• 16.10.2014, 10:11:40
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Arme Kinder von heute sind die chronisch Kranken von morgen

UN-Tag gegen Armut: Den gesundheitlichen Folgen von Armut entgegentreten / Armut geht unter die Haut.

Utl.: UN-Tag gegen Armut: Den gesundheitlichen Folgen von Armut
entgegentreten / Armut geht unter die Haut. =

Wien (OTS) - "Bei armutsbetroffenen Kindern treten ein mehr an
Kopfschmerzen, Nervosität, Schlafstörungen und Einsamkeit auf", weist
die Armutskonferenz anlässlich des morgigen UN-Tags gegen Armut auf
die Folgen von Armut hin. "Wo Sicherheit fehlt, wird die kritische
Phase des Einschlafens doppelt schwierig. Und der stressige Alltag
unter finanziellem Dauerdruck erreicht auch die Kinder und zwingt
sie, sich den Kopf zu zerbrechen", so Martin Schenk, Sozialexperte
und Psychologe. Bei Kindern von Erwerbslosen und Sozialhilfebeziehern
treten überproportional Bronchial- Erkrankungen und Kopfschmerzen
auf. Die Atemwegserkrankungen rühren oft von feuchten Wohnungen her.
Viele Kinder tragen die soziale Benachteiligung als gesundheitliche
Benachteiligung ein Leben lang mit. Sie sind auch als Erwachsene
deutlich kränker als der Rest der Bevölkerung. "Arme Kinder von heute
sind die chronisch Kranken von morgen", so Schenk von der
Armutskonferenz.

Sozialer Ausgleich ist gute Medizin

Kein Geld zu haben, macht ja nicht direkt krank. Sondern die
Alltagssituationen, die mit Armut und mit allen damit einhergehenden
Prozessen verbunden sind. "Arme Raucher sterben früher als reiche
Raucher".

Wer mit Gesundheitsfragen von Armutsbetroffenen zu tun hat, sorgt
sich um schimmelfreie Wohnungen, Bildung, Arbeit,
Erholungsmöglichkeiten, und eine Auflösung der belastenden
Existenzangst. Die Gesundheitsdienste müssen den Zugang, die
Inanspruchnahme und die Qualität unabhängig von Einkommen und
Herkunft gewährleisten. Die Ärmeren müssen in ihren
Selbsthilfepotentialen und Ressourcen gestärkt werden; was auch
Auswirkungen auf einen gesünderen Lebensstil hat.

Gesundheitsförderndes Verhalten ist am besten in
gesundheitsfördernden Verhältnissen erreichbar. Und sozialer
Polarisierung können wir entgegentreten. Die Daten sprechen für sich:
Sozialer Ausgleich ist eine gute Medizin, so Schenk.

Herzkrankheiten, Bewegungsapparat, Stoffwechsel

Die meisten Beschwerden treffen die unteren Einkommensgruppen zwei
bis dreimal häufiger als die oberen. Der größte Unterschied zwischen
den Einkommensgruppen findet sich bei Beschwerden mit
psychosomatischem Anteil, bei Depressionen und depressiven
Verstimmungen, Kopfschmerzen, Angst, Nervosität, Müdigkeit und
Kraftlosigkeit. Einen etwas kleineren Unterschied zeigen
Gelenksschmerzen, Magen-Darm- und Verdauungsbeschwerden,
Atemschwierigkeiten, Konzentrationsstörungen und bei den Frauen
Schlafstörungen. Besonders ausgeprägt sind die gesundheitlichen
Ungleichheiten bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, des
Stoffwechsels und des Herz-Kreislaufsystems.

Chronische soziale Belastung geht unter die Haut

Auffallend stark treten die psychosozialen Auswirkungen hervor. Armut
kränkt die Seele. Menschen mit geringem sozioökonomischem Status
weisen signifikant mehr Krankenhausaufenthalte aufgrund affektiver
Störungen wie Depression auf. Bei arbeitslosen Personen beträgt die
Wahrscheinlichkeit noch ein Vielfaches. Ähnliche Unterschiede lassen
sich auch für Belastungsstörungen beobachten. Menschen, die psychisch
erkranken, haben bei sinkenden Chancen am Arbeitsmarkt,
nicht-existenzsichernden Sozialleistungen und häufiger
Stigmatisierung ein hohes Risiko, in die Armut zu rutschen. Aber auch
der umgekehrte Weg von der Armut in eine schwere psychische Krise ist
in der Public Health Forschung deutlich belegt. Chronische
sozioökonomische Belastung geht unter die Haut.

Lücken: Psychische Hilfen, Prävention, Rehabilitation,
Krankenversicherung

Für die bessere Gesundheitsversorgung fordert die Armutskonferenz:

- Psychotherapie und psychosoziale Notdienste: erleichterter Zugang
zu kostenloser Psychotherapie, Ausbau von Therapie- und
Beratungseinrichtungen und psychosozialen Notdienste außerhalb der
Ballungszentren

- Prävention und Rehabilitation: erleichterter Zugang zu präventiven
Gesundheitsmaßnahmen wie Kuren etc., uneingeschränkter Zugang zu
REHA-Maßnahmen. Personen mit multiplen Beeinträchtigungen sind wegen
Betreuungsbedarf von Kuren ausgeschlossen.

- Finanzielle Unterstützung: Unbürokratische finanzielle
Unterstützung bei Behandlungen mit hohen Selbstbehalten (Zahnersatz,
Regulierungen, etc.) sowie bei notwendigen Heilbehelfen (Hörgeräte,
orthopädische Hilfen etc.) Selbstbehalte außerhalb der
Rezeptgebührenbefreiung sind für Prekarisierte und Armutsbetroffene
nicht leistbar.

- Krankenversicherung: Schließen der Lücken für Menschen ohne
Krankenversicherung

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