52. Fachtagung der Österreichischen Gesellschaft für Energietechnik (OGE) im OVE
Utl.: 52. Fachtagung der Österreichischen Gesellschaft für
Energietechnik (OGE) im OVE =
Wien/Wels (OTS) - Eine sichere Stromversorgung ist die Basis für
einen prosperierenden Wirtschaftsstandort Österreich ebenso wie für
Lebensqualität und Wohlstand in unserem Land. Lange Zeit war die
sichere Versorgung oberstes Gebot der Energiewirtschaft, dem andere
Ziele unterzuordnen waren. Das Ergebnis zeigt sich in der
hervorragenden Position, die Österreich in der europaweiten
Ausfallsstatistik einnimmt. Doch der allgemeine wirtschaftliche Druck
geht auch an der Energiewirtschaft nicht spurlos vorüber, was sich
unter anderem auf Neu- und Ersatzinvestitionen von Kraftwerks- und
Netzbetreibern auswirkt.
Ist am Ende unsere hochqualitative Stromversorgung durch
Einsparungstendenzen gefährdet? Stehen also "Qualität" und
"Wirtschaftlichkeit" für die Sicherheit der Energieversorgung,
insbesondere der Stromversorgung, im Widerspruch zueinander? Führt
der aktuelle Kostendruck zu einer Verringerung der Qualität der
Stromversorgung? Welche Herausforderungen stellt dies an
Elektrizitätswirtschaft, Wissenschaft, Industrie und Politik, damit
die in Österreich sehr hohe Qualität der Stromversorgung trotz
wirtschaftlichen Drucks auch künftig gewährleistet werden kann? Und
welche Auswirkungen hat das auf den Konsumenten?
Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Fachtagung der
Österreichischen Gesellschaft für Energietechnik (OGE) im OVE, die am
16. und 17. Oktober in Wels stattfindet. Antworten darauf liefern
Referate von hochkarätigen Vortragenden aus Energiewirtschaft,
Industrie, Wissenschaft und Öffentlicher Hand.
Langfristiger Konsens zwischen Energiedienstleistern und
Regulierungsbehörde gefordert
Mit nur etwa einer halben Stunde ohne Strom pro Abnehmer und Jahr
haben österreichische Stromkunden eine sehr hohe
Versorgungssicherheit. Damit liegt Österreich in der europaweiten
Ausfallsstatistik am hervorragenden dritten Platz. Die
österreichischen Verteilnetzbetreiber investieren laufend in
qualitätsverbessernde bzw. qualitätserhaltende Maßnahmen. Sie
unterliegen jedoch einem Benchmark-System, in dem anhand eines
Kostenvergleichs die Effizienz jedes Netzbetreibers ermittelt wird.
Aufgrund des Resultates schreibt die Regulierungsbehörde den
Netzbetreibern individuell verpflichtende Kostenreduktionen vor.
Damit dieser Kostendruck nicht zu negativen Auswirkungen für den
Konsumenten führt, fordert Ernst Inführ, Geschäftsführer der Wels
Strom GmbH, einen Konsens zwischen der Branche und der
Energie-Control Austria, der aufgrund der langfristigen Investitionen
der Energiedienstleister auch langfristig tragfähig sein muss.
Bei längerem Stromausfall droht gesellschaftlicher
Totalkollaps - "Plan B" notwendig
Herbert Saurugg geht sogar einen Schritt weiter, wenn er die Qualität
der Energieversorgung betrachtet. "Aus einer systemischen Gesamtsicht
sind die negativen Entwicklungen im europäischen
Stromversorgungssystem bereits zu weit vorangeschritten, um ein
Blackout in absehbarer Zukunft ausschließen zu können", mahnt der
Koordinator der Plattform "Plötzlich Blackout!" und Leiter des
Resilienz Netzwerks Österreich. "Die Stromversorgung ist eine
besonders kritische Infrastruktur. Bereits nach wenigen Tagen Ausfall
droht ein gesellschaftlicher Totalkollaps. Wir sind völlig abhängig
von der Stromversorgung, nur vergessen wir das gerne, weil sie immer
verfügbar ist", fordert Saurugg bei Politik und Energieversorgern
einen "Plan B" ein, wie wir als Gesellschaft einen überregionalen und
länger andauernden Stromausfall bewältigen könnten.
IKT in Energietransport und -verteilung erfordert Maßnahmen
gegen Cyber-Attacken
Aus der Sicht der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT)
betrachtet Helmut Leopold, Leiter des Safety and Security Departments
im AIT Austrian Institute of Technology, die Stromversorgung, denn
Energietransport und Energieverteilung werden in zunehmendem Maße von
IKT abhängig. Damit steigen gleichzeitig die Gefahr von
Cyber-Angriffen und die Notwendigkeit, vorbeugende Maßnahmen dagegen
zu setzen. "Nachdem es für Sicherheit aber kein absolutes Maß gibt
und alle Gegenmaßnahmen in einen wirtschaftlichen, aber auch
gesellschaftlichen Kontext zu sehen sind, ist ein intensiver Dialog
aller relevanten Akteure notwendig. Das BMVIT hat daher mit dem
"Smart Grid Security Roundtable" eine Initiative zur Diskussion der
Entwicklung unserer zukünftigen Energienetze gestartet. Diese soll
zur Gestaltung einer Reference Architecture for Secure Smart Grids in
Austria (RASSA) führen und deren Ziele operativ umsetzen", stellt
Helmut Leopold eine aktuelle Initiative vor, deren treibende Akteure
die Technologieplattform Smart Grid Austria (getragen von FEEI und
Österreichs Energie), das AIT und die TU Wien sind.
Innovation und Qualität stehen in engem Zusammenhang mit
Wirtschaftlichkeit
Auch die Energietechnikindustrie ist gefordert, mit ihren Produkten
und Know-how dazu beizutragen, Strom möglichst effizient zu verteilen
bzw. zu nutzen, erläutert Franz Chalupecky, Vorstandsvorsitzender der
ABB AG Österreich, die aktuellen Herausforderungen. Mit ihren
Produkten tragen die Unternehmen der Energietechnik wesentlich zu
Qualität und Wirtschaftlichkeit der Branche bei, sei es durch
Maßnahmen zu einer rascheren Umsetzung von Energieeinsparungen ebenso
wie durch Reduktion der weltweiten CO2-Emissionen. "Innovation und
Qualität stehen in einem engen Zusammenhang zur Wirtschaftlichkeit,
gerade in der Energiewirtschaft", resümiert Chalupecky.
Die technische Komponente in der Qualität der Energieversorgung
Die Qualität der Energieversorgung hat neben der wirtschaftlichen
Komponente auch eine technische, zeigt Wolfgang Gawlik, Professor am
Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe der TU Wien,
auf. "Ganz wesentlich sind die Qualitäten im System, wie z. B.
entsprechende Schwungmasse oder die Bereitstellung von
Kurzschlussleistung, die jedoch in wirtschaftlichen Betrachtungen
keine Rolle spielen, weil es für sie keine Vergütung und keinen Markt
gibt", so Gawlik. Es ist Aufgabe der Wissenschaft, die Bedeutung
dieser Qualitäten zu vermitteln und Metriken zu untersuchen, um ihren
Wert zu ermitteln. Insbesondere sollte die Wissenschaft Methoden
entwickeln, mit denen diese Qualitäten in einem sich grundlegend
wandelnden Energiesystem dauerhaft erhalten werden können.
Mitarbeiterqualifizierung, Wissens- und Qualitätsmanagement gefragt
Damit der zunehmende Kostendruck bei den Energieunternehmen nicht
automatisch zu Einbußen in der Qualität der Versorgung führt, setzen
die Unternehmen zahlreiche Maßnahmen, bekräftigt Franz Hofbauer,
Präsident des Österreichischen Verbandes für Elektrotechnik (OVE) und
Vorsitzender der OGE. Wesentliche Punkte sind eine entsprechende
Qualifizierung der Mitarbeiter sowie ein verbessertes Management des
Wissens im Unternehmen. Zur Gewährleistung der hohen Qualität der
Dienstleistungen von Energieunternehmen ist neben strukturiertem
Wissensmanagement auch ein neu orientiertes Qualitätsmanagement
erforderlich, das in den letzten Jahren bereits in den meisten
Unternehmen eingeführt wurde". Entscheidend ist für Franz Hofbauer
weiters, Kunden für die nicht selbstverständliche quasi immer
währende Verfügbarkeit von Strom zu sensibilisieren und Verständnis
dafür zu schaffen, dass Qualität auch ihren Preis hat.
Fazit: Wirtschaftlichkeit erfordert Qualität
Die Referenten waren sich einig: Qualität und Wirtschaftlichkeit
dürfen für die Sicherheit der Energieversorgung, insbesondere der
Stromversorgung, nicht im Widerspruch stehen. Vielmehr ist Qualität
ein wesentliches Kriterium, um als Unternehmen wirtschaftlich zu
sein. Zwar sind qualitätsbezogene Kosten hoch, Kosten durch
Vertrauensverlust der Konsumenten bei mangelnder Qualität bzw. für
die Wiederherstellung der Qualitätserfordernisse liegen jedoch
erheblich darüber.
Über die OGE:
Die OGE Österreichische Gesellschaft für Energietechnik ist eine
Fachgesellschaft im OVE, die Vertreter aus EVU, Elektroindustrie,
Wissenschaft und Behörden vereint. Sie erstreckt ihre Tätigkeiten auf
das Gesamtgebiet der elektrischen Energietechnik und unterhält
Kontakte mit wissenschaftlichen Gesellschaften des In- und Auslandes,
die in ähnlichen Gebieten aktiv sind. Zu den Zielen der OGE gehören
die Förderung der wissenschaftlichen und technischen
Weiterentwicklung der elektrischen Energietechnik sowie die
Behandlung und Lösung von mit ihr in Zusammenhang stehenden Fragen
der Technik, der Wissenschaften und der Gesellschaft. Die OGE
unterstützt weiters die fachliche Fortbildung der auf diesem Gebiet
tätigen Ingenieure und Wissenschaftler durch Vorträge, Fachtagungen
und wissenschaftliche Publikationen.
Über den OVE:
Der Österreichische Verband für Elektrotechnik (OVE) repräsentiert
alle Bereiche der Elektrotechnik und Informationstechnik und vertritt
die Interessen seiner Mitglieder sowie der gesamten Branche auf
nationaler und internationaler Ebene. Seine Kerngebiete sind die
elektrotechnische Normung, die Zertifizierung, die Blitzortung und
Blitzforschung sowie die fachliche Aus- und Weiterbildung. Der OVE
ist der offizielle österreichische Vertreter bei IEC und CENELEC, den
internationalen und europäischen Normungsorganisationen für die
Elektrotechnik. Der OVE steht für die Förderung der Wissenschaft, die
Vertretung des Berufsstandes des Elektrotechnikers und für die
Sicherheit von elektrotechnischen Anwendungen. Die Aktivitäten seiner
Fachgesellschaften dienen dem Erfahrungsaustausch, dem Aufbau von
Expertennetzwerken und der Imagebildung.
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