- 18.03.2014, 10:04:41
 - /
 - OTS0045 OTW0045
 
ÖGB: Sprachgebrauch politisch, nicht technisch regeln
Sichtbarmachung von Frauen und Männern auf allen Ebenen nötig
Utl.: Sichtbarmachung von Frauen und Männern auf allen Ebenen nötig =
Wien (OTS/ÖGB) - Äußerst empört hat sich der ÖGB-Vorstand in seiner
 heutigen Sitzung über den Entwurf des Austrian Standard Instituts zum
 Thema geschlechtergerechte Sprache gezeigt. Das Institut hatte
 sinngemäß vorgeschlagen, in geschriebenen Texten auf weibliche Formen
 zu verzichten, da mit männlichen Formen ohnehin alle gemeint seien.
 "Wir sind über diesen Ansatz erschüttert und teilen die Kritik vieler
 Organisationen und Vereine", sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar. "Derart
 rückschrittliche Ideen gehören ins vorvorige Jahrhundert, in den
 Normen eines modernen Staates haben sie nichts zu suchen." Der ÖGB
 werde seine Kritik auch den Verantwortlichen für den Entwurf zukommen
 lassen.
"Geschlechtergerecht heißt für uns, dass Frauen und Männer
 gleichberechtigt in allen Bereichen des Lebens vorkommen müssen", so
 Foglar. "Das betrifft alle Politikbereiche, aber auch die textliche
 und bildhafte Darstellung in gedruckten, elektronischen und
 audiovisuellen Medien, genauso wie Formulierungen in Schulbüchern,
 Gesetzestexten und allen anderen Arten von geschriebener Sprache."
 Geschlechtergerechtigkeit bedeutet für den ÖGB weiters, die Vielfalt
 und Unterschiedlichkeit weiblicher und männlicher
 Lebenswirklichkeiten sichtbar zu machen und als gleichwertig
 anzuerkennen.
"Uns ist schon klar, dass ein Binnen-I allein noch lange nicht zur
 Gleichstellung von Männern und Frauen führen wird", sagt
 ÖGB-Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende Sabine Oberhauser.
 "Natürlich braucht es vor allem die passenden rechtlichen und
 gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, damit Chancengleichheit
 erreicht wird. Es geht aber sehr wohl auch darum, über das Instrument
 der Sprache Bewusstsein zu schärfen, traditionelle Rollenbilder
 infrage zu stellen, Klischees aufzuzeigen und zu überwinden." Beim
 geschlechtergerechten Sprachgebrauch sei ein ganz wesentlicher Aspekt
 gerade die Sichtbarmachung von Frauen. Oberhauser: "Wer von Frauen
 nicht spricht, wer die Frauen aus der Alltagssprache oder der
 sogenannten normierten Amtssprache des Landes verbannt, macht viele
 Fortschritte, die in der Gleichstellungspolitik bereits erreicht
 wurden, mit einem Schlag zunichte." Oberhauser verlangt daher, die im
 Entwurf geplanten diesbezüglichen Änderungen nicht vorzunehmen.
 "Welche Rolle Frauen in diesem Land spielen, auch in der Sprache, das
 haben wir politisch zu diskutieren, nicht technisch."
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NGB






