Soziale Netzwerke werden von den Jugendlichen als Raum gewünscht, in
dem alles positiv dargestellt werden soll. Um dieser
"Happy-Gesellschaft" zu genügen, werden traurige Gefühle oft bewusst
unterdrückt. Am ehesten werden sie noch bei Mädchen akzeptiert, aber
auch hier haben die Jugendlichen nur eine sehr geringe
Toleranzgrenze.

"Beim Umgang mit den eigenen Gefühlen werden die Unterschiede im
Online-Nutzungsverhalten von Mädchen und Burschen besonders sichtbar.
Burschen scheinen deutlich weniger Handlungsrepertoires zu besitzen
als Mädchen, vor allem, wenn es um das Ausdrücken trauriger
Gemütslagen geht. Zusätzlicher Druck wird durch Gleichaltrige erzeugt
- die befragten Jugendlichen waren sich einig darüber, dass es für
Burschen ziemlich uncool ist, online negative Gefühle anzusprechen
oder gar Zuspruch dafür zu erwarten", so Bente Knoll vom Büro für
nachhaltige Kompetenz.

Privat ist, was die Eltern nicht sehen sollen

Der "Schutz der Privatsphäre" ist im Zusammenhang mit Sozialen
Netzwerken ein oft diskutiertes Thema. Jugendliche haben ihre ganz
eigene Definition von Privatsphäre. Während Erwachsene darin oft die
Abgrenzung von Beruf und Privatleben sehen, ist es bei Jugendlichen
die Abgrenzung zu den Eltern. Sie möchten Geheimnisse haben dürfen
und selbst bestimmen, mit wem sie diese teilen. Doch auch wenn
Jugendliche die eigene Privatsphäre als wichtig einschätzen, heißt
das keineswegs, dass auch entsprechend gehandelt wird. Man spricht
von einem sogenannten "Privacy-Paradox".

Sonja Schwarz: "Obwohl die Jugendlichen wissen, dass ihnen so mancher
geposteter Inhalt Probleme bringen kann, posten sie ihn trotzdem,
weil ihnen in diesem Moment andere Bedürfnisse wichtiger sind. Ein im
Sozialen Netzwerk hochgeladenes aufreizendes Foto etwa kann zu einem
Streit mit den Eltern führen, auf der anderen Seite aber bringt es im
Freundesnetzwerk Aufmerksamkeit und Bestätigung."

Selbstdarstellung im Internet als Thema für die Schule

Jugendliche kennen die unterschiedlichen Risiken, die die Nutzung
digitaler Medien mit sich bringt. Ein Großteil hat bereits selbst die
eine oder andere schlechte Erfahrung gemacht. Dennoch tun sich
Jugendliche schwer, Online-Gefahren realistisch einzuschätzen und
brauchen hier Begleitung. Um Kinder und Jugendliche noch besser bei
der kompetenten Nutzung von Internet, Handy & Co. unterstützen zu
können, wurden die Ergebnisse aus dem FEMtech-Forschungsprojekt imaGE
2.0 in ein praxisorientiertes Lehrenden-Handbuch verpackt. Die in dem
Handbuch dargestellten Tipps und Übungen sollen in erster Linie zum
Reflektieren des eigenen Handelns anregen. Bei der Selbstdarstellung
im Internet ist es kaum möglich, "richtige" oder "falsche"
Verhaltensweisen aufzuzeigen. Darüber hinaus hat die
Selbstdarstellung im Internet auch viele positive Aspekte, die Kinder
und Jugendliche im Rahmen ihrer Ausbildung kennen und erlernen
sollten.

Kostenloser Download des Lehrenden-Handbuchs "Selbstdarstellung von
Mädchen und Burschen im Internet" sowie der vollständigen Studie
unter: www.selbstdarstellung.at

Über das ÖIAT
Das ACR-Mitglied Österreichische Institut für angewandte
Telekommunikation (ÖIAT) wurde 1997 als unabhängiges und
gemeinnütziges Institut mit wissenschaftlichem Beirat gegründet. Ziel
des ÖIAT ist es Konsumenten, Unternehmen, Non-Profit-Organisationen
und die Öffentliche Hand beim sicheren und effizienten Einsatz von
digitalen Medien zu unterstützen. Dazu zählen Projekte und
Initiativen wie Saferinternet.at (www.saferinternet.at), das
E-Commerce-Gütezeichen (www.guetezeichen.at), der Internet Ombudsmann
(www.ombudsmann.at) oder die Watchlist Internet
(www.watchlist-internet.at).

Über B-NK GmbH
Das Büro für nachhaltige Kompetenz arbeitet, forscht und berät zu den
ökologischen, ökonomischen, sozialen und gesellschaftlichen
Dimensionen der Nachhaltigkeit. Das Büro ist spezialisiert darauf, in
den scheinbar "geschlechtsneutralen" Bereichen wie Planung,
Mobilitätsforschung, Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung - aber auch
in Kommunikationsprozessen sowie in technologieorientierten
Forschungs- und Entwicklungsprojekten generell - die Relevanz von
Gender und Diversity aufzuzeigen und gemeinsam mit den handelnden
Personen Strategien zu entwickeln, Genderperspektiven auch in diese
Felder einzubringen. (www.b-nk.at, www.vielefacetten.at)

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sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

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