- 07.03.2013, 14:25:50
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35 Jahre Frauenhäuser - Bedarf notwendig wie eh und je
Wien (OTS) - Heuer dürfen wir auf 35 Jahre "erfolgreiche"
Frauenhausarbeit, 25 Jahre Verein Autonome Österreichische
Frauenhäuser, AÖF und 15 Jahre Frauenhelpline 0800/222 555
zurückblicken.
Die Geschichte der Frauenhäuser ist keine private, sondern eine
politische, denn Gewalt an Frauen ist kein individuelles, sondern ein
politisches und gesellschaftliches Problem. 1978 wurde in Wien das
erste Frauenhaus eröffnet. "Beinahe jedes weitere Jahr kam ein
Frauenhaus in einem anderen Bundesland hinzu, die innerhalb kurzer
Zeit voll waren", erläutert Birgit Thaler-Haag, Obfrau des Vereins
AÖF. 1988, anlässlich 10 Jahren Frauenhäuser und dem Bestehen von
bereits 10 Frauenhäusern wurde der Verein Autonome Österreichische
Frauenhäuser, AÖF als Netzwerk und Vertretung der Frauenhäuser ins
Leben gerufen.
Das Netzwerk konnte in den vergangenen 25 Jahren vieles erreichen.
Ein Meilenstein der Arbeit sind die Gewaltschutzgesetze: Die
Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser waren gemeinsam mit dem Verein AÖF
maßgeblich an der Implementierung der Gewaltschutzgesetze beteiligt,
die seit mehr als 15 Jahren existieren und den Schutz und die
Sicherheit für betroffene Frauen und Kinder wesentlich verbessert
haben.
Seit 1998 betreiben wir eine nationale 24-Stunden-Frauenhelpline
gegen Männergewalt. Sie ist eine erste Anlaufstelle für betroffene
Frauen und bildet eine zusätzliche Ressource für die Frauenhäuser.
Mittlerweile bieten 30 Frauenhäuser in ganz Österreich Frauen und
deren Kinder, die von physischer, psychischer, sexualisierter und
ökonomischer Gewalt betroffen sind, einen Schutzraum und umfassende
Beratung und Begleitung an. Durch die professionelle Arbeit der
Mitarbeiterinnen in den Frauenhäusern können die Frauen und ihre
Kinder Schutz finden, Perspektiven entwickeln und die ersten Schritte
in ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben gehen. Tausende von
Frauen und ihre Kinder sind auf diese Hilfe angewiesen: 2011 waren es
3.377 Personen, davon 1.719 Frauen und 1.658 Kinder. Von 1991 bis
2012(1) suchten etwa 53.000 Frauen und deren Kinder (52.863 davon
26.455 Frauen und 26.408 Kinder) in den Frauenhäusern Schutz und
Unterstützung.
Frauenhäuser sind auch Kriseneinrichtungen für besonders
risikogefährdete Frauen und deren Kinder. "Mit Hilfe der Frauenhäuser
können schwere Gewalt wie Morde und Mordversuche an Frauen und deren
Kindern verhindert werden", so Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin
des Vereins AÖF.
Und Frauenhäuser sind auch Kinderschutzhäuser. Sie bieten auch den
Kindern geschützten Wohnraum und helfen ihnen durch die Unterstützung
von qualifizierten Mitarbeiterinnen in den Kinderbereichen und
therapeutische Angebote ihre Gewalterfahrungen zu verarbeiten.
"Frauenhäuser haben sehr früh erkannt, dass Kinder von der Gewalt
gegen ihre Mütter immer mit betroffen sind, entweder direkt,
indirekt, indem sie Zeuginnen und Zeugen der Gewalt werden, oder
beides", so Birgit Thaler-Haag.
Frauenhäuser sind anerkannte und nicht mehr wegzudenkende
Einrichtungen. Dennoch gilt es noch viel zu verbessern. Frauenhäuser
und der Verein AÖF fordern:
- Wir fordern eine bundesländerübergreifende Möglichkeit zur
Unterbringung gefährdeter Frauen und Kinder durch eine
unbürokratische und regresslose Übernahme der Kosten.
- Wir fordern die sofortige und unbürokratische Aufnahme von
gewaltbetroffenen Asylwerberinnen und Migrantinnen ohne Dokumente in
allen Frauenhäusern.
- Wir fordern das Recht auf Berufstätigkeit und den sofortigen
Zugang zum Arbeitsmarkt für Asylwerberinnen, um gewaltfrei und
unabhängig leben zu können.
- Wir fordern die finanzielle und langfristige Absicherung von
Frauenhäusern ohne ausschließliche Tagsatzfinanzierung. Nicht alle
Frauenhäuser in Österreich sind finanziell gut abgesichert und einige
bangen nach wie vor jährlich um ihre Existenz.
- Dringend notwendig ist auch die kostenlose Psycho- und
Traumatherapie für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder sowie
muttersprachliche Therapie auf Krankenschein.
- Wir fordern die fixe Verankerung des Themas "Gewalt in der
Familie" in der Ausbildung und verpflichtende Schulungen für Justiz
und alle Berufsgruppen, die mit Gewalt betroffenen Menschen im
beruflichen Alltag konfrontiert sind, sowie den Ausbau von eigenen
Gerichtshöfen bzw. spezialisierte RichterInnen für Fälle von Gewalt
in der Familie.
- Wir sind gegen die gemeinsame Obsorge bei Gewalt und gegen
verordnete Besuchskontakte gegen den Willen eines Kindes und fordern
die Absolvierung eines Antigewalttrainings als Voraussetzung für
Besuchskontakte.
- Wir benötigen einen flächendeckenden Ausbau und die Finanzierung
von Antigewalttrainings für gewalttätige Männer sowie
muttersprachliche Trainerinnen und Trainer in Antigewalttrainings.
Wir hoffen, dass nach der Unterzeichnung der Europaratskonvention
zur Prävention von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (CAHVIO)
2011 die Bundesregierung die Konvention schnellstmöglich ratifizieren
und die erforderlichen Schritte zur Umsetzung der Konvention setzen
wird.
(1) Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser erfasst seit
1991 die gemeinsame Statistik
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