- 21.05.2013, 12:53:35
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Fatale Fehler der Gesundheitsreform: "Erste Hilfe" für den Hausarzt
Diskussionsabend des Österreichischen Hausärzteverbandes: Am Wort ist die Opposition
Utl.: Diskussionsabend des Österreichischen Hausärzteverbandes: Am
Wort ist die Opposition =
Wien (OTS) - Rasch vor den Wahlen im Herbst wurde im Parlament noch
die Gesundheitsreform beschlossen. Österreichs Hausärzte orten darin
den offenkundigen Sieg eines politisch-bürokratischen Ungeistes, der
sie schon seit Jahren an der effektiven Ausübung ihrer
gesellschaftlich ebenso wichtigen wie geschätzten Funktion zu hindern
versuche. "Dramatische gesundheitspolitische Fehler mit
Langzeitwirkung werden durch die Reform festgeschrieben", betont Dr.
Wolfgang Geppert vom Österreichischen Hausärzteverband. Bald gäbe es
kein Zurück mehr.
Im Rahmen eines Diskussionsabends am 11. Juni im Wiener
RadioKulturhaus lässt der Hausärzteverband nun das gesamte Spektrum
der Oppositionsparteien zu Wort kommen. "Wir erhoffen uns neue
Perspektiven und interessante Ansatzpunkte zu den brennenden Fragen
der aktuellen Gesundheitspolitik, die den Hausarzt augenscheinlich
ins Abseits zu drängen versucht", so ÖHV-Präsident Dr. Christian
Euler. Die Gesundheitssprecher aller vier Oppositionsparteien haben
ihr Kommen zugesagt und werden ihre alternativen Ideen präsentieren.
Der Hausärzteverband selbst werde ein Modell vorlegen, wie die
Allgemeinmediziner wieder mit jener Kompetenz und jenem Vertrauen
ausgestattet werden können, die ihnen zustehen, verspricht Euler.
Sozusagen "Erste Hilfe" für den Hausarzt.
Dr. Wolfgang Geppert, selbst jahrzehntelang als Hausarzt in
Niederösterreich tätig gewesen, sieht fünf eklatante Fehler der
Gesundheitspolitik:
Fixierung auf Krankenhäuser
"Enthemmte Verantwortungsträger trieben Österreichs
Gesundheitsversorgung in eine rekordverdächtige
Krankenhauslastigkeit, indem sie 'ihre' Spitäler als politische
Spielwiese betrachten und Parteibuchwirtschaft geradezu ungeniert
ausleben", so Geppert. Von Tauglichkeitsuntersuchungen für
Feuerwehrleute bis zu prophylaktischen Impfungen für junge Frauen
würden medizinische Leistungen in die Spitäler ausgelagert, während
die menschliche medizinische Versorgung in der Hausarztpraxis
gleichzeitig links liegen gelassen werde.
Fatal niedriger Hausärzteanteil
Österreich weist europaweit die höchste Ärztedichte auf, aber nur
16 Prozent sind als Allgemeinmediziner tätig, während internationale
Studien einen Anteil von 30 bis 50 Prozent empfehlen. Die Zahl der
Krankenhausärzte hat sich im Vergleich zu den Kassenpraktikern
versechsfacht. "Kein Wunder", meint Geppert: "Das Überangebot an
Spitalsbetten und die aufgeblähten Ambulanzen benötigen schließlich
jede Menge ärztlichen Fixpersonals."
Frustrierende Kassenbürokratie
Für hausärztliches Handeln wurden zahlreiche Hürden aufgebaut,
allen voran die Chefarztpflicht, die Fachärzten beispielsweise bei
CT- oder MRT-Zuweisungen erspart bleibt. Auch bei
Medikamentenverschreibungen sei die Geringschätzung des
Allgemeinmediziners allgegenwärtig, beklagt man im Hausärzteverband.
Wen überrascht es, dass sich unter diesen Umständen nur mehr wenige
junge Mediziner als Hausarzt niederlassen wollen?
Finanzloch bei Lehrpraxen
Während neue Krankenhäuser im Abstand weniger Kilometer mit
Steuermitteln errichtet werden, ist für die Ausbildung des
allgemeinmedizinischen Nachwuchses kein Geld mehr vorhanden.
Angehenden Hausärzten werde so die Möglichkeit genommen, ihre
Tätigkeit an der Quelle zu erlernen.
Fiasko bei Hausapotheken
Seit dem Jahr 2000 mussten über 100 Hausapotheken im ländlichen
Raum geschlossen werden. "Gegen den Landarzt wird ein regelrechter
Kleinkrieg geführt", berichtet Dr. Geppert auch aus eigener
Erfahrung. Der jüngste Nationalratsbeschluss zur Sicherstellung der
Arzneimittelversorgung im ländlichen Raum sei nur ein kleiner
Schritt, löse aber längst nicht das Problem.
Nur in Einzelfällen komme hin und wieder die Vernunft durch.
Insgesamt fehle der Gesundheitsreform aber der politische Wille, auf
den Allgemeinmediziner und seine unbestreitbaren Leistungen zu
setzen. So lange hochrangige Ministerialbeamte ungestraft die
vertrauensvolle persönliche Arzt-Patienten-Beziehung als unzeitgemäß
abqualifizieren dürfen, sei eine Besserung der Lage auch nicht zu
erwarten, fürchtet Hausärzte-Präsident Dr. Euler. Gespannt sei man
jedenfalls, was die Oppositionsparteien am 11. Juni zur Perspektive
des Hausarztes in Österreich zu sagen haben.
Diskussionsabend des Österreichischen Hausärzteverbandes
"Erste Hilfe für den Hausarzt"
Referenten:
NR-Abg. Dr. Wolfgang Spadiut
Gesundheitssprecher BZÖ
NR-Abg. Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein
Gesundheitssprecherin FPÖ
NR-Abg. Prof. Dr. Kurt Grünewald
Gesundheitssprecher Die Grünen
NR-Abg. Ing. Robert Lugar
Klubobmann Team Stronach
Moderation: Dr. Wolfgang Geppert, Österreichischer Hausärzteverband
Weitere Informationen unter www.hausaerzteverband.at
Datum: 11.6.2013, um 19:00 Uhr
Ort: RadioKulturhaus KulturCafé
Argentinierstraße 30A, 1040 WienOTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | HAU






