• 15.02.2013, 11:52:41
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ÖÄK: Einschränkungen in der Substitutionstherapie sind Rückschritt

Wechselberger: Politik muss ärztliche Therapiefreiheit respektieren

Utl.: Wechselberger: Politik muss ärztliche Therapiefreiheit
respektieren =

Wien (OTS) - Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) weist den Vorstoß
von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner zur Einschränkung der
Substitutionstherapie aufs Schärfste zurück. "Es ist kontraproduktiv,
eine wissenschaftlich belegte und erfolgreiche medizinische
Therapieform einschränken zu wollen, die drogenkranken Menschen seit
25 Jahren ein weit gehend normales Leben ermöglicht. Das ist ein
unverantwortlicher Rückschritt - für jeden einzelnen Betroffenen,
aber auch für die Gesellschaft", erklärte ÖÄK-Präsident Artur
Wechselberger am Freitag in einer Aussendung.

Gut für Betroffene und für die Gesellschaft

Schließlich würden die Patienten dank der Substitution aus der
Drogenszene herausgehalten und entgingen damit der Gefahr, sich durch
illegalen Drogenkonsum schwere Infektionen bis hin zu HIV und andere
Folgeerkrankungen zuzuziehen oder solche selbst zu verbreiten. Die
Menschen bleiben arbeitsfähig und können ein weit gehend normales
Leben führen. "Die Reintegration Suchtkranker, die durch die
Substitutionstherapie möglich wird, verhindert auch
Beschaffungskriminalität und hat damit positive Effekte für die
gesamte Gesellschaft. Oft stellt sie auch den ersten Schritt zur
vollständigen Abstinenz dar", hält Wechselberger fest. Die
Möglichkeit der missbräuchlichen Verwendung in Einzelfällen stehe in
keinem Verhältnis zum Nutzen der Substitutionstherapie, so der
Ärztechef. Er verlangte von der Politik zudem, die ärztliche
Therapiefreiheit in der Behandlung Kranker zu respektieren. Wenn sich
die Politik in Behandlungsfragen einbringen wolle, dann solle sie die
psychosozialen Betreuungsmöglichkeiten ausbauen, die eine notwendige
Ergänzung der Substitutionstherapie darstellen.

Auch der Leiter des Anton-Proksch-Instituts, Michael Musalek, hält
die Idee des Innenministeriums für einen medizinisch
unverantwortlichen Rückschritt: "Die Politik sollte Rahmenbedingungen
zur bestmöglichen Behandlung kranker Menschen gewährleisten, anstatt
sich in die ärztliche Therapiefreiheit einzumischen. Wir führen hier
eine Ideologiedebatte. Was wir brauchen, ist aber Entideologisierung
und Rückkehr zu den Fakten", so der international anerkannte
Drogentherapieexperte.

Streng überwachte Therapieform

Die Substitutionstherapie ist eine streng kontrollierte Therapieform,
für die die behandelnden Ärzte eine zusätzliche umfassende
Spezialausbildung sowie jährlich zertifizierte Fortbildungen
nachweisen müssen. Auch die Patienten unterstehen einer strengen
amtlichen Überwachung: Jeder Substitutionspatient muss vor Beginn der
Therapie einen schriftlichen Vertrag mit dem behandelnden Arzt
abschließen, in dem er sich zur Einhaltung rigider Auflagen
verpflichtet. Er muss einen Substitutionsausweis mit sich führen und
in der Regel seine Tagesdosis kontrolliert in der Apotheke einnehmen,
wo das Medikament nur nach Vorlage eines vom Amtsarzt bestätigten
Rezepts abgegeben wird. (ar)

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