- 11.06.2014, 17:05:07
- /
- OTS0258 OTW0258
Bundesrats-Enquete: Erneuerbare Energien und lokale Wertschöpfung
Mit Sonne, Wind und Co ins postfossile Zeitalter
Utl.: Mit Sonne, Wind und Co ins postfossile Zeitalter =
Wien (PK) - Die Chancen, Potentiale und Zukunftsperspektiven von
erneuerbaren Energieformen, vor allem bezogen auf den ländlichen
Raum, standen heute im Mittelpunkt einer parlamentarischen Enquete,
die auf Initiative der Länderkammer veranstaltet wurde. Zahlreiche
hochrangige ExpertInnen diskutierten gemeinsam mit Bundes- und
Nationalräten über die energiepolitischen Herausforderungen der
Zukunft und die Rolle der Regionen und Länder bei der Bewältigung der
Zukunftsfragen auf dem Energiesektor.
Lampel: Burgenland ist Modellregion für nachhaltiges Wachstum
Der aktuelle Präsident des Bundesrates, Michael Lampel, der am 1.
Jänner 2014 für das Burgenland den Vorsitz in der Länderkammer
übernommen hat und stellte einleitend fest, dass es sich beim Thema
erneuerbare Energien um eine ganz wichtige Zukunftsfrage vor allem
für die Länder handle. Gerade das Burgenland, das sich in den letzten
Jahren zu einer Modellregion in Bezug auf die Nutzung von
erneuerbaren Energien entwickelt habe, sei dafür ein sehr gutes
Beispiel, meinte er. So sei es etwa im Jahr 2013 erstmals gelungen,
mehr als 100 % des Strombedarfs aus erneuerbaren Energieformen,
vorwiegend Windkraft, abzudecken. Dies war nur deshalb möglich, weil
das Burgenland schon sehr frühzeitig die Chancen und Potentiale
dieser Technologien erkannt und neue Wege der Energieversorgung
beschritten hat. Man habe bewusst auf ein nachhaltiges
wirtschaftliches Wachstum gesetzt, das im Einklang mit den
Anforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes steht.
Das Burgenland habe mit dieser Entwicklung unter Beweis gestellt, wie
regionale Stärken und Potentiale optimal genutzt und gleichzeitig
Arbeitsplätze geschaffen werden können. Dieser erfolgreiche Weg soll
auch in Zukunft fortgesetzt werden, führte Lampel weiter aus, bis
2020 sollen 50 % des gesamten Energiebedarfs aus erneuerbaren
Energiequellen stammen, im Jahr 2050 werden 100 % angepeilt. Erreicht
werden sollen diese ehrgeizigen Ziele durch die verstärkte Nutzung
von Windkraft, Photovoltaik und Biomasse, durch die Steigerung von
Energieeffizienz und durch den Einsatz neuester Technologien. Lampel
war überzeugt davon, dass auch die übrigen Regionen ein enormes
Potential in Bezug auf den Ausbau erneuerbarer Energieträger haben.
Die heutige Enquete soll einen Beitrag dazu leisten, dass all diese
Chancen und Möglichkeiten auch genutzt werden, wünschte sich Lampel
abschließend.
Mitterlehner: Chancen für die Regionen durch Erneuerbare Energie
Bundesminister Reinhold Mitterlehner stimmte mit Lampel darin
überein, dass erneuerbare Energieformen ein sehr wichtiger
regionalwirtschaftlicher Faktor sind. Im Jahr 2012 waren in diesem
Bereich über 42.000 Menschen beschäftigt, informierte der Minister,
der Umsatz dieser Firmen belief sich auf etwa 14 Mrd. €. Laut
Statistik Austria erwirtschaftete der gesamte Sektor
"Umweltorientierte Produktion und Dienstleistungen" sogar 35,8 Mrd.
€. Was das Thema Energiewende angeht, so stellte Mitterlehner klar,
dass er darunter vor allem die Erreichung der EU-2020-Ziele in Bezug
auf Klimawandel und Energiepolitik verstehe; also eine Reduktion der
Treibhausgasemissionen um 20 % und die Steigerung des Anteils an
erneuerbaren Energien sowie die Erhöhung der Energieeffizienz um
jeweils 20 %. Aufgrund der geographischen Situation stehe Österreich,
was den Anteil an erneuerbaren Energien im Rahmen der Stromproduktion
angeht, sehr gut da und rangiere weltweit hinter Norwegen an zweiter
Stelle. Auch bei der Windkraft und der Photovoltaik sei man nach
Ansicht von Mitterlehner auf einem guten Weg. Da aber der Stromanteil
am Gesamtenergieverbrauch nur 20 % beträgt, werde man auch in Zukunft
nicht auf fossile Energieträger verzichten können, gab der Minister
zu bedenken. Der Ausbau der erneuerbaren Energien biete aber gerade
für die Regionen viel Potential und Chancen, um die lokale
Wertschöpfung zu erhöhen, war der Minister überzeugt.
Bures: Politik muss Antworten auf "postfossiles Zeitalter" geben
Die Ministerin für Verkehr, Innovation und Technologie, Doris Bures,
ging in ihrem Einleitungsstatement vor allem auf die
energiepolitischen Herausforderungen der Zukunft ein. Aufgrund der
zunehmenden Ressourcenverknappung sei völlig klar, dass die nächsten
Generationen in einem "postfossilen Zeitalter" leben werden und nicht
mehr auf billiges Öl und Gas zurückgreifen können. Die Politik sei
daher gefordert, auf die geänderten Rahmenbedingungen einzugehen und
langfristige Weichenstellungen vornehmen, unterstrich die Ministerin.
Gerade in ihrem Ressort werden wichtige Schwerpunktsetzungen gemacht,
die von Maßnahmen in den Bereichen Mobilität, Information und
Kommunikation bis eben hin zur Förderung der Energietechnologien
reichen. Bei all diesen Vorhaben stehe für sie im Vordergrund, dass
es eine hohe österreichische Wertschöpfung gibt und dass ein gleicher
und leistbarer Zugang zu den neuen Technologien, Produkten und
Dienstleistungen gewährleistet wird.
Bures war überzeugt davon, dass Österreich bei der Entwicklung und
Verwertung erneuerbarer Energien eine hohe Kompetenz vorweisen und
sich mit seinen innovativen Produkten auch im internationalen Umfeld
sehr gut behaupten könne. Als Beispiel führte die Ressortchefin den
Anlagenbau an; heimische Wasserkraftwerke, Turbinen etc. seien ein
Exportschlager. Auch in jedem zweiten Windkraftwerk, das irgendwo in
der Welt steht, und in jedem dritten Sonnenkollektor in Europa sei
österreichische Technologie enthalten, hob Bures hervor. Besonders
hohe Wachstumsraten gebe es bei der Photovoltaik, was u.a. darauf
zurückzuführen ist, dass die Produktionskosten in den letzten Jahren
massiv gesenkt werden konnten. Aufgrund all dieser Anstrengungen sei
es gelungen, dass Österreich den Strukturwandel - weg von fossilen,
hin zu erneuerbaren Energieträgern - gut überstanden hat, resümierte
Bures; dieser Weg müsse nun aber konsequent fortgesetzt werden.
Die Erfolgsstory des Burgenlands
Unter der Moderation von Bundesratsvizedirektor Harald Himmer leitete
der Geschäftsführer der Burgenländischen Energieagentur, Hans Binder,
die Reihe der Fachvorträge mit einer Präsentation der
"Energiestrategie Burgenland 2020" ein. Das Burgenland hat 2013 die
bilanzielle Stromautonomie erreicht und in diesem Jahr mehr
elektrischen Strom produziert als verbraucht. Bis 2020 zielt das
Burgenland darauf ab, seinen gesamten Energieverbrauch von 35.000
Terajoule zu 50 % aus erneuerbaren Ressourcen zu erzeugen. Ab 2050
will das Burgenland mehr als 100 % der im Land benötigten Energie
selbst herstellen und somit energieautonom werden. Zunächst steht der
Ausbau der Windkraft - die Erfolgsstory des Burgenlandes - im
Mittelpunkt, wobei das Ziel auf eine installierte Leistung von über
1.000 Megawatt lautet. Grundlage dieser Entwicklung ist die
Einbeziehung aller Stakeholder von Gemeinden über Investoren bis hin
zu Natur- und Landschaftsschützern. Derzeit erzeuge das Burgenland an
windigen Tagen bereits viermal mehr Strom als es selbst benötigt. Die
Zukunft sieht Hans Binder, der die Elektromobilität unmittelbar vor
dem Durchbruch stehen sieht, aber im Ausbau der Solarenergie. Eine
Erhebung aller Hausdächer des Burgenlands habe eine
Produktionskapazität von 2,4 Mrd. Kilowattstunden ergeben.
Vergleichbare Potentiale vermutet der Experte auch in anderen
Bundesländern.
Intelligentes Vertriebsmanagement für Millionen Stromerzeuger
Auch der Gründer des Energy Globe Award, Wolfgang Neumann, richtete
den Blick auf die Zukunft der Energiepolitik und riet grundsätzlich
dazu, globale Probleme nicht aus den Augen zu verlieren, weil
weltweit jeder vierte Mensch keinen Zugang zu elektrischem Strom
habe. "Wir müssen allen Menschen das Grundrecht auf Energie
erfüllen", sagte Neumann. In Österreich haben Sonne, Geothermie und
Windenergie strategische Bedeutung, weil der Ölimport immer teurer
werde. Man sollte sich beim Thema erneuerbare Energieträger den Kopf
aber nicht nur über die Produktion zerbrechen, sondern auch über die
Lösung der Vertriebsprobleme. Da es in Zukunft nicht nur einige
wenige, sondern Millionen von Stromerzeugern geben werde, setzt
Neumann auf vernetzte Smart Manager. Stromüberschüsse müssen
gespeichert oder im lokalen und regionalen Umfeld eingesetzt werden.
Daher sei auch intelligentes Energiemanagement und der Ausbau der
Energienetze zu fördern.
Regionen setzen auf unterschiedliche Stärken
Die Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, Theresia Vogel,
konzentrierte sich in ihrem Referat auf die Integration der
Erneuerbaren Energie in das Energiesystem, der Hauptaufgabe des 2007
gegründeten Klima- und Energiefonds, der seither 70.000 Projekte mit
850 Mio. € gefördert und damit Investitionen von 2 Mrd. € ausgelöst
hat. Inhaltlich gehe es um zukunftsorientierte Energieforschung und
Technologieentwicklung. Den Umstieg auf erneuerbare Energieträger
bezeichnete Vogel ohne Alternative, wenn man Energieprobleme
klimaverträglich lösen wolle. Dazu kommen Maßnahmen zur
Bedarfssenkung und zur Steigerung der Energieeffizienz. Die
Referentin unterstrich die Bedeutung von Energiemodellregionen, Smart
Cities und Leuchtturmprojekten als Aushängeschilder für Österreich.
Die einzelnen Bundesländer setzten dabei unterschiedliche
Schwerpunkte, Salzburg etwa auf Smart Grids, also intelligente
Stromnetze, das Burgenland auf Windkraft und Vorarlberg auf das Thema
zukunftsfähiger Verkehr. Die Regionen nutzen so ihre Stärken,
vorhandene Ressourcen und Know-how, bestehende Unternehmen und das
Engagement der Menschen. Aktuelle Schwerpunkte der
Technologieentwicklung sah Theresia Vogel bei neuen Materialien, der
Speicherung und Integration Erneuerbarer Energie, der Entwicklung
einfacher Lösungen von technisch komplexen Problemen, der Steigerung
der Energieeffizienz, der Entwicklung systemübergreifender Lösungen
rund um das Elektroauto und bei neuen Modellen der Kooperation wie
Bürgerbeteiligungskraftwerken.
Fukushima, deutsche Energiewende und die Folgen
Der Vorstand der Ökostromabwicklungsstelle, Bundesrat Magnus Brunner
(V/V), erinnerte daran, dass infolge der deutschen Entscheidung zur
Energiewende nach der Katastrophe von Fukushima 20.000 Megawatt
Atomstrom vom Netz gehen und 20 Mio. Menschen im Nachbarland anders
mit Energie versorgt werden müssen. Davon sei laut Brunner auch
Österreich betroffen, dessen Pumpspeicherkraftwerke in den Alpen bei
Windkraftüberschuss an der Küste Norddeutschlands als Speicher
fungieren, während in Ostösterreich neue Windräder installiert werden
und damit Hochspannungsleitungen immer wichtiger werden. Die
Energiewende bedeute viel Arbeit, große Investitionen,
Überzeugungskraft und Erdgas als Brückenenergie. Österreich habe mit
der Ausarbeitung der Energiestrategie reagiert, investiere bis 2020
12 Mrd. € in Ökostrom und habe bereits tausende Green Jobs
geschaffen. Die Kritik der Sozialpartner an Finanzierungsproblemen
bei der Ökostromerzeugung nehme er ernst, sagte Brunner und
unterstrich die Bedeutung der sozialen Akzeptanz in der
Energiepolitik. Der Experte riet aber zugleich dazu,
volkswirtschaftliche Fragen in den Vordergrund zu stellen. Als
Zukunftstrends in der Energiewende ortete Brunner die Regionalität,
die zunehmende Bedeutung des Eigenverbrauchs, die Senkung der
Modulpreise und die zunehmende Bereitschaft der Bürger, in die
Energiewende zu investieren. Auch Fragen der Versorgungssicherheit,
des Netzausbaus und der Energieeffizienz gewinnen an Bedeutung, sagte
Brunner.
Die Industrie braucht weiterhin fossile Brennstoffe
Stephan Schwarzer vertrat die Wirtschaftskammer Österreich und
empfahl, beim Energieumbau und in der Energiewende Chancen zu nutzen,
zugleich aber Gefahren und Kosten zu vermeiden. Man stehe vor einer
faszinierenden Gestaltungsaufgabe, stellte Schwarzer fest und
plädierte für einen umfassenden Energiemasterplan. Die Energiewende
brauche Mut und Motivation, aber auch Vorsicht und kühlen Verstand.
Man sollte die richtigen Lehren aus den Kyoto-Erfahrungen ziehen und
beachten, dass Österreich und Europa überdurchschnittlich
industrialisiert seien. Österreichs Rolle in der Energiewende sei
weniger die des Vorreiters, als vielmehr die des Schrittmachers, der
dafür sorge, dass auch die anderen schneller werden. Die Industrie
brauche weiterhin fossile Brennstoffe und im Unterschied zu anderen
Sektoren müssen noch viele Forschungsaufgaben erledigt werden, um den
CO2-Ausstoß weiter zu reduzieren. Im Hinblick auf das geplante
Energieeffizienzgesetz hielt es Schwarzer für problematisch, den
Energieerzeugern die Aufgabe zuzuweisen, den Energieverbrauch ihrer
Kunden zu senken. Positiv sah der Vertreter der Wirtschaftskammer die
Absicht, die Besteuerung des Eigenverbrauchs von Ökostrom zu senken.
Ökostromproduktion aus der Sicht der KonsumentInnen
Die Leiterin der Wirtschaftspolitischen Abteilung der Arbeiterkammer
Wien, Silvia Angelo, ordnete dem Einsatz erneuerbarer Energien das
Ziel zu, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, den Ausstieg aus dem
Atomstrom zu erleichtern und mit der Entwicklung innovativer Energien
den Industriestandort zu stärken. Daher wurde Ökostrom 2013 mit 500
Mio. € unterstützt und 30 Mio. € an öffentlichen Mitteln zur
Forschung für erneuerbare Energieträger aufgewendet. Im bestehenden
System der Förderung erneuerbarer Energieträger seien die Ziele der
Kosteneffizienz, der Marktintegration und der EU-Kompatibilität
teilweise nicht gewährleistet, kritisierte die Expertin der
Arbeiterkammer. Anreize bei der Ökostromproduktion seien falsch und
die Gewinne würden - etwa bei der Windkraft - auf Kosten der
Haushalte privatisiert. Niedrige Strompreise kämen nur bei der
Industrie an. Auch Silvia Angelo drängte - wie ihr Vorredner - auf
ein Gesamtsystem, das erneuerbare Energieträger, Netz- und
Speicherfragen, konventionelle Erzeugung und die Lösung von
Effizienzproblemen mit dem Ziel der Leistbarkeit und
Versorgungssicherheit verknüpft.
Rasche Energiewende schont fossile Ressourcen und spart Geld
Der Geschäftsführer der Renewable Energies Consulting, Fritz Binder-
Krieglstein, rechnete den Teilnehmern der Enquete vor, wie hoch
Atomstrom gefördert werde und machte zugleich darauf aufmerksam, dass
sich die Verstromung von Erdgas wegen der Subventionen derzeit nicht
rechne. Der Börsepreis für Strom liege bei 4 Cent pro Kilowattstunde,
jener für Solarenergie bei 5,5 Cent und jener für Gas bei 6 Cent,
jener für Atomstrom aber bei 20 Cent. Während die Preise für endliche
Ressourcen steigen, sinken jene für erneuerbare Energien, daher sei
es dringend notwendig, die Energiewende rasch herbeizuführen und die
Übergangszeit zu verkürzen, weil dies langfristig Kosten spare, sagte
Binder-Krieglstein. Der Experte wollte den Politikern Mut machen,
Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Energiewende voranzutreiben,
etwa durch leichtere elektrizitätsrechtliche Bewilligungen für
Solaranlagen. Der Investor Warren Buffet habe bereits 15 Mrd. € in
erneuerbare Energieträger investiert und plane weitere 15 Mrd. €
einzusetzen, teilte der Referent den Teilnehmern der Enquete mit.
InvestorInnen brauchen stabile Rahmenbedingungen
Vorstandsvorsitzender Herbert Stava vom Energiepark Bruck/Leitha
informierte über die Entwicklung seines regionalen Vereins, der 1995
gegründet wurde, seit 1999 ein Biomasseheizwerk betreibt und sich
seit 2000 mit Windkraft beschäftigt. 2004 wurde eine Biogasanlage
errichtet und 2005 ein Universitätslehrgang über neue Energien
eingerichtet. Mit Fotovoltaik befasst sich der Verein seit 2010 und
betreibt seit 2012 auch einen Fotobioreaktor. Weitere Aktivitäten
sind die Energiebuchhaltung, Energieausweise, alternative Mobilität
und regionales Energiemanagement. Die Botschaft Stavas an die Politik
lautete, stabile Rahmenbedingungen zu schaffen, um Investitionen in
erneuerbare Energieträger zu erleichtern. Als aktuelles Beispiel
dafür, wie sein Verein auf veränderte Rahmenbedingungen reagiert,
schilderte Stava das Projekt, Biogas in Zusammenarbeit mit Wien
Energie, EVN und OMV so zu reinigen, dass es in das Erdgasnetz
eingespeist werden kann.
Gesetzliche Rahmenbedingungen für Energiewende eingefordert
Wie die Energiewende regional vorangetrieben wird, erörterten die
Enquete-TeilnehmerInnen in weiterer Folge mit Fokus auf Initiativen
der Bundesländer. Bundesratspräsident Michael Lampel resümierte, die
Länder zeigten, wie sie ihre Ressourcen auf innovative Art und Weise
bestmöglich nutzen können, um Energieeffizienz zu leben. Zuvor
betonten mehrere ThemenexpertInnen vor allem die Bedeutung stimmiger
gesetzlicher Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Umstieg
Österreichs auf erneuerbare Energien. So zeigte sich Stefan Moidl von
der IG Windkraft zwar höchst erfreut über das geltende
Ökostromgesetz, er kritisierte aber, immer noch gebe es bei der
Erzeugung von Strom aus Windkraft hierzulande eine höhere
Kostenbelastung als bei Stromimporten. Seitens der Wasserwirtschaft
kamen ähnliche Bedenken. Als Vertreter für den Verband
Kleinwasserkraft Österreich unterstrich Erwin Mayer, der
Energieverschwendung sei nicht beizukommen, solange etwa Strom auf
Grund von Überkapazitäten billig verfügbar ist. Mit einer sozial
gerechten "Ökosteuer" wäre hier Abhilfe zu schaffen, ohne der
Attraktivität des Wirtschaftsstandort zu schaden, so Mayer und
schilderte in Grundzügen Möglichkeiten für Co2-freie Industrien am
Beispiel der Stahlproduktion.
Die Geschäftsführerin von Austria Solar, Doris Hammermüller, brach
eine Lanze für Solarwärme bzw. für politische Maßnahmen, die den
Einsatz dieser ihr zufolge leistungsstärksten und preisgünstigsten
Energie fördern. Unterstützung erhielt die Expertin von Helmut
Weinhardt aus dem Verteidigungsministerium, der sein Ressort als
Paradebeispiel für die effiziente Nutzung thermischer Solarenergie
präsentierte. Hammermüller betrachtete die Energiewende vor allem als
"Wärmewende", weil die Wärmeversorgung Hauptthema in der gesamten
Energiediskussion sei.
Diese Sichtweise relativierte Stefan Merkac, Mitglied der Kärntner
Landesregierung, ein wenig; für ihn spielt die Mobilität die größte
Rolle bei der Energiewende. Er plädierte daher dafür, den Umstieg auf
öffentliche Verkehrsmittel bundesweit attraktiver und leistbar zu
machen. Kärnten habe sich mit einem Energie-Masterplan
dementsprechend "mutige Ziele" gesetzt, so Merkac: In den nächsten
zwei Jahrzehnten wolle das Bundesland von fossilen Brennstoffen
unabhängig werden, gerade auch im öffentlichen Verkehr und durch
alternative Mobilitätsformen. Tirol habe vor, die Energieautarkie
2050 zu erreichen, schilderte daraufhin Stefan Oblasser von der
Tiroler Landesregierung die Energiestrategie seines Bundeslands.
Generell sollte Österreich mehr Eigeninitiative bei der
Energiepolitik zeigen, fügte er an, lediglich auf Entscheidungen von
der EU zu warten, sei zu wenig. Sein Landsmann Anton Mattle,
Vizepräsident des Tiroler Landtags, verwies auf die bereits erfolgte
Effizienzsteigerung in der Energiewirtschaft des westlichen
Bundeslandes, vorrangig dank neuer Technologien der
Wasserkraftnutzung in Verbindung mit alten Speichersystemen.
In Oberösterreich zeige sich der ökonomische Vorteil revitalisierter
kleiner Wasserkraftwerke zur Stromerzeugung, meinte OÖ-
Landtagsabgeordnete Ulrike Schwarz. Obwohl das Industrieland
Oberösterreich die Großindustrie nicht mit neuen Energieauflagen
überladen werde, so Schwarz, setze die Landespolitik doch gemeinsam
mit allen Interessensgruppen die nötigen Schritte hin zur
Energiewende, nicht zuletzt auf regionaler Ebene. Einen ähnlichen Weg
beschreitet Niederösterreich mit seinem Energie- Effizienz- Gesetz,
das Peter Obricht aus der niederösterreichischen Landesverwaltung
umriss. Letztlich brauche die Republik allerdings eine kohärente
Energie- und Klimastrategie, nicht nur, um den Einsatz erneuerbarer
Energieträger zu forcieren, sondern auch zur Senkung des
Energieverbrauchs insgesamt. Dem stimmte für das Umweltministerium
Marina Schuster völlig zu und sie verdeutlichte, Klima- und
Energiepolitik bedingten einander.
Über Österreichs Grenzen hinaus richtete Bundesrat Stefan Schennach
(S/W) seinen Blick, als er seine Vorstellungen zur Energiezukunft
skizzierte. Vor einer "Weichenstellung" stehe die Europäische Union
derzeit, die neue EU-Kommission werde sich nämlich entscheiden
müssen, ob ökologische Energieträger oder Kohle, Atomkraft und
Schiefergas gefördert werden. Europa befinde sich schon auf einem
guten Weg in Richtung Unabhängigkeit von Energieimporten, besonders
im Vergleich zu Asien, machte der oberösterreichische ÖVP-Bundesrat
Ferdinand Tiefnig wiederum geltend, der in diesem Zusammenhang auch
Potentiale für den Arbeitsmarkt ausmachte.
Eine ganzheitliche Betrachtung der Energiefrage mahnte Gerhard
Deimek, Freiheitlicher Bundesrat aus Oberösterreich ein, um
erneuerbare Energieträger umfassend zu etablieren - und zwar von den
Privathaushalten, über die Industrie bis hin zur Mobilität.
Entscheidend seien dazu verstärkte Anstrengungen in der
Forschungsförderung. Den Grünen Nationalratsabgeordneten Matthias
Köchl und Christiane Brunner reichten Bekenntnisse zur intensivierten
Energieforschung nicht aus. Deutschland habe mit seinem
Energieeffizienzgesetz gezeigt, welche legislativen Vorkehrungen für
eine Trendwende bei der Energiepolitik mit stabilen Rahmenbedingungen
eigentlich zu treffen sind, fand Köchl. Brunner ergänzte, die
nächsten Jahre würden zeigen, ob sich die Politik auf eine
klimafreundliche Energiewende einstimmt und diesem Vorsatz auch auf
EU- sowie globaler Ebene im Sinne erneuerbarer Energieträger Rechnung
trägt. (Schluss) sue/fru/rei
HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie im Fotoalbum auf
www.parlament.gv.at.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NPA