- 05.06.2014, 11:34:26
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Energiearmut in Österreich: Klimafonds-Pilotprojekt präsentiert Ergebnisse
Konsortium unter Leitung des ÖIN liefert fundierte Analyse zu den Lebens- und Belastungssituationen von Energiearmutsbetroffenen

Utl.: Konsortium unter Leitung des ÖIN liefert fundierte Analyse zu
den Lebens- und Belastungssituationen von
Energiearmutsbetroffenen =
Wien (OTS) -
- Caritas-Präsident Landau: "Mit Erkenntnissen aus dem
Forschungsprojekt und den Caritas-Projekten Hilfsangebote verbessern
und Maßnahmen gegen Energiearmut setzen."
VERBUND-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber: "Energiefonds für
Einkommensschwache bundesweit ausbauen!"
- Folgeprojekt: bmvit und Klima-und Energiefonds starten
Strategieprozess "Energiezukunft innovativ und sozial gestalten"
263.000 Menschen in Österreich können es sich laut Statistik
Austria nicht leisten ihre Wohnungen angemessen warm zu halten. Mit
dem "Pilotprojekt gegen Energiearmut" hat der Klima- und Energiefonds
2011 im Rahmen seines Energieforschungsprogrammes das Thema zu einem
Förderprojekt gemacht. Nun liegen die Ergebnisse dieses
österreichweit größten Forschungsprojektes zum Thema Energiearmut,
das erstmals österreichweit Wirtschaft, Wissenschaft und Soziales
verbunden hat, vor: Unter Federführung des Österreichischen Instituts
für Nachhaltige Entwicklung (ÖIN) wurden österreichweit in 400
einkommensschwachen Haushalten Energieeffizienzmaßnahmen durchgeführt
und ihr Nutzen evaluiert. Ausgangspunkt waren drei Projekte der
Caritas wie u.a. der VERBUND-Stromhilfefonds der Caritas.
Im Rahmen einer Pressekonferenz wurden heute in Wien die zentralen
Ergebnisse des Pilotprojektes gegen Energiearmut von Klima-und
Energiefonds-Geschäftsführerin Theresia Vogel, ÖIN-Geschäftsführerin
Anja Christanell, Caritas-Präsident Michael Landau und dem
Vorstandsvorsitzenden von Verbund, Wolfgang Anzengruber, präsentiert.
Ein Maßnahmenkatalog zeigt auf, welche Wege es für Betroffene aus der
Energiearmutsfalle geben kann.
Klima-und Energiefonds-Geschäftsführerin Theresia Vogel:
"Österreich ist in vielen Bereichen der Energietechnologie führend
und gilt als Innovationsland in Europa. Diese Innovationskraft müssen
wir ganz gezielt dafür einsetzen, dass Energie auch zukünftig sicher,
sauber und vor allem leistbar bleibt. Mit dem kürzlich gestarteten
Strategieprozess "Energiezukunft sozial und innovativ gestalten"
setzen wir nun gemeinsam mit dem Klima- und Energiefonds die nächsten
Schritte in diese Richtung. Denn die Energiewende kann nur gelingen,
wenn wir es schaffen, dass alle davon profitieren."
Pilotprojekt gegen Energiearmut: Überblick und zentrale
Ergebnisse
In rund 400 Haushalten, die durch den VERBUND-Stromhilfefonds der
Caritas, den Stromspar-Check Vorarlberg sowie das lokale
Nachbarschaftsprojekt der Wiener Grätzeleltern durch kostenlose
Energieberatungen, Soforthilfen vor Ort oder Gerätetausch
Unterstützung erhielten, wurden österreichweit Daten zu den
Belastungen von Betroffenen und zur Tiefe der Energiearmut erhoben
und vom ÖIN, der Wirtschaftsuniversität Wien und der Österreichischen
Energieagentur ausgewertet.
Jetzt vorliegende Ergebnisse zeichnen ein deutliches und
alarmierendes Bild:
Mängel der Wohnung/des Wohngebäudes
- Über ein Drittel der Befragten wohnt in Wohnungen mit undichten
Fenstern, fast die Hälfte der Wohnungen hat eine undichte
Eingangstüre.
- Ein Drittel der Befragten wohnt in Wohnungen mit Schimmelbefall (Ö:
12%), davon jeweils über 50% im Bad/in der Toilette und im
Schlaf-/Kinder-/Arbeitszimmer.
Geräte und Beleuchtung
- Durchschnittlich gibt es in den Haushalten 11 Leuchtmittel (Ö:
40,9). Der Anteil von Energiesparlampen/LEDs an allen Leuchtmitteln
beträgt 25% (Ö: 26%).
Belastungen der Befragten
- Die Hälfte der Befragten gibt an, kalte Wände und Böden in der
Wohnung zu haben, 42%, dass sie weniger Räume als gewünscht heizen
können. Ein Drittel der Befragten kann die Wohnfläche im Winter nicht
so warmhalten, dass sie sich wohlfühlen (Ö: 3% können sich nicht
leisten ihre Wohnfläche angemessen warm zu halten), 17% hatten einen
mehr als dreitägigen Ausfall der Heizung in den letzten 2 Jahren.
- 83% der Befragten gaben an, dass ihnen die Bezahlung der
Energierechnung Sorgen mache. 71% berichteten von Schwierigkeiten die
Energierechnung zu bezahlen, 47% von einer Mahnung des
Energieversorgers und 13% von einer Energieabschaltung in den letzten
zwei Jahren. 12% der Befragten gaben an, dass ihnen der
Energieversorger bei Zahlungsschwierigkeiten nicht entgegenkommen
würde, 52% wissen jedoch nicht, ob er das würde.
"Eine wichtige Erkenntnis ist, dass der durchschnittliche Heiz-
und Stromverbrauch der beratenen Haushalte unterhalb des
österreichischen Durchschnitts liegen - bislang war man der
Auffassung, die meisten Energiearmutsbetroffenen haben einen
überdurchschnittlich hohen Energieverbrauch. Dies zeigt auch auf,
dass Energieberatungen und Sofortmaßnahmen wichtig sind, aber dass
wir weitere Maßnahmen gegen Energiearmut brauchen. Eine
Zusammenarbeit mit PartnerInnen aus Wirtschaft und Politik ist daher
notwendig", so die Projektleiterin Anja Christanell,
Geschäftsführerin des ÖIN.
Maßnahmenkatalog gegen Energiearmut
Ein zentrales Ergebnis des Pilotprojektes ist auch ein umfassender
Maßnahmenkatalog, der Politik, Wirtschaft und Wissenschaft
gleichermaßen adressiert. Erste Vorschläge daraus (im
Projektendbericht sind alle empfohlenen Maßnahmen zu finden):
- Niederschwellige und kostenlose Vor-Ort-Beratung kombiniert mit
Sofortmaßnahmen. Es bestehen oft Zugangsbarrieren zu Beratungs- und
Hilfeleistungen; Energiearmutsbetroffene treffen zudem auf
strukturelle Hindernisse in Form von energieineffizientem Geräte- und
Heizungsbestand. Niederschwellige Beratungen vor Ort durch geschulte
BeraterInnen oder Vertrauenspersonen können in Kombination mit
Sofortmaßnahmen (wie z.B. Gerätetausch, Bereitstellung von
Energiesparlampen, Abdichten von Fenstern und Türen) die
Energieeffizienz deutlich erhöhen und Belastungen verringern.
- Steigerung der Sanierungsquote von Gebäuden und Priorisierung
thermischer Sanierungsmaßnahmen unter Berücksichtigung von
Energiearmut. Das derzeitige Fördersystem für thermische Sanierungen
lässt eine sozialverträgliche Ausgestaltung vermissen. In
Wohngebieten, in denen sich ein hoher energetischer Sanierungsbedarf
und eine einkommensarme BewohnerInnenstruktur deutlich überlappen,
sollte die Sanierungsquote im öffentlichen und privaten Wohnbau
erhöht und ein Anteil der Fördermittel für die Erhöhung der
Energieeffizienz energiearmutsbetroffener Haushalte bereit gestellt
werden.
Österreichweit: Zusammenschluss von Wissenschaft und Praxis
"Unsere Sozialberatungsstellen sind täglich mit Menschen
konfrontiert, die sich entscheiden müssen, ob sie ihr Geld für Miete,
Heizen oder Essen ausgeben. Durch das Pilotprojekt gegen Energiearmut
konnte die bereits laufende Hilfe in drei Caritas-Projekten
wissenschaftlich evaluiert und konnten bestehende Angebote verbessert
werden. Wir haben nun das erste Mal eine fundierte Analyse zu den
Lebens- und Belastungssituationen von Energiearmutsbetroffenen in
Österreich, die unsere Erfahrungen aus der Praxis wissenschaftlich
belegen", so Caritas Präsident Michael Landau. "Kein Kind soll in
Österreich im Mantel in der kalten Wohnung die Hausaufgaben machen
müssen und in einem schimmligen Zimmer schlafen müssen. So wie die
Wohnung die zweite Haut des Menschen ist, so ist der Zugang zu
Energie die Körperwärme, die der Mensch so dringend zum Leben
braucht."
Soziale Verantwortung der Unternehmen
"Soforthilfe bei der Begleichung offener Energierechnungen,
Energieberatung und Gerätetausch. Das sind die drei Säulen des
VERBUND-Stromhilfefonds der Caritas - und wir sehen, dass diese Hilfe
wirkt", so VERBUND Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber. Seit
Beginn des Projekts vor knapp fünf Jahren profitierten insgesamt weit
über 2.500 Haushalte vom Angebot des VERBUND-Stromhilfefonds. "Der
Stromhilfefonds verbindet soziale wie gesundheitliche Aspekte der
Betroffenen mit ökologischen Erfordernissen nach mehr
Energieeffizienz. Wir laden alle Unternehmen, die sich durch diese
Art der Unterstützung angesprochen fühlen, herzlich ein, bei diesem
Projekt mitzumachen!"
Das Pilotprojekt gegen Energiearmut:
Das Projekt wurde im Rahmen der Programmlinie "Neue Energien 2020"
vom Klima- und Energiefonds mit 433.355 Euro gefördert.
Projektleitung: Österreichisches Institut für Nachhaltige Entwicklung
(ÖIN). ProjektpartnerInnen: Institut für Soziologie und empirische
Sozialforschung an der Wirtschaftsuniversität Wien, Österreichische
Energieagentur, Caritas Österreich, Caritas Wien, Caritas Vorarlberg.
Weitere Informationen unter
www.energiearmut.com
www.klimafonds.gv.at
www.caritas.at
www.verbund.at
Weitere Bilder unter: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/5490
Kontakt ÖIN
Dr. Anja Christanell
anja.christanell@oin.at
+43 1 524 6847-17
www.oin.at
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