- 15.11.2013, 09:00:47
 - /
 - OTS0023 OTW0023
 
Haustierabschüsse: Skandalöse Gesetzgebung spielt schussgeilen Jägern in die Karten
Jährlich werden in Österreich mind. 30.000 Haustiere von Jägern abgeschossen. Österreichischer Tierschutzverein fordert überfälliges Abschussverbot.
Utl.: Jährlich werden in Österreich mind. 30.000 Haustiere von
 Jägern abgeschossen. Österreichischer Tierschutzverein fordert
 überfälliges Abschussverbot. =
Wien (OTS) - Aktuell sorgen Katzen, die von einem Unbekannten im
 Bezirk Hollabrunn (Niederösterreich) erschossen wurden, für
 Aufregung. Zu allem Überfluss setzt sich dabei ein Jagdleiter medial
 in Szene und brüstet sich, in seiner Jagdkarriere bereits viele
 Katzen erschossen zu haben. Fast zeitgleich schießt ein Jäger in
 Traun (Oberösterreich) einen Hund auf einem Spazier- und Radfahrweg
 nieder.
Die Vorfälle sind genauso alarmierend wie die Zahlen: Laut
 Statistik Austria stieg die Gesamtzahl der Abschüsse von Wildtieren
 im Jagdjahr 2012/13 im Vergleich zum Wert der vorangegangenen Saison
 um 8% auf knapp 890.000. Die Anzahl der von Jägern erschossenen
 Haustiere findet sich in dieser Statistik nicht wieder: Die
 Jägerschaft ist nicht verpflichtet, den Abschuss von Hunden oder
 Katzen zu melden. "Aus gutem Grund", weiß Mag. Christian Hölzl,
 Sprecher des Österreichischen Tierschutzvereins. "Haustierabschüsse
 sind in der Öffentlichkeit ein hochsensibles Thema. Erschossene
 Haustiere werden in der Regel verheimlicht. Schießen, Schaufeln,
 Schweigen ist die Devise. Negative Publicity schadet dem Bild des
 Jägers."
Die Anzahl der hierzulande abgeschossenen Haustiere lässt sich
 trotz Fehlens einer Meldepflicht in Österreich mit einem Blick über
 die Grenze nach Deutschland dennoch leicht abschätzen. In einigen
 deutschen Bundesländern wurde in der Vergangenheit eine
 Streckenstatistik über erschossene Hunde und Katzen geführt. So kamen
 etwa in Nordrheinwestfalen (NRW) im Jagdjahr 2008/09 laut
 Streckenliste über 17.000 Katzen und 176 Hunde durch Jägerhand zu
 Tode. Rechnet man diese (offiziellen) Zahlen auf Österreich um (die
 Alpenrepublik ist 2,5 mal größer und hat um 60% mehr
 Jagdkartenbesitzer im Vergleich zu NRW), dann kann man davon
 ausgehen, dass heimische Jäger jedes Jahr mindestens 30.000 (!)
 Haustiere töten. Die Dunkelziffer ist mit Sicherheit weitaus höher.
Der eigentliche Skandal: Die Jäger bekommen Rückendeckung von den
 Gesetzgebern. Im niederösterreichischen Jagdgesetz etwa sind
 Jagdschutzorgane berechtigt und verpflichtet (!), "wildernde Hunde
 sowie Hunde, die sich erkennbar der Einwirkung ihres Halters entzogen
 haben und außerhalb ihrer Rufweite im Jagdgebiet umherstreunen, ...
 zu töten". Das Gleiche gilt für Katzen, die in einer Entfernung von
 mehr als 300 m von Wohngebäuden umherstreifen.
Paradox: Die Tötung von Haustieren ist im Jagdgesetz unter dem
 Begriff "Jagdschutz" aufgeführt. Hier zeigt sich einmal mehr in
 plakativer Weise, dass es der Jägerschaft und dem Gesetzgeber nicht
 um Wild- oder Tierschutz, sondern ausschließlich um den Schutz der
 Jagd(beute)geht.
Hölzl bringt es auf den Punkt: "Der legalisierte Haustier-Abschuss
 wurzelt in der völlig übertriebenen Angst der Jäger, "streunende"
 Haustiere könnten die Strecke, also die Anzahl der erlegten
 Wildtiere, schmälern. Man schützt also etwas, nur um es im Anschluss
 selbst erlegen zu können. Der Schutz der Jagd(beute) reicht soweit,
 dass sogar der Tod von Haustieren in Kauf genommen wird. Das ist so
 nicht hinzunehmen."
Der Abschuss von Haustieren greift in das Eigentumsrecht von
 Haustierbesitzern und auch massiv in die emotionale Beziehung von
 Familien zu ihren Tieren ein. Die Jagdgesetze sind längst nicht mehr
 zeitgemäß. Der Haustierabschuss wird auch von der Bevölkerung strikt
 abgelehnt: laut einer Umfrage aus dem Jahr 2008 sprachen sich 86% der
 ÖsterreicherInnen unter 30 Jahren für ein Haustier-Abschussverbot
 aus.
Aus all den genannten Gründen fordert der Österreichische
 Tierschutzverein die Landesgesetzgeber auf, die Jagdgesetze dringend
 zu reparieren und ein generelles Abschussverbot von (vermeintlich)
 wildernden Haustieren festzuschreiben. Um dieser Forderung Nachdruck
 zu verleihen, startete der Österreichische Tierschutzverein vor
 kurzem mit der Plattform "Initiative zur Abschaffung der Jagd" eine
 intensive Zusammenarbeit. Beide Organisationen beraten geschädigte
 Haustierbesitzer und erstatten Strafanzeige.
Weitere Informationen und Abgabe von Unterstützungserklärungen
 unter www.tierschutzverein.at sowie www.abschaffung-der-jagd.at.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | TSV






