• 24.04.2013, 10:00:31
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Bildungsministerin Schmied: Tägliche Turnstunde in ganztägigen Schulen fix

Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied legt 10 Punkte Programm für Ausbau von Bewegung und Sport vor. Neue Mittelschule: Drei Stunden mehr bei der Mindeststundenanzahl.

Utl.: Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied legt 10 Punkte Programm
für Ausbau von Bewegung und Sport vor. Neue Mittelschule: Drei
Stunden mehr bei der Mindeststundenanzahl. =

Wien (OTS) - Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied legt nach
intensiven Gesprächen mit den Nationalratsklubs der
Koalitionsparteien und unter Einbeziehung von ExpertInnen aus
Forschung und Praxis ein 10 Punkte Programm zur Umsetzung des von
allen Fraktionen des Nationalrats unterstützten Ausbaus von Sport-
und Bewegung in der Schule vor: "Österreich hat ein im
internationalen Vergleich durchaus konkurrenzfähiges Angebot im
Bereich des Schulsports, sowohl in der Breite als auch an der Spitze.
Dennoch zeigen Studien, dass immer weniger Kinder und Jugendliche
regelmäßig Bewegung und Sport betreiben - und dass diese SchülerInnen
damit in eine Risikogruppe fallen, die durch gesundheitliche
Beeinträchtigungen Nachteile in ihrem späteren Leben zu befürchten
haben. Deshalb muss eine zukunftsorientierte und ganzheitlich
betrachtete Bildungspolitik, die jedem Kind seine individuell höchste
erreichbare Bildung und damit die besten Zukunftschancen ermöglichen
will, gezielt Sport und Bewegung für jeden und jede SchülerIn
anbieten. Schon in der Kindheit soll so die Grundlage für
Gesundheitsbewusstsein und für Sport und Bewegung als
selbstverständlichen Teil des Lebens gelegt werden - in den Familien
und in den Schulen."

Auf ExpertInnenebenen wurden drei Ziele definiert:

1. Schritt für Schritt mehr Bewegung und Sport im Schulalltag: Jede/r
SchülerIn soll in allen Bereichen des schulischen Lebens die Vorteile
von Bewegung und Sport erleben. Bewegung und Sport sollen in den
Kindergarten- und Schulalltag integriert werden. Es soll dadurch auch
die natürliche Freude an der Bewegung, die alle Kinder empfinden,
genützt werden. Von der Bewegungseinheit zur Auflockerung in einer
"normalen" Stunde über die tägliche Turnstunde in den ganztägigen
Schulformen und in der Nachmittagsbetreuung bis hin zu neuen Wegen
wie "Ergometerklassen", "School Walkers" etc. sollen Bewegung und
Sport zum fixen Bestandteil des Schulalltags werden.

2. Bewusstsein um die Bedeutung des Sports und der regelmäßigen
Bewegung schaffen: Jede/r SchülerIn soll lernen und am eigenen
Beispiel erfahren, dass Bewegung, Sport und Gesundheit wichtige
Faktoren für individuelles Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und
Kreativität sind. Durch eine Intensivierung der gemeinsamen
Aktivitäten mit dem organisierten Sport, durch die Etablierung neuer
Modelle wie Freizeitpädagogik sowie durch eine Reform der Curricula
für die PädagogInnenaus- und Weiterbildung sollen die SchülerInnen
gezielt informiert und an ein Leben mit Sport und Bewegung
herangeführt werden.

3. Etablierung einer neuen Bewegungskultur - Bewegung, Sport und
Spiel als sinnvolle Freizeitgestaltung verstehen. Bewegung und Sport
im Kindergarten und in der Schule können trotz der geplanten
Intensivierung nur der Einstieg in eine neue Bewegungskultur in
Österreich sein, indem der Kindergarten und die Schule vermitteln,
dass Bewegung, Sport und Spiel über den Schulalltag hinaus ein
wertvoller Bestandteil der Freizeit und des gesamten weiteren Lebens
sind. Die Schule und - in enger Kooperation mit ihr - der
organisierte Sport stellen die Interessen der Kinder und Jugendlichen
in den Mittelpunkt: Gemeinsam wollen sie neben der Freude an Bewegung
und Sport auch gesamtgesellschaftliche Werte wie Fairness,
Teamfähigkeit und Solidarität transportieren. Schule und
organisierter Sport sehen es als gemeinsame Aufgabe, das Elternhaus
und das soziale Umfeld der Kinder und Jugendlichen dabei zu
unterstützen, die geistigen, körperlichen und sozialen
Voraussetzungen für ein erfülltes Leben zu schaffen.

Zur Umsetzung dieser Ziele wurde ein 10 Punkte Programm von den
Regierungspartnern vereinbart:

1.Bewegung gilt als eines der wichtigen Bildungsziele.

2.Tägliche Turnstunde in allen ganztägigen Schulformen: Ab sofort
wird es in der schulischen Tagesbetreuung und den verschränkten
Ganztagsschulen verpflichtend tägliche Sport- und Bewegungseinheiten
geben. Durch einen Erlass des BMUKK wird ein Minimum von 5 Stunden
pro Woche an Bewegung und Sport in allen Jahrgängen in ganztägigen
Schulformen garantiert.

3.Schulaufsicht sichert regelmäßige Bewegung an der Schule: Durch
einen Erlass wird festgelegt, dass der Entfall der Unterrichtsstunden
Bewegung und Sport sowie eine Blockung über mehrere Wochen hinweg nur
im äußersten Notfall und mit entsprechender Begründung möglich ist.
Dies wird durch die Schulaufsicht verstärkt überprüft. Gleichzeitig
wird die Schulaufsicht die Schulstandorte motivieren,
schulstufenübergreifenden und angebotsattraktiven Unterricht durch
unverbindliche Übungen anzubieten.

4.Neue Lehrpläne sichern Mindestmaß für Bewegung und Sport -
Mindeststundenzahl für Bewegung und Sport in der NMS steigt um 3
Stunden, auf der Sekundarstufe 1 mindestens 13 Wochenstunden Bewegung
und Sport gesichert: Die vorhandenen schulautonomen Möglichkeiten für
mehr Stunden für Sport und Bewegung werden ausgebaut. Die
Mindeststundenanzahl, die nicht unterschritten werden darf, wird
angeglichen: Statt einer Bandbreite von 10 bis 19 Stunden in der
Neuen Mittelschule und der Hauptschule soll es künftig für alle
Schulformen 13 bis 19 Wochenstunden Bewegung und Sport in vier
Jahren geben. Die Mindeststundenzahl im Laufe von vier Jahren in der
Neuen Mittelschule steigt also um 3 Stunden. Die Lehrpläne werden
inhaltlich auf den neuesten Stand der Forschung gebracht, um
Bewegungsmängeln wirkungsvoll zu begegnen und Freude an Bewegung und
Sport nachhaltig zu vermitteln. Dabei sollen, um lokale
Infrastrukturmängel auszugleichen, alle anderen
Bewegungsmöglichkeiten außerhalb der Turnsäle einbezogen werden
(Natur, Spielplätze, Sportplätze, Bäder, Eislaufplätze usw.).

5.Bewegungscoach und höhere Qualifikation für LehrerInnen. Bei der
Erarbeitung der Curricula für die "PädagogInnenbildung NEU" wird ein
spezifisches Fächerbündel entwickelt, das die aktuellsten Inhalte der
Gesundheitsförderung in der Schule vermittelt. Bewegung und Sport
wird in den neuen Curricula verankert. Flächendeckend soll es an den
Pädagogischen Hochschulen in Kooperation mit den Bundes Sport
Akademien eine Ausbildung zum Bewegungscoach geben: Diese
Weiterbildung für alle LehrerInnen soll eine profunde Ausbildung im
Bereich Bewegung darstellen und eine qualitative Steigerung im
Unterrichtsfach Bewegung und Sport an den Volksschulen bewirken und
Bewegungskonzepte im Regelunterricht verankern helfen.

6.Mehr SporttrainerInnen als FreizeitpädagogInnen. Eine Kooperation
des BMUKK mit der Bundessportorganisation (BSO) bei der Ausbildung
von TrainerInnen als FreizeitpädagogInnen soll mehr qualifiziertes
Personal für Bewegung und Sport bringen: Die Anrechnungsmöglichkeiten
für geprüfte TrainerInnen von Sportvereinen im Rahmen der Ausbildung
zum/zur FreizeitpädagogIn werden gemeinsam mit der BSO geprüft und
dadurch die Anrechenbarkeit vorheriger Ausbildungen größtmöglich
ausgeschöpft. Gemeinsam soll für diese Ausbildung geworben werden.

7.Ausbau der Sportschwerpunktschulen. Derzeit haben österreichweit
117 NMS/HS und 14 AHS einen Sportschwerpunkt. Zusätzlich zu den
bereits knapp 16.000 SchülerInnen, die diese Schulen schon besuchen,
sollen weitere SchülerInnen mit den entsprechenden Voraussetzungen
und Interessen motiviert werden, diesen Ausbildungsweg zu wählen.
Österreichweit gibt es noch freie Kapazitäten, die durch gezielte
Information der SchülerInnen an der Schnittstelle zwischen
Volksschule und Sekundarstufe 1 schrittweise aufgefüllt werden
sollen.

8.Gemeinsame Informationsoffensive von BMUKK und
Bundessportorganisation: Die Kooperation von Schulen und
Sportvereinen, für die schon ein Rahmenvertrag exisitiert, soll
qualitativ und quantitativ auf eine neue Basis gestellt werden, die
zu einer engen Verzahnung von schulischen und außerschulischen
Sportaktivitäten beiträgt - mit dem Effekt, dass es mehr Sport in den
Schulen und mehr Nachwuchs für die Sportvereine geben soll.

9.Freude an Bewegung im Schulalltag integrieren. Der Ausbau
vorhandener Qualitätsprogramme wird vorangetrieben: In Zusammenarbeit
mit der Universität Salzburg wurde ein Kompetenzkatalog im Bereich
Bewegung und Sport entwickelt, der für SchülerInnen der 8. Schulstufe
sowie für die 11./12. Schulstufe erstellt wurde. Die Testung dieser
Kompetenzen ist eine wichtige Grundlage für die künftige,
wissenschaftlich fundierte Weiterentwicklung des Fachs Bewegung und
Sport. Ab 2013/14 wird Schulen, die einen genau definierten
Kriterienkatalog bezüglich Qualität und Quantität von Bewegung und
Sport erfüllen, das österreichische Schulsport-Gütesiegel verliehen.
Das von ExpertInnen erarbeitete Projekt "Gesund & Munter" zur
Förderung von Bewegung und Sport an Volksschulen soll intensiviert
werden - es soll quantitativ mehr Bewegung der SchülerInnen und
qualitativ mehr Kompetenz der LehrerInnen durch gezielte
Weiterbildung bringen. Mit dem Projekt "Klug & Fit" werden den
LehrerInnen einfach anzuwendende sportmotorische Tests und
Muskelfunktionsprüfungen zur Verfügung gestellt. Sie ermöglichen eine
zielgerichtete, individuelle Planung des Unterrichts und eine
Empfehlung für das Bewegungsprogramm zu Hause.

10.Schulterschluss für die tägliche Bewegungseinheit:
Bildungsministerium, Sportministerium, Gesundheitsministerium und die
Bundessportorganisation rufen eine gemeinsame Arbeitsgruppe ins
Leben, die über die Legislaturperiode hinaus Kooperationen und die
Förderung von Bewegung und Sport in der Schule bearbeiten wird.

Abschließend stellte Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied fest:
"Mit diesem 10 Punkte Programm wird im Rahmen der derzeitigen
budgetären Möglichkeiten eine rasche qualitative und quantitative
Verbesserung für Bewegung und Sport in der Schule gesichert und die
tägliche Turnstunde in den ganztägigen Schulformen und in der
schulischen Tagesbetreuung fixiert. Die Mindeststundenzahl in der
Neuen Mittelschule steigt um 30 Prozent. Mein Ziel, zunächst die Zahl
der Turnstunden mit einem Finanzaufwand von mehr als 100 Millionen
Euro pro Jahr auf mindestens 4 Stunden pro Woche in der Volksschule
und der Sekundarstufe 1 aufzustocken und so den nächsten Schritt zur
Umsetzung der täglichen Turnstunde zu tun, werde ich beharrlich
weiter verfolgen."

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | MUK

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