• 20.09.2013, 11:21:53
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Sima/Angerer: Startschuss für größtes Kanalbauprojekt Europas

30 Millionen Euro Kanal-Investition für Überflutungsschutz und ein neuer Sportplatz für Simmering

Utl.: 30 Millionen Euro Kanal-Investition für Überflutungsschutz und
ein neuer Sportplatz für Simmering =

Wien (OTS) - Den "Anpfiff" für Europas derzeit größtes
Kanalbauprojekt gaben Umweltstadträtin Ulli Sima und
Bezirksvorsteherin Renate Angerer heute am Sportplatz in Simmering.
Unter ihm entstehen ein neues Speicherbecken und zwei
Transportkanäle. Sie werden künftig im Verbund mit dem bestehenden
Kanalnetz Simmering bei Starkregenereignissen schützen. "Wir
reagieren damit auf die Folgen des längst auch bei uns spürbaren
Klimawandels, der extreme Wetterkapriolen und Starkregenereignisse
mit sich bringt", erläutert Sima den Ausgangsimpuls für das Projekt.
Die 30 Millionen Euro teuren unterirdischen Bauwerke haben ein
Fassungsvermögen von mehr als 34 Millionen Liter Regenwasser. Das
Regenwasser wird zwischengespeichert und in der Folge kontrolliert an
die ebswien hauptkläranlage abgeleitet. Das künftige Speicherbecken
in der Haidestraße 10 und die beiden Transportkanäle sind die letzen
Bausteine einer in der Folge insgesamt 86 Millionen Liter Regenwasser
fassenden Speicherkette in und um den 11. Bezirk.

Starkregenereignisse nehmen zu - Kanal ist aber keine
Hochwasserschutzeinrichtung

Vor allem große Teile des 11. Bezirks erlebten diese
Starkregenereignisse in den letzten Jahren verstärkt, wie etwa am 13.
August 2010. Damals fielen mit 40 Liter Regen pro Quadratmeter in
zehn Minuten mehr als sieben Prozent der Jahresniederschlagsmenge.
Derartige Niederschläge kommen sonst eher nur in tropischen
Regenwäldern vor. Kein Kanalnetz der Welt kann derartige
Regenereignisse erfassen, müssen doch Abwasserkanäle so dimensioniert
sein, dass sie bei "normaler" Wetterlage das Abwasser transportieren
können. "Der Kanal ist also keine Hochwasserschutzanlage, dennoch
reagiert Wien Kanal auf diese Entwicklungen: Seit vielen Jahren wird
- auch international vernetzt - intensiv an Maßnahmen gearbeitet und
das vorhandene Kanalnetz optimiert", so Sima. "Wir setzen große
Erwartungen in den Maßnahmenkatalog von Wien Kanal", so die
Simmeringer Bezirksvorsteherin Renate Angerer: "Vor allem das
Speicherbecken unter dem Sportplatz in der Haidestraße und die beiden
Transportkanäle sind enorm wichtig für den Überflutungsschutz in
Simmering. Besonders erfreulich sind natürlich auch die Synergien,
die sich mit der Standortwahl am Sportplatz ergeben."

Hightech für Simmering unter dem Sportplatz

Für den unterirdischen Speicher haben die Kanalplaner mit dem
Sportplatz in der "Haidestraße 10" den idealen Standort gefunden.
Gilt es doch, an einem topografischen Tiefpunkt des Bezirkes das 90
Meter lange, 45 Meter breite und 7 Meter tiefe Becken unterzubringen.
Unmittelbar unter dem Hauptspielfeld werden bei Regenwetter bis zu
28,5 Millionen Liter Wasser zwischengespeichert. Um das Becken nach
einem Regenereignis wieder vorzuhalten, sorgen leistungsstarke Pumpen
für eine rasche Entleerung über das Kanalsystem in Richtung ebswien
hauptkläranlage.

Die beiden neuen Transportkanäle, die das Speicherbecken dotieren,
verfügen mit einem Durchmesser von zwei Meter und einer Länge von 1,9
Kilometer über ein zusätzliches Fassungsvermögen von sechs Millionen
Liter Regenwasser. Die Kanäle verlaufen dabei quer durch Simmering.
Die eigentlichen Kanalbauarbeiten werden unterirdisch, also möglichst
aufgrabungsfrei, hergestellt. Die Bauarbeiten beginnen im Oktober
2013 und werden voraussichtlich im Herbst 2016 abgeschlossen sein.
Die Gesamtkosten für den Speicher betragen rund 30 Millionen Euro.

Oben rollt die Kugel, unten fließt das Wasser

Im Zuge der Kanalbaumaßnahmen wird auch der in die Jahre gekommene
Sportplatz des SC Mautner Markhof in der Haidestraße 10 saniert. Das
Hauptspielfeld erhält einen neuen Kunstrasen, das kleinere Spielfeld
einen Naturrasen. Nicht nur dadurch erstrahlt die Anlage in neuem
Licht. Auch eine moderne Flutlichtanlage sorgt für ideale
Spielbedingungen bei jeder Jahres- und Tageszeit.

Überflutungsschutz über die Bezirksgrenzen hinaus

Insgesamt 20 Quadratkilometer und drei Bezirke umfasst das
Betrachtungsgebiet zum Überflutungsschutz für Simmering. Das
Liesingtal spielt dabei eine bedeutende Rolle, fließen doch von dort
bei Niederschlägen große Mengen an Mischwasser zur Hauptkläranlage
nach Simmering. Deshalb war es den Technikern von Wien Kanal wichtig,
auch an der "Quelle" Maßnahmen zur Retention zu treffen. Hier bot
sich die Nutzung der ehemaligen Kläranlage Blumental im 23. Bezirk
als Speicherbecken hervorragend an. Die beiden Rundbecken der
ehemaligen Kläranlage verfügen über ein Fassungsvermögen von acht
Millionen Liter, die der ehemaligen Nachklärbecken über zwölf
Millionen Liter. Insgesamt zusätzliche 20 Millionen Liter
Speichervolumen stehen damit seit 2012 zur Retention zur Verfügung
und können im Regenwetterfall mit 3.000 Liter pro Sekunde befüllt
werden. Dadurch wird das Kanalnetz in Simmering im Fall von
Starkregenereignissen erheblich entlastet und der Schutz gegen
Überflutungen erhöht.

"Mit dem Maßnahmenpaket erreichen wir auch im Liesingtal einen
verbesserten Überflutungsschutz aus dem Kanalnetz", erklärt Wien
Kanal-Direktor Andreas Ilmer die weitreichenden Eingriffe. Der
Liesingtal-Entlastungskanal schließt im Bereich der Klederinger
Brücke an den bestehenden Liesingtal-Sammelkanal an und führt
stromaufwärts bis zur ehemaligen Kläranlage Blumental. Der
Stauraumkanal ist 5,3 Kilometer lang und auf die gesamte Länge mit
einem Durchmesser von 2,4 Meter ausgestattet. Über Trennbauwerke sind
die im Einzugsgebiet liegenden Regenwasserkanäle des 10. und 11.
Bezirkes an den Liesingtal-Entlastungskanal angeschlossen.

Bei einem Regenereignis kann der Liesingtal-Entlastungskanal mit
Hilfe von zehn Regulierbauwerken in eine kaskadenförmige
Stauraumkette unterteilt und damit eine Stauraumkapazität von ca. 17
Millionen Liter aktiviert werden. Bei einem herkömmlichen
Regenereignis wird die Stauraumkette in erster Linie genutzt, um den
aus den Regenwasserkanälen kommenden Spülstoß aufzufangen und nach
dem Niederschlagsereignis einer Reinigung durch die ebswien
hauptkläranlage zuzuführen. Bei Extremereignissen werden die
Trennbauwerke jedoch unmittelbar verschlossen. Der
Liesingtal-Entlastungskanal steht dann mit seiner gesamten
Stauraumkapazität zur Rückhaltung der aus dem Bereich Blumental
ankommenden Mischwässer zur Verfügung.

"Die Gesamtheit der Maßnahmen stellt sicher, dass der Zulauf aus
den umliegenden Gebieten nach Simmering für zirka zwei Stunden
zurückgehalten werden kann. Trotz all dieser Anstrengungen und
zukunftsweisenden Maßnahmen kann man sich jedoch nicht in
hundertprozentiger Sicherheit wiegen. Denn auch das
Jahrhundertereignis vom 13. August 2010 hätte nicht zur Gänze
verhindert werden können", betont Ilmer.

Bisherige Maßnahmen zeigen Wirkung

In den vergangenen zwei Jahren hat Wien Kanal weitere wichtige
Bausteine zur Optimierung des Überflutungsschutzes in Simmering
abgeschlossen. So zum Beispiel den Ausbau des Schmutzwasserpumpwerks
Kaiserebersdorf, das mit einer zusätzlichen Schneckenpumpe
ausgerüstet wurde. Damit können bis zu 6.700 Liter Abwasser pro
Sekunde, um 1.300 Liter mehr als bisher, zur ebswien hauptkläranlage
gepumpt und einer Reinigung zugeführt werden. Die
Entlastungsmöglichkeit über das Regenwasser-Hebewerk Kaiserebersdorf
wurde ebenfalls gesteigert. Um das Abflussvermögen aus Simmering im
Falle eines Extremereignisses zu steigern, wurde die Förderleistung
um 4.000 Liter pro Sekunde auf 16.000 Liter pro Sekunde erhöht. Im
Anlassfall kann diese Wassermenge in den Donaukanal abgeschlagen
werden, sogar wenn dieser selbst Hochwasser führt.

Selbstschutz gegen Überflutungen

Neben allen Maßnahmen der Stadt sind auch Hauseigentümer
gefordert, ihre Hauskanalisation auf fachgerechte Ausführung und
ordentliche Funktion zu überprüfen. Denn nur ein ordnungsgemäß
funktionierender Hauskanal kann im Fall der Fälle einen Keller vor
Überflutungen schützen. Wien Kanal sendet dazu jährlich ein
Informationsblatt an alle Hauseigentümer aus. Das Infoblatt ist auch
auf der Homepage von Wien Kanal unter
http://www.wien.gv.at/umwelt/kanal/ueberflutungen.html abrufbar.

Wien Kanal - Die Abwasserprofis

Mit einem Kanalnetz von mehr als 2.400 Kilometer Länge ist Wien
Kanal Österreichs größter Kanalnetzbetreiber. Täglich wird etwa eine
halbe Milliarde Liter Abwasser sicher und umweltgerecht zur ebswien
hauptkläranlage in Simmering transportiert. Rund 500 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sorgen dafür, das Kanalnetz funktionsfähig und sauber
zu halten. So wird zum Beispiel täglich 15 Tonnen abgelagertes
Material aus den Kanälen geräumt, um den Abfluss zur Kläranlage zu
garantieren. Rund 99 Prozent aller Haushalte in Wien sind an das
städtische Kanalnetz angeschlossen. Trotzdem wächst das Wiener
Kanalnetz jährlich um rund zehn Kilometer. Mehr als 700
Kanalbaustellen werden jährlich zur Erhaltung und Reparatur des
öffentlichen Kanalnetzes durchgeführt.

Wien Kanal bietet Interessierten auch die Möglichkeit selbst in
die Wiener Unterwelt einzutauchen. Von Mai bis Oktober gibt es am
Karlsplatz den Einstieg auf den Spuren des "Dritten Mannes". Nähere
Infos dazu finden Sie unter www.drittemanntour.at.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/pressebilder

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