Innsbruck (OTS) - Utl: Wie gut oder schlecht liegt Österreich als
Wirtschaftsstandort? Das heizt im Wahlkampf die Emotionen an.
Tatsache ist: Österreich liegt fast überall im Vorder- bis
Mittelfeld. Die Tendenz ging in den letzten Jahren aber eher nach
unten.
Starker Tobak, vor allem für die wahlkämpfende ÖVP, kam zuletzt
aus Alpbach, dem Dorf der Denker: Wegen neuer Steuerforderungen der
SPÖ hatte Finanzministerin Maria Fekter den Standort Österreich als
"ramponiert" bezeichnet, für Wirtschaftskammer-Präsident Christoph
Leitl ist er gar ins Mittelmaß "abgesandelt". Sein Tiroler
Präsidenten-Kollege Jürgen Bodenseer sieht die Sache anders und hatte
vor Wochen gereizt auf eine EU-Regionenstudie reagiert, laut der
Tirol zurückgerutscht war.
Abgesehen davon, was taktisch sinnvoller ist, um Forderungen der
Wirtschaft nach Entlastungen eher durchzubringen: Wie gut oder
schwach ist Österreich als Standort tatsächlich? Allein davon hängt
nämlich ab, wie es mit dem Wohlstand im Land weitergehen wird.
Politisch mag man sich vom Gesundbeten oder Krank█jammern, je
nachdem, auf welcher Seite man gerade steht, Wahlerfolge versprechen.
Im internationalen Wettlauf zählen allerdings einzig Fakten.
Und diese stellen Österreich ein durchaus wechselhaftes Zeugnis
aus. Niemand kann bestreiten, dass es in Österreich insgesamt ein
sehr hohes Wohlstandsniveau gibt (auch wenn Hunderttausende schwer zu
kämpfen haben), eine hohe Beschäftigung (trotz gestiegener
Arbeitslosigkeit) und viele wettbewerbsfähige Firmen, die sich
weltweit im Export behaupten. In den Jahren der Finanz- und
Euro-Krise hat sich Österreich besser behauptet als viele ander█e
Länder. Die Alpenrepublik hat auch dank der Sozialpartnerschaft hohe
Berechenbarkeit und sozialen Frieden. Das System führt aber
gleichzeitig zu einer äußerst geringen Reformbereitschaft, von der
Bildung über das Pensionssystem bis hin zu Arbeitszeiten. Österreich
ist gnadenlos überbürokratisiert und überreglementiert.
Wie auch gestern beim Standortvergleich des World Economic Forum
(WEF), bei dem Österreich auf dem respektablen Platz 16 von 148
Ländern landet, ist Österreich in vielen Rankings im Vorder- bis
Mittelfeld zu finden. Fazit ist allerdings, dass es in den letzten
Jahren bei Standort- oder Uni-Rankings bestenfalls gleich blieb, eher
aber schleichend nach unten ging oder wir uns wie beim PISA-Test
weiter im Schlussfeld wiederfinden.
In vielen anderen Ländern wäre man froh, in der österreichischen
Situation zu sein. Die Zeiten, in denen führende deutsche Medien wie
Der Spiegel und die Bild von Österreich als dem besseren Deutschland
schwärmten, weil wir bessere Kenndaten hatten, sind aber vorbei. Der
Wille, den Trend wieder umzukehren, ist leider kaum erkennbar.
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