• 07.10.2013, 18:15:31
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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Die Risse im Betongold - von Andre Exner

Es ist keine Grundregel, dass Immobilieninvestments in Österreich Gewinne bringen

Utl.: Es ist keine Grundregel, dass Immobilieninvestments in
Österreich Gewinne bringen =

Wien (OTS) - Um 100 Millionen Euro hätte der Bürokomplex Marximum in
Wien-Simmering vor sechs Jahren den Besitzer wechseln sollen. Der
Käufer, das Fondshaus Hamburg, hat bereits den Vertrag unterzeichnet.
Dann kam die Krise - der Verkauf wurde rückabgewickelt, Besitzer
Hochtief blieb auf dem Objekt sitzen. Nun versuchen die Deutschen
erneut ein Entkommen aus der Betonfalle; diesmal mit einem etwas
tieferen Verkaufspreis.

Dieser Fall mag nicht symptomatisch für den heimischen
Gewerbeimmobilienmarkt sein, hat das Marximum doch standort- und
planungsbedingt einige Probleme, die es für potenzielle Mieter und
Käufer nicht unbedingt zur ersten Wahl machen. Doch es zeigt: Es ist
keine Grundregel, dass Immobilieninvestments in Österreich Gewinne
bringen. Vielmehr können Immobilienpreise auch auf einem als stabil
und krisenresistent geltenden Markt fallen.

Der Wiener Büromarkt wird von krisenbedingten Flächenreduktionen und
einer erbitterten Rabattschlacht um Großmieter gekennzeichnet. Das
Marximum kann nicht teurer verkauft werden als 2007, denn auch die
Mieten, die dort verlangt werden, sind in den vergangenen sechs
Jahren nicht nach oben geklettert. Nun werden die Mieten
voraussichtlich auch in den kommenden sechs Jahren stagnieren, denn
die Konjunktur und damit die Nachfrage nach Büroflächen erholen sich
nur zaghaft. Damit wird auch der Käufer höchstens indirekt eine
Wertsteigerung erfahren, indem er beispielsweise den Vermietungsgrad
steigert.

Szenenwechsel zum Wohnungsmarkt: Dort sind Preise und Mieten seit
2007 in ganz Österreich spürbar gestiegen. Infolge dieser
Preissteigerungen, der tiefen Sparbuchzinsen und des Mangels an
Sicherheit und Stabilität versprechenden Anlagealternativen kaufen
Privatanleger weiter gerne Wohnimmobilien. Doch wenn sie glauben, in
Österreich können die Preise und Mieten nur steigen, sollten sie sich
mal mit dem Gewerbeimmobilienbereich beschäftigen. Vielleicht mit dem
Fall des Marximums. Und sich die Frage stellen: Warum sollte die
Vorsorge- oder Eigentumswohnung wenige U-Bahn-Stationen von diesem
Objekt entfernt ein besseres Geschäft sein? Und haben sie genügend
"Sitzfleisch", um einen Markteinbruch wie Hochtief sechs Jahre lang
auszusitzen? Ehrliche Antworten bitte - schließlich geht es ums Geld.

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