- 13.03.2013, 14:26:06
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Greenpeace warnt: Atomenergie vor Comeback in Europa
EBRD gewährt Ukraine Kredit für Atomprojekt - EU muss sich gegen Atomenergie als Klimaschutzmaßnahme entscheiden
Utl.: EBRD gewährt Ukraine Kredit für Atomprojekt - EU muss sich
gegen Atomenergie als Klimaschutzmaßnahme entscheiden =
Wien (OTS) - Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
(EBRD) stimmte gestern der Finanzierung eines Atomprojekts in der
Ukraine zu. Mit einem Kredit von 300 Millionen Euro soll die
Sicherheit der 15 nuklearen Einheiten in der Ukraine erhöht werden.
Bereits im vergangenen Dezember hat Greenpeace in Kiew gegen die
massive Unterstützung von Atomenergie in der Ukraine protestiert.
Unter dem Vorwand der Modernisierung fördert die EBRD Atomkraft.
Europäische Gelder, die dringend für den Ausbau von Erneuerbaren
Energien benötigt würden, werden hier verschwendet, um
Schrottreaktoren aufzurüsten und damit ihre Laufzeit zu verlängern",
stellt Julia Kerschbaumsteiner, Atomsprecherin bei Greenpeace, klar.
In Wien wurde unterdessen heute eine Studie der Universität für
Bodenkultur (BOKU) vorgestellt, die vor einem Comeback der Atomkraft
als Klimaschutzmaßnahme warnt. Atomprojekte entpuppen sich nicht
zuletzt aufgrund von zu erwartenden Versorgungsengpässen mit Uran als
viel teurer als erwartet.
Die Ukraine verfügt über vier Atomkraftwerke, welche wiederum 15
nukleare Einrichtungen beherbergen. Die Atomkraftwerke, die noch zu
Sowjet-Zeiten errichtet wurden, stellen ein enormes Sicherheitsrisiko
in einem Land dar, das sich bis heute nicht von den Folgen der
Atomkatastrophe von Tschernobyl erholt hat. So hat sich im AKW Rivne
im Dezember 2010 ein Unfall ereignet, der ein Herunterfahren des
Reaktors auf eine Leistung von 50 Prozent notwendig machte, und das
nur einen Monat, nachdem die Laufzeitverlängerung des Kraftwerks
beschlossen wurde. "Die geplanten Aktivitäten verringern bestenfalls
das Risiko eines weiteren Atomunfalls, doch sind keineswegs eine
Garantie dafür, dass sich eine Katastrophe wie in Tschernobyl oder
Fukushima nicht wiederholt. Die EU als Gesellschafterin der EBRD muss
aufwachen und darf Hochrisikoprojekte wie das sogenannte 'Safety
Upgrade Program' in der Ukraine nicht weiter fördern", fordert
Kerschbaumsteiner.
Ohne die Finanzierung der EBRD müssten in der Ukraine zwölf nukleare
Anlagen bis 2020 geschlossen werden, doch die Energiestrategie des
Landes sieht die weitere Nutzung aller Reaktoren und Einrichtungen
bis 2030 vor. "Die EBRD sollte die Ukraine dabei unterstützen, ihre
Atomkraftwerke rasch und sicher abzuschalten, anstatt weitere
hunderte Millionen in einer nukleare Zukunft zu verpulvern. Um die
Abhängigkeit des Landes von hochriskanter und schmutziger Atomenergie
zu beenden, müssen stattdessen öffentliche Gelder in den Ausbau von
Erneuerbarer Energie fließen. Die Entscheidung der EBRD für das
Atomprojekt ist deshalb verantwortungslos", so die
Greenpeace-Sprecherin.
Wie die BOKU-Studie zu Atomenergie verdeutlicht, besteht die Gefahr
einer Renaissance von Atomkraft im Namen des Klimaschutzes. Den
wissenschaftlichen Ergebnissen zum Trotz versucht eine Allianz aus
zwölf Staaten, die derzeit anlaufendenden Gespräche über die
Energiezukunft Europas zu beeinflussen. Länder wie Großbritannien und
Frankreich setzen sich dabei für eine Aufnahme von Kernenergie als
Klimaschutzmaßnahme und damit als Zukunftstechnologie in die
Europäischen Energieszenarien bis 2030 ein. "Österreich ist ein
Vorreiter im Kampf gegen Atomkraft. Deshalb hat die Bundesregierung
auch die Verantwortung, sich auf EU-Ebene entschlossen gegen den
Vorstoß, Atomenergie als CO2-arme Energieform zu deklarieren, zu
stellen. Österreich muss sich als Vorbild für ein atomfreies Europa
positionieren und wirksame Allianzen zu schmieden."
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