• 07.05.2014, 11:22:39
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(Nicht-)Raucherschutz 2: Zahlreiche positive internationale Beispiele

Erkrankungen durch Passivrauch auch bei gesunden Menschen

Utl.: Erkrankungen durch Passivrauch auch bei gesunden Menschen =

Wien (OTS) - "Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass strengere
Gesetze den Anteil rauchender Jugendlicher rasch senken können", sagt
der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und
Jugendheilkunde (ÖGKJ), Reinhold Kerbl. Dabei habe sich insbesondere
ein absolutes Rauchverbot an öffentlichen Plätzen und in Lokalen als
wirksam erwiesen. ****

Insgesamt existiert eine klare Datenlage, dass gesetzlich
geregelter Nichtraucherschutz in kürzester Zeit protektiv wirksam
wird. So konnte erst vor wenigen Wochen eine Lancet-Studie zeigen,
dass durch strengere Maßnahmen innerhalb eines Jahres sowohl die
Frühgeborenenrate als auch Asthmaanfälle um jeweils etwa 10 Prozent
reduziert werden konnten.

Die ÖGKJ fordert daher eine Verstärkung des Nichtraucherschutzes
sowie, insbesondere zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, ein
absolutes Rauchverbot in gastronomischen Betrieben und an
öffentlichen Plätzen. Kerbl: "Für die Abstimmung über ein solches
Gesetz sollte im Parlament der Fraktionszwang aufgehoben werden,
damit die österreichische Bevölkerung endlich jene Parlamentarier
kennenlernt, denen der Schutz von Minderjährigen vor Rauchbelastung
offensichtlich kein Anliegen ist."

Partielle Rauchverbote haben versagt

"Als Internist sehe ich die Folgen von Tabakrauch an Lunge, Herz
und Blutgefäßen. Herz und Gefäße reagieren extrem rasch und
empfindlich auf die hohe Feinstaubbelastung beim Passivrauchen",
betont Manfred Neuberger von der Abteilung für Allgemeine
Präventivmedizin des Instituts für Umwelthygiene der Medizinischen
Universität Wien.

Jedes Jahr würden in etwa 1000 Österreicher an Herzinfarkt,
Schlaganfall und anderen kardiovaskulären Erkrankungen sterben, weil
die Politik der Forderung nach einer Novellierung des Tabakgesetzes
nicht nachkomme. Neuberger: "Erkrankungen durch regelmäßiges
Passivrauchen entwickeln sich auch bei primär gesunden Menschen. Das
beginnt oft mit einer unbemerkten Verschlechterung der
Lungenfunktion, mit einer Versteifung der Arterien, leicht erhöhten
Blutdruckwerten sowie einer schlechteren Sauerstoffversorgung."

Die hohe Feinstaubbelastung beim Passivrauchen beeinträchtige
zudem die Durchblutung und Funktion des Gehirns, fördere
Depressionen, beeinträchtige nachhaltig kognitive Funktionen wie
Verstehen, Rechnen und Erinnern und könne bei jahrelanger Arbeit in
verrauchten Lokalen zu einem Verlust geistiger Fähigkeiten und sogar
bis zur Demenz führen. "In einem Raucherlokal verdoppelt ein nicht
rauchender Kellner sein Lungenkrebsrisiko innerhalb von etwa acht
Jahren, und dieses Risiko bildet sich auch nach einem
Arbeitsplatzwechsel nur sehr langsam zurück", so der Internist.

Anders ist die Situation bei den Herz-Kreislauf-Krankheiten: Schon
kurzes Passivrauchen, zum Beispiel während des Essens im Gasthaus,
beeinträchtigt die Durchblutung und Herzfunktion und kann bei Kranken
einen Herzinfarkt auslösen, unter anderem, weil die Herzkranzgefäße
ihre Fähigkeit verlieren, sich selbstständig zu erweitern, sodass die
Blut- und Sauerstoffversorgung des Herzens abrupt abnimmt.

Ebenso rasch, wie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch
Passivrauchen ansteigt, bildet es sich nach Rauchverboten zurück -
aber nur, wenn keine Ausnahmen in der Gastronomie zugelassen werden:
"Binnen eines Jahres nach konsequenter Einführung des Rauchverbots
nahmen beispielsweise die Herzinfarkte in Schottland um 17 Prozent
ab", liefert Neuberger Zahlen aus internationalen Studien. Keine
andere Maßnahme habe die Herzinfarktrate so kostengünstig und
nachhaltig gesenkt. Gleichzeitig nahmen auch die Spitalsaufnahmen
wegen Schlaganfall, Asthma und COPD ab.

Österreich nach wie vor Schlusslicht beim
Nichtraucherschutz

"Eine internationale Studie in 33 Regionen hat herausgefunden,
dass es zu umso stärkeren Rückgängen der Spitalsaufnahmen kam, je
weniger Ausnahmen das gesetzliche Rauchverbot zuließ", zitiert
Neuberger weitere internationale Studien. Im Schnitt nahmen nach dem
Rauchverbot hospitalisierte Herzinfarkte um 15 Prozent ab,
Schlaganfälle um 16 Prozent und Lungenkrankheiten um 24 Prozent.

Die Sterblichkeit an Herzinfarkten nahm in Europa generell durch
die verbesserte Behandlung ab, seit 2005 aber deutlich stärker in
jenen Ländern, die auch in die Prävention investierten und den Schutz
vor Passivrauchen verbesserten. Zudem zeigt das Eurobarometer, dass
die Zustimmungsraten in sämtlichen Ländern, die generelle
Rauchverbote in der Gastronomie eingeführt haben, signifikant
angestiegen sind, zum Teil auf 90 Prozent, weil auch die Raucher die
Vorteile erkannten. Als vorteilhaft für die Gesundheit der Raucher
erwiesen sich dabei die Verbote von Zigarettenautomaten, die
Reduktion der Verkaufsstellen für Tabakwaren, Erhöhungen von
Tabaksteuern und -preisen sowie Motivation und Hilfe beim Rauchstopp.

"Beschämend ist auch das Ergebnis Österreichs beim Europa-Ranking
der Tabakpolitik", befindet Neuberger. Die Europäische Krebsliga hat
ein Bewertungsschema der Weltbank für die Tabakkontrolle verwendet.
Bestnoten erhielten dabei Länder mit hohen Tabaksteuern und
Zigarettenpreisen(gemessen an den Lebenshaltungskosten), strengen
Gesetzen zum Nichtraucherschutz und konsequenter Durchsetzung,
umfangreichen Aufklärungsprogrammen, lückenlosen Tabakwerbeverboten
sowie wirksamer Hilfe beim Rauchstopp.

Österreich erreichte 2004 Platz 25 (von 28 Plätzen), 2005 Platz 27
(von 30), wurde dann von allen "Nachzüglern" überholt und landete
schließlich 2007 auf Platz 30 (von 30). 2010 teilte sich Österreich
den letzten Platz noch mit Griechenland und lag 2013 unangefochten
auf Platz 34 (von 34).

(Schluss)

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