• 21.07.2014, 10:43:37
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Josef Slowik Gasthörer an der Angewandten

Wien (OTS) - Studierende unseres Instituts für Sprachkunst haben am
24.1.2014 an der Demonstration gegen den "Akademiker-Ball"
teilgenommen. Die Absperrungen am gleichen Tag waren derart
weiträumig vorgenommen worden, dass dieses Ereignis auch beim Zugang
zu unserem Institut unübersehbar war, eine irritierende Beschränkung
des Aufenthalts im öffentlichen Raum.

Die Inhaftierung von Josef Slowik und die Ablehnung seiner
Enthaftung hat dazu geführt, dass sich Studierende mit großem
Engagement um sein Schicksal sorgen, mit ihm Kontakt halten und ihn
mit dem Nötigsten versorgen. Dass er aus Deutschland stammt, macht
das umso nötiger, weil seine Familie nicht vor Ort sein kann. Jedes
Jahr nehmen wir Studierende aus Deutschland auf und betrachten diese
Zusammenarbeit als gewinnbringend. Sie laden ihre Freunde und
Freundinnen ein und machen neugierig auf Wien. Solches Hin- und
Hergehen halten wir für fruchtbar, und das schließt
selbstverständlich ein, dass diese Gäste die Auseinandersetzungen,
die bei uns stattfinden und die die Ausgestaltung der Demokratie
betreffen, wahrnehmen und damit am Leben in der Stadt teilnehmen.
Solches als "Demonstrationssöldnertum" zu betrachten, wie es der
Staatsanwalt im eröffneten Slowik-Prozess getan hat, heizt
anti-deutsche Ressentiments an.

Dass der Akademikerball seit Jahren Gäste aus dem
rechtspopulistischen Milieu wie Marine Le Pen und Geert Wilders
einlädt, scheint dagegen mit anderem Maß gemessen zu werden. Auch
unter den Lehrenden befinden sich zahlreiche Professorinnen und
Professoren, die bereits in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten
gegen die unverhohlene Präsentation rechten Gedankenguts im
öffentlichen Raum protestiert haben. Wir konnten nicht erkennen, dass
die gegen Josef Slowik vorgebrachte Anschuldigung, schwere Straftaten
verübt zu haben, substantiiert vorgetragen wurde. Eine Angehörige der
Universität wohnte der Eröffnung der Hauptverhandlung bei.

Es scheint vielmehr darum zu gehen, dass eine Einschränkung der
Demonstrationsfreiheit versucht wird. Angesichts der bisher
vorliegenden Beweislage hat es sogar den Anschein, dass der völlig
unbescholtene Josef Slowik, der seit einem halben Jahr (!) wegen
angeblicher Tatbegehungsgefahr (welche Tat soll er begehen?) in
Untersuchungshaft sitzt, die Beweislast dafür tragen soll, keinen
Rechtsbruch begangen zu haben. Das wäre eine fatale Verkehrung der
gesetzgeberischen Intention, nach der die Freiheit auf Versammlung
und Demonstration garantiert ist. Diese Entwicklung sehen wir mit
Sorge.

Josef Slowik hat den Preis für Zivilcourage in seiner Heimat- und
Studienstadt Jena erhalten, übergeben von Oberbürgermeister Alfred
Schröter. Wir sind der Auffassung, dass die Möglichkeit, an seinem
Leben und Denken teilzuhaben und sich damit auseinanderzusetzen,
unsere Arbeit in Wissenschaft und Lehre bereichert. Deshalb freuen
wir uns, dass er Gasthörer unseres Instituts für Sprachkunst der
Universität für angewandte Kunst Wien ist.

Universität für angewandte Kunst Wien
Institut für Sprachkunst
Prof. Esther Dischereit
Rektor Dr. Gerald Bast

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