• 23.09.2014, 10:02:03
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Sozialpartner und Industriellenvereinigung bei Ministerin Heinisch-Hosek zu Bildungsfragen

Diskussion über Ziele und Maßnahmen für eine zukunftsorientierte Bildungsreform

Utl.: Diskussion über Ziele und Maßnahmen für eine
zukunftsorientierte Bildungsreform =

Wien (OTS) - Um Vorschläge der Sozialpartner und der
Industriellenvereinigung für weitere Schritte in der Bildungsreform
ging es heute bei einem Treffen der Bildungsministerin mit den
Präsidenten von ÖGB, Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer und
Landwirtschaftskammer und dem Generalsekretär der
Industriellenvereinigung. Zur Debatte stand, wie alle SchülerInnen am
Ende der Schulpflicht grundlegende Bildungsziele erreichen können. Um
die Zahl der so genannten RisikoschülerInnen zu senken, wurden
Maßnahmen von der Frühförderung bis hin zu einer Neudefinition der
Schulpflicht diskutiert.

ÖGB-Präsident Erich Foglar: Zweites verpflichtendes Kindergartenjahr

"Man kann bei der Bildungsförderung gar nicht früh genug ansetzen",
sagte ÖGB-Präsident Erich Foglar, "deshalb fordert der ÖGB, dass ein
zweites verpflichtendes Kindergartenjahr eingeführt wird. Wir wollen
Chancengleichheit für alle Kinder schaffen - unabhängig vom
finanziellen Hintergrund der Eltern." Dafür wären laut Foglar bessere
Kooperationen zwischen den Kinderbildungseinrichtungen und den
Volksschulen notwendig, aber auch eine Reform des neunten
Pflichtschuljahres.

WKÖ-Präsident Christoph Leitl: Jugendliche bei der Entscheidung über
weiteren Lebensweg unterstützen

"Unsere Jugendlichen stehen im Alter von 14 Jahren vor der Wahl
zwischen über 400 verschiedenen Ausbildungswegen - 200 Lehrberufen,
200 Arten berufsbildender mittlerer und höherer Schulen oder der
AHS-Oberstufe. Für diese wegweisende Lebensentscheidung müssen wir
ihnen das notwendige Rüstzeug mitgeben", betonte WKÖ-Präsident
Christoph Leitl. Analog zur NMS solle daher Berufsorientierung auch
in den AHS-Unterstufen als eigener Unterrichtsgegenstand eingerichtet
werden. Weiters soll ein Talentecheck mit persönlichen
Feedbackgesprächen darüber hinaus alle Jugendlichen über ihre
persönlichen Fähigkeiten und Stärken informieren.

Bezugnehmend auf den Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR), wies
Leitl darauf hin, dass dessen Umsetzung zur Erhöhung der
Durchlässigkeit und internationalen Vergleichbarkeit österreichischer
Bildungsabschlüsse unerlässlich sei: "Davon profitieren Beschäftigte
und Unternehmen in gleicher Weise. Die notwendigen Vorarbeiten sind
abgeschlossen, die Initiative zur Umsetzung liegt nun beim
Gesetzgeber."

AK Präsident Rudi Kaske: "Niemanden zurücklassen"

Bereits am Ende der Volksschule kann ein Fünftel der Kinder nur
schwer lesen - dieser Anteil der so genannten RisikoschülerInnen
ändert sich bis zum Ende der Schulpflicht nicht. Auf diese Ergebnisse
internationaler Tests wies AK Präsident Rudi Kaske hin: "Da brauchen
wir schon mehr Frühförderung. Das zweite verpflichtende
Gratiskindergartenjahr, wie es die Bundesregierung versprochen hat,
muss rasch kommen."

In der Pflichtschule seien Maßnahmen nötig, "damit wir niemanden
zurücklassen", so Kaske. Er verwies auf den Vorschlag der
Sozialpartner, Schulpflicht nicht mehr als "Absitzen von neun Jahren
Schule" zu verstehen. Stattdessen soll es "Bildungspflicht der
Schule" sein, dass alle SchülerInnen Mindeststandards erreichen
können. Dabei ist dem AK Präsidenten eine soziale Schulfinanzierung
wichtig - Schulen sollen umso mehr Mittel erhalten, je mehr sozial
benachteiligte SchülerInnen sie haben. Und beim laufenden Ausbau der
Ganztagsschulen sollen die Unterrichts- und die Betreuungsqualität im
Vordergrund stehen, verlangt Kaske.

LK-Präsident Hermann Schultes: Moderne Lernmethoden für attraktive
Berufsausbildung am Land

"Für den Agrarbereich ist es ein zentrales Anliegen, dass eine
mehrberufliche Ausbildung in den Agrarschulen sichergestellt ist und
die Abschlüsse zwischen Gewerbe und Landwirtschaft gegenseitig
anerkannt werden. Dies würde die Berufsausbildung noch attraktiver
machen", so der Präsident der LK Österreich, Hermann Schultes.

Ebenso wichtig sei es, so Schultes, dass die bäuerliche Jugend
Berufsbildungsabschlüsse im 2. Bildungsweg nachholen kann. Schultes
wörtlich: "Bildung ist der Schlüssel für lebendige ländliche
Regionen. Dabei gilt es nicht nur technische Hürden zu beseitigen,
Stichwort Breitbandausbau, die Lehrgänge müssen auch leicht
erreichbar und kostengünstig sein. Die Instrumente dazu sind
e-learning, modulares Lernen mit Schwerpunktausbildungen, Lehren in
Lernfeldern und viele andere. Schließlich muss das Bildungsangebot
selbst lebensnah mit einem engen Bezug zur Wirklichkeit erwachsener
Menschen gestaltet sein."

IV-Generalsekretär Christoph Neumayer: Qualitativ hochwertige
Elementarbildung als Basis für erfolgreiche Bildungswege

"Aus Sicht der Industriellenvereinigung muss dort angesetzt werden,
wo Bildung institutionell beginnt: in den Kindergärten", so Christoph
Neumayer im Anschluss an den Sozialpartnergipfel. "Diese benötigen
zur Erfüllung ihrer zentralen Bildungsaufgaben hochwertige und
qualitätsvolle Rahmenbedingungen. Dazu gehören eine adäquate
Ausbildung der Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen aber auch dem
Alter der Kinder entsprechende Betreuungsverhältnisse", erläuterte
Neumayer genauer. "Und schließlich ist über den Kindergarten hinaus -
in die Schule übergehend - ein durchgängiges Sprachbildungs- und
Förderkonzept dringend erforderlich. Im Schulbereich selbst ist es
jedenfalls entscheidend, das schulische Ganztagesangebot weiter
auszubauen", so Neumayer abschließend.

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