• 19.02.2013, 09:00:40
  • /
  • OTS0018 OTW0018

Pulitzerpreisträger David Barstow über investigativen Journalismus: "Meine stärkste Waffe ist meine moralische Integrität"

Wien (OTS) - "Investigativer Journalismus ist ein risikoreiches aber
lohnendes Unterfangen", so beschrieb Pulitzerpreisträger David
Barstow seine Arbeit. Der New York Times-Journalist war auf Einladung
des Österreichischen Presserates und des Presseclub Concordia zur
Veranstaltung "Über Watchdogs und Spürhunde im Journalismus" in Wien.

Aufdeckungsjournalisten versuchen Fakten ans Licht zubringen, die
andere gerne geheim halten würden. Dadurch können sowohl der
Journalist selbst als auch das Medium in einen scharfen und
anhaltenden Konflikt mit den Mächtigen geraten. Aber, betonte David
Barstow, auch seine Informanten gehen ein hohes Risiko ein -
"diejenigen, die mir etwas zutragen, riskieren mitunter ihren Job."
"Mir liegt nur eine Sache wirklich am Herzen: Fakten wahrheitsgetreu
zu veröffentlichen", sagte Barstow. Dieser Ansatz helfe auch, das
Vertrauen der Informanten zu gewinnen.

Die Arbeit eines Aufdeckers sei allerdings bei weitem nicht so
abenteuerlich, wie viele vermuten: Es gehe auch darum, hunderte
Seiten Aktenmaterial durchzuarbeiten, den Wahrheitsgehalt von
Informationen zu überprüfen und dem Erwartungsdruck von
Medieneigentümern sowie der Kollegen standzuhalten. "Ich glaube fest
daran, meine stärkste Waffe ist meine moralische Integrität, die
daher rührt, dass ich auf neutrale und seriöse Weise nach der
Wahrheit suche."

Journalisten sind keine Staatsanwälte

Die beiden österreichischen Aufdeckungsjournalisten Renate Graber von
"Der Standard" und Kurt Kuch von NEWS pflichteten ihrem
amerikanischen Kollegen bei: Es gehe darum Fakten aufzudecken und
über Missstände zu berichten; Konsequenzen daraus zu ziehen, sei
nicht ihre Aufgabe. "Journalisten sind keine Staatsanwälte und keine
Polizisten", stellte Renate Graber klar. Den Medien komme in unserer
Demokratie eine wichtige Kontrollfunktion zu, betonte
Kommunikationswissenschafter Matthias Karmasin. "Diese Rolle der
Medien als vierte Gewalt im Staat gehört in Österreich gestärkt!" In
den USA sei die Meinungs- und Pressefreiheit viel höher bewertet. Bei
uns werde sofort die "Klagsmaschine" angeworfen; direkt die
Journalisten zu klagen sei in Österreich üblich geworden.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu den USA ist laut Kurt Kuch,
dass bei uns ein umfassendes Informationsfreiheitsgesetz fehlt. Alle
Diskutanten unterstützen seinen Vorschlag für ein neues
Transparenzgesetz, das das Amtsgeheimnis einschränkt und
Akteneinsicht ermöglicht. Dies würde nicht zuletzt den investigativen
Journalismus in Österreich stärken.

Link zur Fotogalerie: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/3874

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | OPR

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel