• 11.11.2014, 11:46:06
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"Marsch nach Wien" 2: Der Ärztemangel hat die Bundeshauptstadt erreicht

Immer weniger Bewerber für Kassenstellen - Bessere Rahmenbedingungen gefordert

Utl.: Immer weniger Bewerber für Kassenstellen - Bessere
Rahmenbedingungen gefordert =

Wien (OTS) - "Dass es in ganz Österreich einen Ärztemangel gibt,
lässt sich mittlerweile nicht mehr verleugnen", betont der Wiener
Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. "Es ist verständlich, dass die
Verantwortlichen in Großarl nun nach Wien reisen, um auf die
bedenkliche Situation in ihrer Gemeinde aufmerksam zu machen." Doch
sei der Ärztemangel nicht mehr nur ein Thema ländlicher Regionen:
Auch die Bundeshauptstadt spüre bereits die Auswirkungen. ****

Szekeres: "Im Moment können zwar noch alle Stellen einigermaßen
besetzt werden. Dass wird sich aber in den nächsten Jahren ändern,
wenn viele Kolleginnen und Kollegen der geburtenstarken Jahrgänge ins
Pensionsalter kommen." In Wien sind von den ungefähr 1400
niedergelassenen Allgemeinmedizinern 340 älter als 61 Jahre, aber nur
19 sind jünger als 35 Jahre.

Der Ärztemangel ist auch erkennbar, wenn man die Anzahl der
Bewerber für ausgeschriebene Kassenstellen betrachtet. In Wien wurden
im Jahr 2013 insgesamt 48 Kassenstellen für Allgemeinmediziner
ausgeschrieben. Für sieben dieser Stellen gab es im Zuge der ersten
Ausschreibung keinen einzigen Bewerber, für zehn weitere Stellen gab
es jeweils nur einen Bewerber. Auch bei sieben von 29
ausgeschriebenen Facharztstellen im Jahr 2013 hat sich jeweils nur
ein Bewerber gemeldet.

"Die Gesundheitspolitik muss sich eingestehen, dass es derzeit für
Ärztinnen und Ärzte nicht attraktiv ist, in Österreich zu arbeiten",
so Szekeres. "Dies gilt sowohl für den niedergelassenen Bereich als
auch für die Spitäler." Immer mehr junge Mediziner entscheiden sich
für eine Karriere im Ausland, da sie dort wesentlich bessere
Einkommens- und Arbeitsbedingungen vorfinden.

"Es gibt viele Chancen, die man angehen kann"

"In Wien merken wir außerdem, dass für viele das Kassensystem
nicht mehr attraktiv ist und sich immer mehr Kolleginnen und Kollegen
für eine Tätigkeit als Wahlarzt entscheiden", erklärt Szekeres die
aktuelle Situation. Allein seit Ende 2010 ist die Zahl der Wahlärzte
in Wien um 381 auf derzeit 2860 gestiegen.

"Die Ärztekammer fordert seit Längerem strukturelle Veränderungen
und bessere Rahmenbedingungen für jene Menschen, die sich für den
Arztberuf entscheiden", so Szekeres. "Wenn die verantwortliche
Politik nicht rasch wirksame Maßnahmen einleitet, sind ein massiver
Ärztemangel und entsprechende Versorgungslücken unausweichlich."

Erforderlich im niedergelassenen Bereich seien vor allem flexible
Formen der ärztlichen Zusammenarbeit, wie Gruppenpraxen, Teamarbeit
in Hausarztordinationen, Praxisnetzwerke, Time-Sharing-Ordinationen,
neue Formen der Vertretung sowie angemessene
Bereitschaftsdienstmodelle.

Zu den besseren Rahmenbedingungen gehört, neben einer besseren
Vereinbarkeit von Beruf und Familie, aber auch ein Abbau der
Bürokratie. "Es muss für die Zukunft sichergestellt werden, dass
Ärztinnen und Ärzte ausreichend Zeit für Gespräche mit ihren
Patienten bleibt", fordert Szekeres. "Es gibt viele Chancen, die man
angehen kann. Gerne möchten wir diese gemeinsam mit der neuen
Gesundheitsministerin nützen." (hpp)

(Schluss)

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