- 22.10.2013, 09:35:01
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Psychoanalytische Therapie braucht Zeit, wirkt aber umso nachhaltiger
Kongress der World Psychiatric Association von 27.-30.10. in Wien
Utl.: Kongress der World Psychiatric Association von 27.-30.10. in
Wien =
Wien (OTS) - Viele psychische Erkrankungen wie Depressionen oder
Angstzustände können nachweislich mit Psychotherapie deutlich
verbessert werden. Bei leichteren und akuten Störungen sind kürzere
Therapien ausreichend, bei schweren Störungen braucht es aber längere
Therapie, wie zum Beispiel die Psychoanalyse. "Die hohe Wirksamkeit
der psychoanalytischen Psychotherapie ist heute durch zahlreiche
Studien untermauert", betont Stephan Doering, Leiter der
Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie der MedUni
Wien anlässlich des Welt-Kongresses der Psychiatrie, der von 27. bis
30. Oktober im Austria Center Vienna stattfindet.
In aktuellen Studien - auch an der MedUni Wien - wurde nachgewiesen,
so Doering, dass die psychoanalytische Psychotherapie zwar mehr Zeit
benötigt als Kurztherapien, die Effekte aber umso nachhaltiger sind:
"Die Analysen brauchen zwei bis drei Jahre, um ihre Wirkung zu
entfalten. Dafür steigen die positiven Effekte von psychoanalytischen
Langzeittherapien danach weiter an. Die Psychoanalyse mag zwar teuer
erscheinen, führt aber in Relation gesehen später zu einer
nachhaltigen Senkung der Gesundheitskosten. Sie amortisiert sich nach
etwa drei Jahren."
Doering fordert seit Jahren die Vollfinanzierung einer
flächendeckenden psychotherapeutischen Versorgung von PatientInnen
mit behandlungsbedürftigen psychischen Störungen durch die
Krankenkassen, wie es etwa in Deutschland und der Schweiz der Fall
ist. "Im Bereich der Psychotherapie argumentiert man gleich mit den
Kosten, bei anderen Erkrankungen, die sehr kostspielig sind, wie
Bluthochdruck oder Diabetes tut man das nicht. Sie sind
gesellschaftlich offenbar besser akzeptiert."
In Österreich sind rund 900.000 ÖsterreicherInnen wegen psychischer
Erkrankungen in Behandlung. Laut Schätzung der
Weltgesundheitsorganisation WHO wird Depression im Jahr 2030 die am
häufigsten auftretende gesundheitliche Einschränkung der Menschheit
sein.
In einer aktuellen Studie zur Wirksamkeit der Psychoanalyse wurde von
WissenschafterInnen am Klinikum Harlaching in München nachgewiesen,
dass 83 Prozent von PatientInnen mit einer Depression drei Jahr nach
Ende der Psychoanalyse eine Remission, also Verschwinden der
depressiven Symptome, erreichten.
Psychoanalytische Behandlung, z.B. bei Depressionen, verändert aber
auch die Funktion des Gehirns. Dies wurde erst kürzlich in einer
Studie von Anna Buchheim an der Universität Innsbruck gezeigt.
Doering: "Die Normalisierung von Hirnfunktionen durch die
Psychotherapie ähnelt in manchem der durch Psychopharmaka -
möglicherweise hält sie aber länger an."
Während kürzere Psychotherapien gut geeignet sind, die Symptome von
psychischen Erkrankungen zu reduzieren, zielt die psychoanalytische
Therapie auch auf eine Veränderung der Persönlichkeit ab. Doering:
"Etwa bei der Persönlichkeitsstörung Borderline hilft die
Psychotherapie nachweislich, die Persönlichkeit zu verändern." Der
Effekt: "Die Betroffenen verfügen dann zum Beispiel über eine
verbesserte Impulskontrolle und Affektsteuerung. Sie haben gelernt,
mit der Erkrankung zu leben, und mit sich und ihren
zwischenmenschlichen Beziehungen besser umzugehen", bringt es der
Psychotherapieforscher auf den Punkt.
Service: Kongress der World Psychiatric Association (WPA) in Wien
Von 27. bis 30. Oktober 2013 findet im Austria Center Vienna der
WPA-Kongress statt. Stephan Doering von der MedUni Wien gehört zu den
"Plenary Speakers" und spricht am 28. Oktober (13.45-14.30 Uhr über
die "Zukunft der Psychotherapie"), in weiteren Symposien referieren
auch weitere MedUni Wien-ForscherInnen: Siegfried Kasper, Johannes
Wancata, Gabriele Sachs, Rupert Lanzenberger, Henriette
Löffler-Stastka, Bernd Saletu, Ingrid Sibitz, Michaela Amering,
Nestor Kapusta, Johannes und Matthäus Fellinger sowie Nicole
Praschak-Rieder und Matthäus Willeit. Detaillierte Infos und
Programm: www.wpaic2013.org.
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