Wirtschaftsminister bei Diskussion mit EU-Kommissar Barnier, Unternehmer Staudinger, FMA-Kumpfmüller: Crowdfunding-Chancen nützen, Balance von Risikokapital und Anlegerschutz nötig
Utl.: Wirtschaftsminister bei Diskussion mit EU-Kommissar Barnier,
Unternehmer Staudinger, FMA-Kumpfmüller: Crowdfunding-Chancen
nützen, Balance von Risikokapital und Anlegerschutz nötig =
Wien (OTS/BMWFJ/BMWF) - "Crowdfunding gewinnt an Bedeutung, um die
Projekt- und Unternehmensfinanzierung zu unterstützen. Das ist vor
allem eine Folge der Finanzkrise und der darauf folgenden strengeren
Eigenkapitalanforderungen der Banken und Basel-III-Richtlinien",
betonte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner am Donnerstagabend
bei einer hochrangig besetzten Crowdfunding-Veranstaltung in Wien mit
EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier sowie Unternehmern und
Experten. "Wir sollten daher die Chancen von Crowdfunding in
Österreich nützen, Barrieren abbauen, Regulierungen vereinfachen,
aber auch nicht über das Ziel hinaus schießen. Wir brauchen eine
Balance zwischen Risikokapital und Anlegerschutz", sprach sich
Mitterlehner für ein ausgewogenes Vorgehen aus. "Unser Ziel ist es,
Crowdfunding als sinnvolle Ergänzung zur Kreditfinanzierung zu
etablieren. Das hat auch den Vorteil, dass Unternehmen schon in einer
sehr frühen Phase Feedback zu ihrer Produktidee direkt vom Markt
erhalten", so Mitterlehner.
"Österreichs Wirtschaft ist aufgrund des traditionellen
Hausbankenprinzips besonders stark von Bankenkrediten abhängig, deren
Vergabe als Folge der Finanzkrise restriktiver geworden ist. Umso
wichtiger ist es, dass wir zuletzt mehrere Maßnahmen gesetzt haben,
um die Risikokapitalfinanzierung gerade für Start-Ups zu
erleichtern", verwies Mitterlehner auf Initiativen wie den
Gründerfonds, den Business-Angel-Fund und das im Vorjahr novellierte
Kapitalmarktgesetz, wodurch die Prospektpflichtgrenze von 100.000 auf
250.000 Euro erhöht worden ist. "Damit sind wir jetzt nicht mehr das
Land mit der strengsten Schwelle, sondern liegen in etwa im
Mittelfeld der Europäischen Union, wobei wir uns hier noch durchaus
weiter nach oben bewegen könnten. Es sollte uns in diesem
Zusammenhang bewusst sein, dass die EU-Kommission eine
Prospektpflicht erst ab einem Vorhaben über fünf Millionen
vorschreibt", sagte Mitterlehner.
Neue Angebote für Start-Ups und KMU
Als nächsten Schritt will Mitterlehner bei der Förderbank Austria
Wirtschaftsservice (aws), die pro Jahr rund 2.700 Start-Ups fördert,
eine neue Kontaktmarktplattform anbieten. Diese ermöglicht
Unternehmen eine Listung, um sich für alternative Finanzierungen wie
zum Beispiel Crowdfunding zu bewerben. Als weitere Maßnahme sollen
Klein- und Mittelbetriebe bei der Erstellung eines
Kapitalmarktprospektes unterstützt werden, dessen Erstellung und
Genehmigung oft zu hohen Kosten von mehr als 60.000 Euro führt. In
einem Pilotprojekt der aws sollen daher 25 Prozent der förderbaren
externen Kosten übernommen werden. In der ersten Pilotphase ab dem 2.
Quartal 2014 steht dafür eine Million Euro zur Verfügung. "Wir wollen
Service-Unterstützung bieten, aber auch die Bekanntheit von
Crowdfunding erhöhen, um Vorurteile abzubauen", so Mitterlehner.
Um das volle Potenzial der neuen Finanzierungsform nutzen zu können,
sind auch auf europäischer Ebene weitere Schritte nötig. Daher
bedankte sich Mitterlehner abschließend bei EU-Binnenmarkt-Kommissar
Barnier für die europaweit laufende Konsultation, ob und in welchen
Bereichen Bedarf für eine EU-weite Harmonisierung von Crowdfunding
besteht. Österreich werde sich daran auch in Zukunft intensiv
beteiligen, um Best-Practice-Modelle einzubringen und gemeinsam neue
Lösungen zu finden. "Wir sind bei der Bewertung von Crowdfunding
mittlerweile auf einem höheren Level angelangt, das wir weiter
forcieren wollen. Durch das Bereitstellen von mehr Risikokapital
erhöhen wir unsere Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit", sagte
Mitterlehner.
Hochrangig besetzte Diskussion
Bei der vom Wirtschaftsministerium im Rahmen der Reihe "Wirtschaft im
Wandel" ausgerichteten Veranstaltung diskutierten nach den Reden von
Mitterlehner und Barnier zahlreiche Unternehmer und Experten über die
Chancen und Herausforderungen des Crowdfundings, darunter waren Klaus
Kumpfmüller (Vorstand Finanzmarktaufsicht), Heinrich Staudinger
(Geschäftsführer Waldviertler Werkstätten), Oliver Gajda (Präsident
European Crowdfunding Network), Markus Roth (Geschäftsführer creative
BITS), Theresa Steininger (Geschäftsführerin Wohnwagon) und Reinhard
Willfort (Geschäftsführer Innovation Service Network, Crowfunding
Plattform 1000x1000).
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | MWA