GLOBAL 2000: Atom-Neubau rechnet sich nicht, Sicherheitsprobleme evident
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Sicherheitsprobleme evident =
Wien (OTS) - Der slowakische Premierminister Fico bestätigte heute,
dass sich die Fertigstellung der Atomreaktoren in Mochovce um "ein
bis zwei Jahre" verzögern wird und dass die Kosten für das Projekt
deutlich gestiegen sind. Der Mehrheitseigentümer der Reaktoren, der
italienische Energieversorger Enel, ist noch dazu gestern aus dem
französischen AKW-Neubau-Projekt Flamanville 3 ausgestiegen - was de
facto das Ende für weitere neue Atomreaktoren in Frankreich bedeutet.
"Die atomare Renaissance ist abgesagt: Die unter dem Vorwand des
angeblichen Klimaschutzes angekündigte Neubauoffensive von
Atomkraftwerken ist gegen die harte Mauer der Realität gekracht.
Atomkraftwerke zu bauen rechnet sich marktwirtschaftlich nicht,
weswegen einige Staaten wie Tschechien und England versuchen, wieder
an Steuergeld für die Subvention von neuen, unrentablen Atom-Meilern
zu kommen", kommentiert Reinhard Uhrig, Atom-Experte von GLOBAL 2000,
die jüngsten Geschehnisse: "Der Ausstieg aus dem französischen Neubau
und die Verzögerung und Kostenüberschreitung des Mochovce-Projekts
sind weitere Sargnägel für diese Renaissance der Atomkraft, die
hoffentlich schon vor der nächsten großen Reaktorkatastrophe
endgültig aufgehalten werden kann."
In Mochovce werden derzeit zwei Reaktoren weiter gebaut, deren
sowjetisches Design aus den 1970er Jahren stammt und die von 1985 bis
1993 bereits zu 70 Prozent fertig gestellt waren, bevor sie für 16
Jahre eingemottet wurden. Die Reaktoren verfügen über kein
Containment, das im Falle einer Kernschmelze wie in Fukushima oder
Tschernobyl die geschmolzenen Brennelemente und austretenden
radioaktiven Gase auffangen kann. Anfang 2012 war das
Fertigstellungsdatum bereits einmal um ein Jahr auf Ende 2013 (Block
3) und Mitte 2014 (Block 4) nach hinten verschoben worden, die
geplanten Investitionen von 2,9 Milliarden Euro hätten einen Preis
von 3325 Euro pro Kilowatt installierter Leistung ergeben.
Das französische Flamanville-Projekt ist wie das finnische
Schwesterprojekt Olkiluoto mehrere Jahre hinter Plan: Flamanville
sollte 2012 fertiggestellt werden, inzwischen sprechen die Planungen
von einer Finalisierung im Jahr 2016. Die Kosten haben sich wie in
Finnland bereits mehr als verdoppelt: Flamanville kostet statt 3,3
Milliarden Euro bereits 8,5 Milliarden Euro.
"Atomkraft hat keine Zukunft, weder aus Sicherheitsgründen, noch aus
Gründen der völlig ungelösten Endlagerung des hochradioaktiven Mülls,
der permanent produziert wird. Auch aus Sicht der Marktwirtschaft
rechnet sich Atomkraft sichtlich nicht: Selbst die pro-nuklearen
Manager von Enel ziehen jetzt die Notbremse und steigen aus dem
französischen Abenteuer aus", sagt Uhrig: "Es wäre zu wünschen, dass
Enel dies auch in Mochovce tut, bevor die Uralt-Reaktoren fertig
gestellt werden - und dass aus Mochovce 3,4 ein weiteres Zwentendorf
wird: Sichere Atomreaktoren sind nämlich nur die, die nie in Betrieb
gehen."
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