- 24.10.2014, 11:22:48
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Dr. Josef Grubner: Ernüchterndes Ergebnis der 10. Pädagogischen Fachtagung
Je mehr wir in Kindergarten und Schule dokumentieren, testen und evaluieren, desto weniger Beziehungsarbeit und Bildungsqualität vor Ort

Utl.: Je mehr wir in Kindergarten und Schule dokumentieren, testen
und evaluieren, desto weniger Beziehungsarbeit und
Bildungsqualität vor Ort =
St. Pölten (OTS) - Die 10. Pädagogische Fachtagung der
Interessenvertretung der NÖ Familien beschäftigte sich mit der
"Wegsuche zur Qualitätssicherung in der Arbeit mit Kindern in
Kindergarten, Tagesbetreuungseinrichtungen und Schule".
Betont offen beleuchtete Mag. Johann Heuras, 2. Präsident des NÖ
Landtages, in seiner Eröffnungsansprache die Situation in unseren
Bildungsinstitutionen. "Was ist denn da passiert, dass Qualität
nachlässt, je mehr von Qualität, von Sicherung, von Kompetenz
gesprochen wird?
Es reicht nicht, zu testen, zu standardisieren, zu evaluieren,
sondern entscheidend in unserem erzieherischen und pädagogischen
Zugang ist die Persönlichkeit des Pädagogen und der Pädagogin."
Zustimmend bekräftigte Dr. Josef Grubner, Präsident der
Interessenvertretung der NÖ Familien, in seiner fachlichen
Einführung: "Die qualitätsvolle Arbeit von gut ausgebildeten
Pädagoginnen und Pädagogen ermöglicht Bildung. Der Fokus auf ein
vorwiegend an das System gerichtetes Qualitätsmanagement führt nicht
zu einer Verbesserung der pädagogischen Arbeit."
In seinem Impulsreferat berichtete Dr. Egyd Gstättner, Journalist und
Publizist, über die vielfältigen Reaktionen zu seinem im Jänner
dieses Jahres veröffentlichten Gastkommentar in der Presse "Ich
qualitätssichere nicht, ich arbeite!". Viele Professionisten seien
unzufrieden darüber, dass wertvolle Arbeitszeit für Dokumentations-
und Statistiktätigkeiten verloren geht. "Vor lauter Evaluieren und
Dokumentieren kommen die Pflegerinnen und Pfleger nicht mehr zum
Pflegen, die Lehrer nicht mehr zum Lehren."
Mit seinem Beitrag "Normal ist, verschieden zu sein!
Qualitätssicherung - Benefit für das Kind!?" forderte Univ.-Prof. Dr.
Martin Jäggle, langjähriger Dekan der Katholisch-Theologischen
Fakultät der Universität Wien, jedem Kind seine Zeit für seine
Entwicklung und für seinen Bildungsweg zu ermöglichen. "Eine
Qualitätssicherung, die durch Vorgaben bewusst oder unbewusst
einengt, ist gegen das Kind gerichtet und verhindert Bildung."
In den Tischrunden tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
darüber aus, inwieweit die vorgegebenen Qualitätssicherungsmaßnahmen
für die eigene Arbeit als förderlich erlebt werden.
Resümierend steht das ernüchternde Ergebnis: "Unsere Pädagoginnen und
Pädagogen brauchen mehr Zeit für das Kind und weniger bürokratische
Vorschriften von außen!"
Tagungsverlauf: www.interessen-noefamilien.at
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