- 08.10.2013, 10:14:56
- /
- OTS0065 OTW0065
Offener Brief des FWF-Kuratoriums an die Bundesregierung
Ein Schreiben des FWF-Kuratoriums an Herrn Bundeskanzler Faymann, Vizekanzler Spindelegger sowie an Herrn Wissenschafts- und Forschungsminister Töchterle
Utl.: Ein Schreiben des FWF-Kuratoriums an Herrn Bundeskanzler
Faymann, Vizekanzler Spindelegger sowie an Herrn
Wissenschafts- und Forschungsminister Töchterle =
Wien (OTS) -
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Faymann,
sehr geehrter Herr Vizekanzler Spindelegger,
sehr geehrter Herr Wissenschafts- und Forschungsminister Töchterle,
wir nehmen die letzte Woche abgeschlossene 45. Sitzung des
FWF-Kuratoriums zum Anlass, Ihnen unsere Einschätzung des Status quo
im Bereich der Grundlagenforschung in schriftlicher Form zu
übermitteln. Wir weisen auf eine Entwicklung hin, die für die
Forschungsdynamik Österreichs eine große Chance darstellt, wenn die
Politik richtig und adäquat darauf reagiert. Der FWF als zentrale
Institution zur Förderung der Grundlagenforschung in der Republik
Österreich spiegelt diese im vorliegenden Schreiben skizzierte
Entwicklung in besonders klarer Form wider.
Wir registrieren erfreulicherweise sowohl ein kontinuierliches
Wachstum des Antragsvolumens (im Ausmaß von ca. 10 Prozent pro Jahr)
als auch eine stetige Verbesserung der Qualität jener Anträge, die
beim FWF eingereicht werden. Wir sehen die hohe wissenschaftliche
Qualität in diesem Land und interpretieren diese Entwicklung als
Zeichen dafür, dass sich Österreich als guter Standort
wissenschaftlicher Forschung in Europa positionieren konnte. Die
Erfolge beim European Research Council seien - pars pro toto - als
Beleg dafür genannt.
Der Wissenschaftsfonds ermöglicht mit seinen Programmen jungen
Menschen durch die frühe Einbindung in heimische Top-Forschung den
Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere. Gegenwärtig finanziert
der FWF die Gehälter von rund 3.800 vor allem jungen
Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, die maßgeblich dazu
beitragen, dass Österreich zunehmend wieder als Land exzellenter
Wissenschaft wahrgenommen wird. Das zählt zu den wichtigsten Faktoren
zur Stärkung des Standortes Österreich. Wir sehen gegenwärtig auch,
dass diejenigen FWF-Programme, die jungen, hoch motivierten
Forscherinnen und Forschern die Möglichkeit eröffnen, aus dem Ausland
zu uns zu kommen, stärker nachgefragt werden, als jemals zuvor. Das
ist eine enorme Chance für unser Land.
Gleichzeitig müssen wir feststellen, dass unser Ringen um und
unsere Sorgfalt für möglichst gute Förderungsentscheidungen zunehmend
durch die finanziellen Rahmenbedingungen des FWF beeinträchtigt
werden. Mit der begrüßenswerten Expansion des wissenschaftlichen
Potenzials des Landes droht die wichtigste Förderungsinstitution -
der Wissenschaftsfonds - nicht mehr Schritt halten zu können.
Wir sehen mit wachsender Besorgnis, dass Österreich vor allem in
Relation zu den wichtigsten Referenzländern in direkter Nachbarschaft
sowie im nordischen Raum sein wissenschaftliches Potenzial weder voll
ausschöpfen noch weiter entwickeln kann, weil dem FWF zunehmend die
finanziellen Mittel fehlen, um alle ausgezeichnet beurteilten
Projekte zu fördern, geschweige denn durch neue Initiativen
zusätzliche Impulse für den Wissenschaftsstandort zu setzen.
Der Wissenschaftsfonds kann nur dann seine volle Wirkung für
unsere Gesellschaft entfalten, wenn ihm das durch die Politik
ermöglicht wird. Die FTI-Strategie der österreichischen
Bundesregierung hat ein klares Zeichen gesetzt und definiert konkrete
Maßnahmen, für die Sie unsere volle Unterstützung haben. Für den FWF
heißt das, dass sich sein Budget bis 2020 mehr als verdoppeln muss,
um die Erreichung der politisch mit Weitblick gesetzten Ziele der
Forschungsstrategie sicherzustellen. Grundlagenforschung erfüllt
nachweislich einen enorm wichtigen Zweck, um Staaten zukunftsfit zu
halten, und leistet einen unverzichtbaren Beitrag für eine
prosperierende Entwicklung jeder Gesellschaft, die auf Wissen und
Innovation setzt. International wettbewerbsfähige Grundlagenforschung
ist die Basis jedes funktionierenden Innovationssystems.
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Vizekanzler,
sehr geehrter Herr Wissenschafts- und Forschungsminister, Sie haben
in den letzten Wochen wiederholt das politische Ziel einer
signifikanten Stärkung der Forschung in unserem Land angesprochen.
Der Wissenschaftsfonds ist ein Instrument dafür, auf dessen
Funktionieren Sie in der Erreichung dieses Zieles uneingeschränkt
vertrauen können. Wir bitten Sie heute eindringlich, Ihre
Gestaltungsmöglichkeiten voll auszuschöpfen und Ihren Beitrag zu
leisten, um den forschungspolitischen Absichten konkrete finanzielle
Taten folgen zu lassen. Die Grundlagenforschung dieses Landes braucht
einen massiv und nachhaltig gestärkten FWF - eine Stärkung, die
unverzüglich begonnen werden muss, um die Zukunftschancen unseres
Landes kontinuierlich zu verbessern.
Die Mitglieder des FWF-Kuratoriums
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | FWF






