- 10.09.2014, 10:33:09
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Sozialer Aufstieg: Die Qualität entscheidet - Schulumbau notwendig
Räume für gemischte Gruppen mit individueller Förderung / Räume für unterschiedliche Geschwindigkeiten / Räume für alle - unabhängig des sozialen Status.
Utl.: Räume für gemischte Gruppen mit individueller Förderung /
Räume für unterschiedliche Geschwindigkeiten / Räume für alle
- unabhängig des sozialen Status. =
Wien (OTS) - "Ob Schulen Bildungschancen für alle gewährleisten,
hängt von der Qualität ab, die sie bieten. Ein zentraler Punkt der
Qualität ist der Schulraum", kommentiert Sozialexperte Martin Schenk
von der Armutskonferenz die aktuellen Ergebnisse der OECD-Studie
"Education at a Glance". Die Hürden für sozialen Aufstieg seien in
Österreich besonders hoch, stellte die OECD fest. Schenk: "Die Räume,
in denen wir lernen und lehren, haben sich seit über hundert Jahren
kaum verändert. Nach wie vor ist das Klassenzimmer im Format von 9 x
7 m der vorherrschende Ort eines im Stundenrhythmus getakteten
Unterrichts".
"Die Qualität von Bildungsbauten - von den Kindergärten über Schulen
und Hochschulen bis hin zu Orten der Erwachsenenbildung -spiegelt die
Wertschätzung wider, die eine Gesellschaft dem Thema Bildung sowie
den dort Lernenden und Lehrenden entgegenbringt.", zitiert Schenk die
Initiative schulUMbau, die sich für eine Verbesserung der Situation
engagiert.
Architektonisch haben wir es mit langen Fluren und den daran
angeästelten Klassenzellen zu tun. Die Klasse bildet eine Form, der
die Massenabfüllung als Idee zugrunde liegt. Zum Verweilen laden
diese Räume nicht gerade ein. Weder Schüler noch Lehrer. Der
hässlichste Raum ist ja oft auch das Lehrerzimmer. Da wird und kann
niemand gerne arbeiten.
"Ein anderer Typus von Raum hatte bisher kaum Chancen", so Schenk.
"Das wären Ateliers, Werkstätten, eine Küche, eine Bühne,
Arbeitsräume. Kinder brauchen Welt: herausfordernde Gelegenheiten,
Erwachsene die etwas können, gutes Material. Schule vermittelt nicht
nur, sie ist auch etwas. Sie ist auch Labor, Werkstatt, Bühne, Küche
oder Garten.
"Und Kinder sind keine Gefäße, in die man Wissen abfüllt", betont
Schenk. "Besonders sozial erfolgreiche Schulkonzepte zeichnen sich
durch die Orientierung an den unterschiedlichen Lebenswelten ihrer
SchülerInnen aus. Das funktioniert nicht mit dem "Trichterkonzept"
(Schüler sind leere Köpfe, in die Wissen für die Zukunft gefüllt
wird), sondern mit einem dialogischen Zugang: Lernprozesse werden
initiiert, Vorerfahrungen und Lebenswelten der SchülerInnen zum
Ausgang des Arbeitens genommen. Eine Lernumgebung, in der in
gemischten Gruppen individuell gefördert wird, die unterschiedliche
Geschwindigkeiten zulässt sowie Neugier und Konzentration anregt. Je
stärker sich Schule zu einer ganztägigen Institution entwickelt,
desto höher sind die Anforderungen, die an sie in dieser Hinsicht
gestellt werden.
Sozial erfolgreiche Schule
Ob eine Schule sozial erfolgreich ist oder nicht, liegt an der
Schulorganisation genauso wie an der Unterrichtsqualität, an der
Schulraumarchitektur genauso wie an der LehrerInnenausbildung. Das
eine ist vom anderen nicht zu trennen. Damit Zukunft nicht von der
Herkunft abhängt, braucht es einen Bildungsweg, der nicht sozial
selektiert, sondern individuell fördert, es braucht eine gut
ausgebaute Frühförderung vor dem Schuleintritt, und es braucht den
politischen Willen, um wachsender sozialer Polarisierung
entgegenzutreten. Wichtig wäre auch, Schulen in sozial
benachteiligten Bezirken oder Regionen besonders gut auszustatten und
zu fördern, damit sie keine Schüler zurücklassen und für alle
Einkommensschichten attraktiv bleiben", so die Armutskonferenz
abschließend.
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