- 29.10.2014, 13:08:57
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Kräutler zu Brasilien-Wahl: Politik der Straßenwalze geht weiter
Bischof der Amazonasregion bei Vortrag im Wiener Raiffeisen-Haus: Neue-alte Präsidentin Rousseff bei Umwelt- und Indio-Fragen stur - Von der Fußball-WM ist bis auf leere Stadien nichts geblieben
Utl.: Bischof der Amazonasregion bei Vortrag im Wiener
Raiffeisen-Haus: Neue-alte Präsidentin Rousseff bei Umwelt-
und Indio-Fragen stur -
Von der Fußball-WM ist bis auf leere Stadien nichts geblieben =
Wien, 29.10.14 (KAP) Auch nach der jüngsten Präsidentenwahl werde es
in Brasilien weiterhin ein "ungerechtes System" geben, in dem die
Ärmsten in der Bevölkerung keinerlei Rechte und Stimme hätten. Das
konstatierte der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler bei
einem Vortrag am Dienstagabend im Wiener Raiffeisen-Haus. Der nur
knappe Sieg der schon bisherigen Präsidentin Dilma Rousseff
verdeutliche aber, dass die Menschen mit der Politik insgesamt
unzufrieden seien. Auch der Umstand, dass ein Viertel aller
Wahlberechtigen trotz genereller Wahlpflicht gar nicht zur Urne
gegangen sei, wertete der Bischof als Zeichen der allgemeinen
Politikverdrossenheit im Land.
Leider würde Rousseff ihre "Politik der Straßenwalze" nun weitere
vier Jahr fortführen können, so Kräutler. Besonders bei Problemen
hinsichtlich der indigenen Bevölkerung oder beim Umweltschutz habe
die Präsidentin bisher immer auf stur geschaltet und keinerlei
Dialog zugelassen. Dies werde sich wohl auch in Zukunft nicht ändern.
Durch den Bau der vielen Kraftwerke im Amazonasgebiet auf dem Gebiet
der Indios habe man Tausende Menschen umgesiedelt und sie so
komplett aus ihren Lebensverhältnissen gerissen. Die
Umweltzerstörung in Amazonien sei enorm und habe gravierende
Auswirkungen auf das Weltklima, warnte Kräutler: "Die
Umweltzerstörung macht nicht an der brasilianischen Staatsgrenze
Halt."
Der Schutz der indigenen Bevölkerung sei zwar in der Verfassung
verankert, in der Realität würden die Indios aber weiterhin
enteignet, zwangsumgesiedelt und kulturell beschnitten, beklagte der
Bischof von Xingu. Wenn man damit aufhöre, sich für die Rechte der
Indigenen einzusetzen, seien diese in wenigen Jahrzehnten mit
Sicherheit komplett verschwunden, warnte Kräutler.
WM war "wahnsinnige Geldverschwendung"
Eine "wahnsinnige Geldverschwendung" sei die Fußball-WM im
vergangenen Sommer gewesen, sagte Kräutler weiter. Bis auf die
leeren und überdimensionierten Stadien sei nichts übrig geblieben.
An der Situation der Menschen habe sich nichts geändert, und vom
versprochenen wirtschaftlichen Aufschwung sei nichts zu sehen.
Wenn man sehe, wie viele Kinder im Land weiterhin an Unterernährung
litten oder dass Millionen Menschen weder lesen noch schreiben
könnten, wirke der Aufwand, der betrieben wurde, "unmoralisch und
geradezu grotesk". Mit den Olympischen Spielen 2016 stehe aber
bereits der nächste Großevent an. Die Politik habe deswegen die
Weltmeisterschaft schon längst ad acta gelegt.
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