• 21.11.2013, 10:21:02
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Bio- und Herkunftssiegel des Handels - Beschränkter Mehrwert

VKI veröffentlicht erstmals Ranking zu Nachhaltigkeitslabels des Handels

Utl.: VKI veröffentlicht erstmals Ranking zu Nachhaltigkeitslabels
des Handels =

Wien (OTS/VKI) - Zurück zum Ursprung, Ja! Natürlich, Natur pur & Co.
Diese und viele andere Labels des Handels sollen Nachhaltigkeit
suggerieren - ob nun in puncto biologischer Produktion, regionaler
Herkunft oder Umweltverträglichkeit. Doch wie nachhaltig sind sie
tatsächlich? Brauchen wir sie wirklich oder tragen sie nur zu noch
mehr Verwirrung im Gütesiegel-Dschungel bei?

"Gütesiegel sollen Konsumenten eine Entscheidungshilfe sein - so
die Theorie. In Österreich haben wir aber die paradoxe Situation,
dass es mittlerweile mehr als 100 verschiedene Auslobungen im
Lebensmittelbereich gibt, aber kein Gütezeichengesetz, das die
Vielzahl an privaten Labels kontrolliert. Woran soll sich der
Konsument da noch zuverlässig orientieren?", kritisiert Franz Floss,
Geschäftsführer des Vereins für Konsumenteninformation (VKI).

"Eine Berechtigung haben eigens kreierte Siegel des Handels also
nur dann, wenn sie mehr bieten als derzeit etablierte staatliche oder
unabhängige Prüfzeichen wie zum Beispiel das österreichische
Biozeichen", so Floss weiter. "Nur wenn Handelsunternehmen ihre
Marktmacht dazu nutzen, eine Verbesserung des nachhaltigen Angebots
zu bewirken, dann sind derartige Eigenmarken des Handels
gerechtfertigt."

Einen solchen deutlichen Mehrwert bieten im Ethiktest die
Eigenmarken der beiden regionalen Unternehmen MPreis in Tirol und
Sutterlüty's in Vorarlberg. Im Lebensmittelbereich folgen weiters -
wenn auch mit Abstand - Zurück zum Ursprung von Hofer und Ja!
Natürlich von Rewe. Die meisten anderen Marken bieten nur einen
geringen oder gar keinen Mehrwert gegenüber bereits bestehenden
Prüfsystemen.

Wie wurde getestet?

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat in Kooperation mit
der Forschungsstelle Wirtschaftsethik der Universität Graz eine
Studie zu 24 Marken bzw. Auslobungen durchgeführt.

Labels aus vier Kategorien (biologische Lebensmittel,
herkunftsgesicherte Lebensmittel, fleischlose Lebensmittel,
umweltfreundliche Wasch- und Reinigungsmittel) wurden auf folgende
Kriterien überprüft:

- Anspruch: Geht dieser über die Mindeststandards bestehender
Gütesiegel hinaus?

- Externe Kontrolle: Existiert eine Prüfung durch unabhängige
Prüfstellen?

- Transparenz: Sind die Werbeaussagen nachvollziehbar?

- Weiterentwicklung: Gibt es Konzepte, wie sich die Marke
weiterentwickeln soll?

Die deutsche Drogeriekette Müller und die oberösterreichische
Pfeiffer Handelsgruppe bzw. Zielpunkt verweigerten die Teilnahme an
der Studie. Damit nahmen letztlich sieben Handelsunternehmen an der
Studie teil.

Kategorie Bio-Lebensmittel

Hier wurden die EU-Bio-Verordnung bzw. die Kriterien des
Österreichischen Biozeichens als Mindeststandard herangezogen. Als
obere Benchmark wurde die Demeter-Verordnung gewählt. Der Demeter
Bund wird als strengster aller Bio-Verbände angesehen.

Nur die drei Marken BIO vom Berg (MPreis), Ja! Natürlich (REWE)
und Zurück zum Ursprung (Hofer) bieten über das Österreichische
Biozeichen hinaus einen deutlichen Mehrwert. BIO vom Berg kann sich
nicht zuletzt deshalb von der Konkurrenz absetzen, weil die Bio-Marke
auch auf Regionalität, Saisonalität und Fairness setzt. Zurück zum
Ursprung und Ja! Natürlich punkten u.a. zwar bei der externen
Kontrolle. Deren Glaubwürdigkeit leidet allerdings durch nicht immer
nachvollziehbare Werbebotschaften.

SPAR Natur*pur, Natur aktiv (Hofer) und Echt B!O (Penny)
entsprechen zwar der unteren Benchmark, deren Mehrwert ist allerdings
begrenzt. So gibt es etwa bei SPAR Natur*pur keine systematischen
unabhängigen Überprüfungen. Am wenigsten überzeugt Biotrend (Lidl),
das in keiner Hinsicht über gesetzliche Mindeststandards hinausgeht.
Keine Bewertung gibt es hingegen für die Marken Bio Primo von Müller
und "natürlich für uns" von Pfeiffer, da die Unternehmen jegliche
Auskunft verweigerten.

Kategorie Herkunft

Die untersuchten Herkunftsauszeichnungen orientieren sich - mit
wenigen Ausnahmen - an den Bestimmungen des AMA-Gütesiegels, das als
untere Benchmark herangezogen wurde.

Hier liegt die regionale Marke Sutterlüty's voran, die auf
langjährige - grenzüberschreitende - Beziehungen mit Lieferanten in
der Bodenseeregion baut. An diesem Beispiel zeigt sich, dass
Regionalität nicht zwingend mit Herkunft aus Österreich
gleichzusetzen ist. Eine ebenfalls noch relativ gute Bewertung kann
die Marke "SPAR wie früher" für sich verbuchen. Auch sie liegt über
den Kriterien des AMA-Gütesiegels. Hauptmerkmal ist die Erhaltung
traditioneller Produkte. Der Faktor "heimische Produktion" ist
allerdings unscharf definiert, worunter letztlich die Glaubwürdigkeit
leidet.

Weniger überzeugen konnten dagegen die Marken "Ein gutes Stück
Heimat" (Lidl), "Ich bin Österreich" (Penny), "Mit Leib & Seele"
(Adeg) und "Gutes aus der Region" (Hofer). Die Ansprüche dieser
Marken sind eher gering, z.B. mit dem vagen Versprechen einer
"typisch österreichischen Rezeptur". Positiv ist jedoch, dass sich
die Unternehmen grundsätzlich zur Auskunft bereit erklärten. Dies war
etwa bei Zielpunkt bezüglich der Marke "Einzigartiges aus Österreich"
nicht der Fall.

In der Mehrheit kein deutlicher Mehrwert

"Zusammenfassend gilt, dass zumindest einige der Marken der großen
Handelsketten strenger und umfassender als unabhängige oder
staatliche Prüfsiegel gestaltet sind. Die Mehrheit der geprüften
Marken bietet jedoch kaum einen oder keinen Mehrwert", resümiert
VKI-Ethikexperte Peter Blazek. "Problematisch ist auch, dass einige
Handelskonzerne mit einer Nachhaltigkeits-Marke oft nicht zufrieden
sind und für jeden Bereich zwei oder mehr Nebenmarken schaffen, wie
etwa Hofer, REWE oder SPAR. Hier wäre in unseren Augen weniger mehr.
Wenn schon ein eigens kreiertes Gütesiegel, dann eines, das Hand und
Fuß hat und nicht viele, die keinen erkennbaren Mehrwert schaffen."

SERVICE: Alle Informationen zur Untersuchung und die Bewertung der
Eigenmarken des Handels im Detail gibt es online unter
www.konsument.at und im Dezember-KONSUMENT.

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