Wien (OTS) - Auch wenn der ORF die in regelmäßigen Abständen
vorgetragenen Unterstellungen der (vermeintlich) österreichischen
Kommerzsender längst gewohnt ist, so zeigt das aktuelle Pamphlet des
VÖP eine so noch nicht gekannte "Qualität". Angesichts des Erwerbs
eines Champions-League-Rechtepakets durch den ORF, das heimischen
Mitbewerbern im Free- und Pay-TV-Bereich explizit die Möglichkeit
belässt, ebenfalls Champions-League-Pakete zu erwerben, von einem
"unmoralischen" und "illegalen" Vorgang zu sprechen, ist beispiellos.
Beispiellos ist etwa jene Sachunkenntnis des VÖP, aus der mangels ihm
vorliegender Vertragsdetails die Mutmaßung wird, das entsprechend
Angebot des ORF müsse "offenbar weit über den bisherigen
Markterwartungen" gelegen sein. Weinerlicher und fadenscheiniger ist
eine offenbar als solche empfundene Niederlage im freien Wettbewerb
selten verbalisiert worden.
Der ORF hat eines von mehreren (!) Champions-League-Rechtepakten (auf
koexlusiver Basis) im Rahmen eines UEFA-Rechtevergabe-Verfahrens
erworben, das nach den Grundsätzen der Transparenz, Objektivität und
Gleichbehandlung ausgestaltet war. Das ORF-Gebot hat den
Ausschreibungsbedingungen sowie den gesetzlichen Vorgaben entsprochen
und wurde als bestes Gebot von der UEFA ausgewählt. Mitbewerber im
Free- und Pay-TV-Bereich haben nach dem Zuschlag an den ORF die
Möglichkeit, die übrigen Rechtepakete - zum Beispiel weitere
Live-Spiele, Highlights und News-Berichterstattung - zu erwerben.
Der Lizenzpreis liegt im üblichen Bereich von anderen
Fußballübertragungen (Bundesliga, Cup, WM, Länderspiele). Die
Behauptung des VÖP, dass der Preis das einzig ausschlaggebende
Kriterium der UEFA bei der Rechtevergabe gewesen sein soll,
entspricht ausdrücklich nicht den Ausschreibungsbedingungen, in denen
klar festgehalten ist, dass das finanziell beste Gebot nicht
automatisch von der UEFA als bestes Gebot ausgewählt wird. Vielmehr
sind etwa auch redaktionelle Aufbereitung und Umsetzung,
Produktionsstandards in High Definition, Reichweite bzw.
Verbreitungsgrad maßgeblich; auch bei diesen Punkten konnte der ORF
offensichtlich in jeder Hinsicht voll überzeugen.
Insbesondere die Tatsache der ungleich größeren Verbreitung, die die
Champions League im ORF erfährt, wird in der Argumentation des VÖP
bewusst übergangen: So erreichte der ORF (Monatsmarktanteil 2013 rund
34 Prozent) zuletzt mit den in HD ausgestrahlten Übertragungen der
Europa League zum Teil rund doppelt so viele und insgesamt deutlich
mehr Zuschauer als etwa PULS 4 (Monatsmarktanteil unter vier Prozent)
mit der (nur kostenpflichtig in HD ausgestrahlten) Champions League.
Und wenn die Champions-League-Übertragungen auf Jahresbasis nur eine
Erhöhung des Marktanteils um 0,1 Prozentpunkte ausmachen, wie der VÖP
behauptet, stellt sich überdies die Frage: warum dann eigentlich die
Aufregung?
Die Champions League hat sich in den vergangenen Jahren mit
mittlerweile 4,2 Milliarden TV-Zuschauern zu einem der wichtigsten
Fernsehereignisse entwickelt. Dank Änderungen des Qualifikationsmodus
zugunsten kleinerer Länder haben sich zudem die Chancen auf Teilnahme
für heimische Vereine erhöht, mit Top-Legionären wie David Alaba ist
Österreich wohl auch in den kommenden Jahren entscheidend vertreten.
Die Gebührenzahler dürfen sich daher zu Recht erwarten, dass der ORF
als der mit großem Abstand relevanteste Sender des Landes ihnen den
sportlichen Top-Content Champions League im Free-TV und in
kostenlosem HD und auf journalistischem Top-Niveau - ohne gesponserte
Studiobars und ähnlichen Privat-TV-üblichen Werbetricks - zugänglich
macht.
Das Bild vom "schlechten Verlierer", um in der Sportwelt zu bleiben,
wird vom VÖP jedenfalls auf bedauerlichem Niveau neu definiert, der
Vorwurf des "illegalen" Rechteerwerbs vom ORF auf strafrechtlichen
Tatbestand zu überprüfen sein. Einer möglichen Untersuchung durch die
KommAustria sieht der ORF andererseits gelassen entgegen.
Dass der VÖP aus dem Erwerb des angesprochenen
Champions-League-Pakets durch den ORF quasi nebenbei gleich einmal
die Ausgewogenheit des ORF-Programms in Frage stellt und dabei zum
wiederholten Mal jenen KommAustria-Bescheid zu bemühen versucht, der
im April 2013 vom Bundeskommunikationssenat BKS in wesentlichen
Teilen aufgehoben worden war, ist ebenso dreist wie gewagt.
Dass der VÖP dem ORF weiters "Kommerzexzesse" unterstellt, ist in
Anbetracht der 400 Millionen Euro, die von den Kommerzsendern aus dem
kleinen heimischen Werbemarkt ohne irgendeine österreichische
Programmleistung abgezogen werden, durchaus bemerkenswert. Ebenso wie
die diversen frechen Tipps und Ratschläge, die von der
Programmgestaltung von ORF eins bis hin zur Entlohnung der
ORF-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter reichen. In welcher anderen
Branche wären derartige Einmischungsversuche unter Mitbewerbern
denkbar?
Den "sinkenden Quotenverlauf", den der VÖP dem ORF attestiert, hätten
die meisten TV-Sender gerne auf der Haben-Seite. Mit 34 Prozent
Tagesmarktanteil (Stand November 2013) und 96 Prozent der
Fernsehzuseherinnen und -zuseher, die monatlich die Programme des ORF
konsumieren, ist der ORF weiterhin einer der erfolgreichsten
öffentlich-rechtlichen Sender Europas.
Wenn der VÖP moniert, dass etwa in Deutschland die "kommerziellen
Top-Rechte" auf "unterschiedliche Sendegruppen aufgeteilt" seien,
dann vergisst er zum einen, dass sich Sender wie ARD, ZDF und RTL
marktanteilsmäßig auf Augenhöhe befinden, zum anderen reicht ein
Blick in die größenmäßig mit Österreich weit besser vergleichbare
Schweiz, in der das öffentlich-rechtliche SF sämtliche Sportrechte
hält.
Dass der VÖP in diesem Zusammenhang die beim heimischen TV-Publikum
ebenso beliebten wie erfolgreichen Sportevents ein "kommerziell
attraktives Kaufprodukt" nennt, das "für die Erfüllung des
(öffentlich-rechtlichen) Auftrags zweifellos nicht erforderlich" sei,
ist nichts weniger als entlarvend.
Unsinnig, wenn auch durchaus erwartet und absehbar, ist der schlichte
Versuch, die legitime Forderung des ORF nach der Gebührenrefundierung
mit dem um nichts weniger legitimen Einsatz von Gebührenmitteln durch
den ORF gegenzurechnen. Wer, wenn nicht der kommerzielle Mitbewerber
wäre weniger geeignet, den öffentlich-rechtlichen Programmauftrag des
ORF zu definieren? Die Geschäftsführung des ORF beabsichtigt
jedenfalls nicht, ihre Programm- oder andere unternehmerische
Entscheidungen gegenüber den kommerziell orientierten Mitbewerbern zu
rechtfertigen.
Die neuerliche Attacke des VÖP auf den öffentlich-rechtlichen
Rundfunk in Österreich wendet sich gegen Rechte und Interessen der
Zuseherinnen und Zuseher und ist zusammenfassend entschieden
zurückzuweisen, aber auch als das zu demaskieren, was sie ist: ein
ausschließlich von Investoren-Interessen getragener Versuch, den
ansonsten unentwegt eingemahnten Wettbewerb dann wehleidig zu
beklagen, wenn das Ergebnis nicht ins eigene kommerzielle Kalkül der
Gewinnmaximierung passt.
Der ORF wird im Gegensatz dazu jedenfalls weiterhin seine
unternehmensstrategischen, programmlichen und wirtschaftlichen
Entscheidungen ausschließlich auf Basis seiner gesetzlichen Aufträge
und im Interesse seines Publikums treffen.
Schon allein aus diesem Grund ist der Vorwurf des VÖP, der dem ORF
"Kommerzexzesse" unterstellt, absurd. Exzessiv ist hingegen die
Bandbreite des Angebots des ORF, das Privatsender mit Bedacht auf
schnelle Shareholder-Values nie zu leisten willens sind.
Wo zum Beispiel sind die medienübergreifenden Sozial- und
Gesundheitsinitiativen des VÖP? Der ORF erreichte mit "Bewusst
gesund" allein mit der ersten Schwerpunktwoche im April 2013 4,5
Millionen Österreicherinnen und Österreicher. Im Oktober waren es
3,724 Millionen bzw. 51,6 Prozent der TV-Bevölkerung.
Wo ist das ausführliche und regelmäßige Kulturangebot der VÖP-Sender?
Der ORF präsentierte im Sommer 2013 allein zehn Opern von den drei
größten heimischen Festspielen für Millionen Klassikfans auf vier
Kontinenten. 3,2 Millionen Österreicherinnen und Österreichern sahen
zumindest kurz die Events. Der ORF machte als TV-Host-Broadcaster
Meisterwerke der Salzburger Festspiele über seine Partnersender 3sat
und ARTE Musikfans in ganz Europa zugänglich. Der Partner UNITEL
Classica hat alle ORF-Großproduktionen (außer die Eröffnung) aus
Salzburg koproduziert und für den weltweiten Vertrieb gesorgt: Die
Produktionen waren in 30 Ländern auf vier Kontinenten zu sehen. Via
EBU wurden zwölf von Ö1 produzierte Konzerthits insgesamt mehr als
80-mal in 20 Länder übertragen. Das RSO begeisterte mit drei
Großproduktionen. Im Bereich der Berichterstattung waren allein in
der "Zeit im Bild" um 19.30 Uhr bisher 2013 fast 350 Berichte der
ORF-TV-Kultur zu sehen.
Wo ist das Engagement des VÖP bei Randsportarten? Der ORF ermöglichte
vor kurzem die Weiterführung des Spartensenders ORF SPORT + und damit
den Verbleib zahlreicher heimischer Vereine in internationalen
Bewerben, die ohne TV-Coverage nicht möglich gewesen wäre. Der ORF
bietet österreichische Spitzenleistungen in Tischtennis, Volleyball
oder Handball live im Hauptabend, PULS 4 liefert - abseits der
Champions League - spanischen Fußball und US-amerikanischen Football.
Wo ist das eigenproduzierte fiktionale Film- und Serienangebot
privater Anbieter? ORF-geförderte/produzierte Filme sind Ergebnis
eines jahrelangen Vertrauensverhältnisses zur heimischen
Kreativwirtschaft - und gewinnen Oscars, Emmys, Goldene Palmen - 2013
allein mehr als 30 internationale Auszeichnungen. Seit 2010 hat der
ORF insgesamt 408,5 Millionen Euro in heimische Produktionen
investiert. In den Jahren 2010 bis 2012 wurden vom ORF mehr als 80
Filme an österreichische Filmherstellerinnen und -hersteller
vergeben. Von Herbst 2013 bis Ende 2014 zeigt der ORF mehr als 130
neu produzierte Titel im fiktionalen Bereich (Serienfolgen und Filme)
sowie mehr als 90 Dokumentationen. Als größter Auftragsproduzent des
Landes hat der ORF auch große volkswirtschaftliche Bedeutung: Jeder
Euro, den der ORF für seine Fernsehaktivitäten aufwendet, ist mit
einer inländischen Bruttowertschöpfung von 1,32 Euro verbunden. Auf
jede im Bereich Fernsehen im ORF beschäftigte Person kommen fünf
Beschäftigte in anderen Bereichen der österreichischen Wirtschaft.
Wo ist die nachhaltige Informationskompetenz privater Anbieter in
Österreich? 7.143 Beiträge mit einer Gesamtlänge von knapp 18.000
Minuten aus 193 Ländern - allein das ist die eindrucksvolle Bilanz
der im ORF-Radio und -Fernsehen gesendeten Korrespondentenbeiträge im
Jahr 2012. Das ORF-TV informiert mit seinen "ZiB"-Ausgaben rund 130
Minuten täglich und wurde zum wiederholten Mal zur "Redaktion des
Jahres" gekürt. Allein der Informationsschwerpunkt zur
Nationalratswahl erreichte in Summe 6,1 Millionen Seher/innen. 62
Prozent der ausgestrahlten Minuten an Wahl-Sondersendungen entfallen
auf den ORF und 88 Prozent aller genutzten Minuten.
Das Ziel des VÖP ist klar: Die hohe Publikumsakzeptanz der
öffentlich-rechtlichen ORF-Programme soll gebrochen werden.
Die Strategie des VÖP ist klar: Durch die Unterstellung einer vom ORF
verursachten Wettbewerbsverzerrung soll die österreichische
Medienpolitik und -regulierung dazu bewegt werden, den heimischen
TV-Markt nach den Wünschen der kommerziellen Player neu zu ordnen.
Das Motiv des VÖP ist klar: Die Gewinninteressen der deutschen
Mutterkonzerne vieler seiner Mitglieder sollen abgesichert werden.
Denn auch wenn es für den VÖP unangenehm ist: Jährlich fließen 400
Millionen Euro durch die Werbefenster zur Gewinnverbesserung
deutscher Medienkonzerne aus Österreich ab.
All dem kann aus Sicht des Publikums, des heimischen Medienstandorts
und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nur eine klare Absage
erteilt werden.
Der ORF bekennt sich zu fairem Wettbewerb und Konkurrenz auf dem
Programmmarkt, täglich in jeder Zeitzone. Abzulehnen ist aber der
wiederholte Versuch, mit Falschaussagen, Unterstellungen und
Unwahrheiten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Österreich zu
diskreditieren.
Den Schaden hat das österreichische Publikum, Gewinner sind die
Mutterkonzerne der "österreichischen" Privatsender.
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