Transnationales Netzwerk von Freiwilligen alarmiert ab 10.10.2014 bei Seenot und Rückschiebungen im Mittelmeer
Utl.: Transnationales Netzwerk von Freiwilligen alarmiert ab
10.10.2014 bei Seenot und Rückschiebungen im Mittelmeer =
Wien (OTS) - Mit dem 10. Oktober geht das "Watch the Med Alarm Phone"
offiziell in Betrieb. Der 24-Stunden-Telefondienst nimmt Notrufe von
Flüchtlingen entgegen, die im Mittelmeer in Seenot geraten sind. Dann
wird sofort die zuständige Küstenwache alarmiert. Organisiert wird
die mehrsprachige Hotline von Freiwilligen in Städten südlich und
nördlich des Mittelmeers als Reaktion auf das Unrecht, das sich
tagtäglich an den Außengrenzen Europas abspielt. Auch in Wien hat
sich eine "Watch the Med Alarm Phone"-Gruppe aus Aktivistinnen,
Journalistinnen und Wissenschaftlerinnen gegründet.
Das Mittelmeer bleibt auch 2014 ein Massengrab für Flüchtlinge und
MigrantInnen. In den ersten neun Monaten des Jahres hat es bereits
mehr als 3.000 registrierte Tote gegeben. Nirgendwo sonst auf der
Welt sind in den letzten Jahren so viele Menschen auf der Flucht ums
Leben gekommen. Dennoch entschieden die verantwortlichen EU-Gremien
am 27. August 2014 die italienische Seenotrettung Mare Nostrum
zurückzufahren und schrittweise durch eine reine Abschottungsmission
der Grenzschutzagentur Frontex in EU-Küstengewässern zu ersetzen.
Damit ist vorgezeichnet, dass das Massensterben im Mittelmeer noch
größere Dimensionen annehmen wird.
MenschenrechtsaktivistInnen aus verschiedenen Ländern wollen diese
Situation nicht länger tatenlos hinnehmen. Aus Tunis und Palermo, aus
Straßburg, Wien, Berlin und weiteren Städten testen etwa 50 Aktive
seit Ende September ein gemeinsames Notruftelefon für Boatpeople im
Mittelmeer. Das Projekt kann keine eigenen Rettungsaktionen
ausführen, aber es wird die Küstenwachen kontaktieren und Alarm
schlagen, wenn Hilfestellung verzögert oder gar verweigert wird. Am
10. Oktober wird die Nummer freigeschalten und in wichtigen
Transitländern Nordafrikas sowie in der Türkei bei MigrantInnen und
Flüchtlingen bekannt gemacht. Menschen, die auf den Migrationsrouten
im zentralen Mittelmeer, in der Ägäis sowie zwischen Marokko und
Spanien in Seenot geraten, können das "Watch the Med Alarm Phone"
anrufen.
"Wir verstehen uns als Pilotprojekt, und nach einer Anfangsphase
werden wir unsere Erfahrungen auswerten und entscheiden, was wir
verbessern können, um gegen Menschenrechtsverletzungen auf See
einzuschreiten", sagt Karim S., ein syrischer Flüchtling, der 2013
auf seiner Flucht selbst eine illegale Rückschiebung in der Ägäis
erleben musste und sich heute von Hamburg aus am Notruftelefon
beteiligt.
Mit freundlichen Grüßen, Watch the Med Alarm Phone Wien
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