Ökonomie Studierende aus 18 Ländern veröffentlichen gemeinsam ein Manifest und fordern Pluralismus in Lehre und Forschung.
Utl.: Ökonomie Studierende aus 18 Ländern veröffentlichen gemeinsam
ein Manifest und fordern Pluralismus in Lehre und Forschung. =
Wien (OTS) - Die Studierenden der "International Students Initiative
for Pluralism in Economics (ISIPE)" beklagen "eine besorgniserregende
Einseitigkeit der Lehre, die sich in den vergangenen Jahrzehnten
dramatisch verschärft hat". Nicht nur die Wirtschaft stecke in der
Krise, sondern auch "die Art, wie Ökonomie an den Hochschulen gelehrt
wird". Die "derzeitig fehlende intellektuelle Vielfalt beschränkt
nicht nur Lehre und Forschung, sie behindert uns im Umgang mit den
Herausforderungen des 21. Jahrhunderts", so die AutorInnen des
Aufrufs (www.ispie.net). Die Forderungen drehen sich primär um eine
Vielfalt in Theorien, Methoden und Disziplinen in den Lehrplänen der
Universitäten.
Verfasst wurde der "International Student Call for Pluralism in
Economics", von Studierenden-Initiativen aus 19 Ländern, die eine
scharfe Kritik am aktuellen Zustand der Wirtschaftswissenschaften
ausüben und eine pluralistische (Neu)-Ausrichtung der Disziplin
fordern. Auch die "Gesellschaft für Plurale Ökonomik Wien", eine
Gruppe von Studierenden der Wirtschaftsuniversität Wien, hat an dem
Dokument mitgewirkt. Dabei werden die Studierenden von über 230
ProfessorInnen und ForscherInnen rund um den Globus unterstützt, auf
der ErstunterzeichnerInnenliste sind prominente Namen wie Thomas
Piketty, Robert Pollin, Paul Davidson bzw. Markus Marterbauer,
Wilfried Altzinger und Elisabeth Springler aus Österreich zu finden.
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"Der Mangel an wirtschaftspolitischen Alternativen, etwa in der
Eurokrise, zeigt uns deutlich, dass eine Öffnung der
Volkswirtschaftslehre gegenüber alternativen Lehrmeinungen dringend
erforderlich ist", so Christoph Gran vom Vorstand des Netzwerk
Plurale Ökonomik Deutschland. Angeprangert wird auch, dass die
Lehrpläne meist den Stand der Wissenschaft nicht abbilden. "An den
Universitäten werden bereits längst veraltete und widerlegte Theorien
unterrichtet und die Kritik daran ausgeblendet", so eine Sprecherin
der Gesellschaft für Plurale Ökonomik Wien, die Ökonomie sei "auf
einem Auge blind. "Wir wollen die Realität in die Hörsäle zurückholen
und nicht länger hinnehmen, dass eine Vielzahl relevanter Theorien
nicht im Studienplan vorkommt".
Die Forderung nach mehr Pluralismus geht auch mit der Forderung nach
einer stärkeren Berücksichtigung vom sogenannten ökonomischen
Mainstream abweichenden Ansätzen in den Volkswirtschaft Curricula
einher. "Eine Wirtschaftswissenschaft, die die Krise nicht
vorhersagen, nicht analysieren und keine Schlüsse daraus ziehen kann,
muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie ihre Funktion erfüllt.
Die Lehrinhalte der Curricula formen das Denken der nächsten
Generationen von EntscheidungsträgerInnen und damit die Gesellschaft,
in der wir leben", so die Gesellschaft für Plurale Ökonomik Wien, "es
ist also Zeit, Verantwortung zu übernehmen".
Der internationale Aufruf ist das erste gemeinsame Projekt der ISIPE
und soll den Startpunkt einer langfristigen internationalen
Zusammenarbeit bilden. Die Studierenden argumentieren, "dass es Zeit
für Veränderungen ist" und wollen dazu beitragen. "Im Kleinen
passieren diese Veränderungen bereits", so die Gesellschaft für
Plurale Ökonomik Wien: "wir organisieren unsere eigenen
Lehrveranstaltungen und Lesekreise, unterrichten uns gegenseitig,
bauen Netzwerke auf und organisieren gerade eine Konferenz". Aber
diese Veränderung "braucht eine breite gesellschaftliche Basis. Ob
Sie studieren, (selbst) ÖkonomIn sind, oder sich bloß interessieren,
wir laden Sie herzlich dazu ein, sich uns unter www.ispie.net
anzuschließen. Pluralismus in der Volkswirtschaft ist für eine
gesunde öffentliche Debatte unentbehrlich. Pluralismus ist auch eine
Frage der Demokratie.", so der Abschluss des Dokuments.
Die Gesellschaft für Plurale Ökonomik Wien wurde im Herbst letzten
Jahres von Volkswirtschafts-Studierenden der Wirtschaftsuniversität
Wien gegründet. Die Studierenden beschäftigen sich mit Konzeptionen
von pluralistischer Lehre, und deren Umsetzungsmöglichkeiten im
Studium an der Wirtschaftsuniversität. "An Ideen für neue
Studienpläne mangelt es uns nicht", so eine Vertreterin. "Wir sind es
leid, uns die neueren wissenschaftlichen Erkenntnisse und vom
Mainstream abweichende Theorien immer in Eigenregie aneignen zu
müssen".
Link zum Manifest und zur International Students Initiative for
Pluralism in Economics (ISIPE): www.isipe.net
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