Tatvorwurf: Körperverletzung an mindestens 2000 Babys und Kindern
Utl.: Tatvorwurf: Körperverletzung an mindestens 2000 Babys und
Kindern =
Wien (OTS) - Angezeigt werden der Gemeinderabbiner und Mohel der
Israelitischen Kultusgemeinde Wien, der laut eigener Aussage in
Österreich bereits mehr als 1000 religiös veranlasste medizinisch
nicht indizierte Genitaloperationen an männlichen Säuglingen
vorgenommen hat. Der zweite Angezeigte ist praktischer Arzt, der ein
Beschneidungszenturm in Wien betreibt und auf rituelle islamische
Beschneidung spezialisiert ist. Er ist auch Vorstand der Islamischen
Glaubensgemeinschaft in Wien. Auf seiner Homepage stellt er stolz
Fotos von beschnittenen Kindern online. Gegen den Arzt wird auch eine
Anzeige bei der Disziplinarkommission der Ärztekammer erfolgen. Gegen
den Rabbiner eine weitere Anzeige wegen Verstoßes gegen das
Ärztegesetz.
Beschneidung ist ein schweres Trauma für die Kinder
"Die Entfernung der Penisvorhaut ist ein Eingriff in die
körperliche Unversehrtheit. Sofern keine medizinische Indikation
gegeben ist, handelt es sich um vorsätzliche Körperverletzung",
erklärt Rechtsanwältin Anja Oberkofler. Der Eingriff erfolgt bis
heute oft ohne Anästhesie und ist extrem schmerzhaft: Babys haben
dagegen keinen Schutzmechanismus und fallen aufgrund des Schocks
mitunter in ein momentanes Koma. Für 6-8jährige Buben ist das
Beschneidungsritual, das oft ohne jegliche Aufklärung erfolgt und
öfters auch ohne Anästhesie, ein schweres Trauma. Bei der Vorhaut
handelt es sich um den sensibelsten Teil des Penis und somit um
hocherogenes Gewebe. Nach deren Entfernung wird die Eichel von einer
Hornhautschicht überzogen. Sexueller Sensibilitätsverlust und
Einschränkung der Orgasmusfähigkeit können die Folge sein, wie
zahlreiche Betroffene berichten. Ein zweites Problem sind mögliche
Komplikationen nach der Operation wie etwa Blutungen oder
Verstümmelungen: Nach heutigem Stand der Medizin liegt hier die Rate
bei 2 bis 10 Prozent.
Religiöse motivierte Körperverletzung nicht per se straffrei
Weitere Begründung der Anzeige: Für einen Eingriff mit derart
gravierenden Folgen ist die Einwilligungsfähigkeit des Betroffenen
erforderlich. Diese ist bei Babys und Kindern nicht gegeben. "Es ist
nicht nachvollziehbar, warum allein die Billigung einer
Körperverletzung durch Religonen zur Strafffreiheit führen soll", so
Anwältin Oberkofler. Österreich hat die UNO Kinderrrechtskonvention
unterzeichnet, die Strafbarkeit der Beschneidung von Kindern aus
religiösen Gründen vorsieht. Auch in der Europäischen
Menschenrechtskonvention ist das Recht auf Schutz der physischen
Integrität verankert. "Das Grundrecht des Kindes auf körperliche
Unversehrtheit kann nicht durch die eingewendete Religionsfreiheit
der Eltern aufgehoben werden. Denn die Religionsfreiheit der Eltern
in der Erziehung endet jedenfalls dort, wo die Körperletzung ihres
Kindes beginnt" sagt sie.
Anzeige erfolgt durch Missbrauchs- und Beschneidungsopfer
Die Strafanzeige erfolgt durch Sepp Rothwangl, der in seiner
Kindheit von sexueller Gewalt durch ein Kirchenmitglied betroffen
war. "Heute sehe ich meine Aufgabe darin, mich dafür einzusetzen,
dass nicht noch mehr Kindern aufgrund von Religonsprivilegien
ungestraft körperliche und seelische Verletzungen zugefügt werden."
Rothwangl hat auch das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien
mitinitiiert, das derzeit unterzeichnet werden kann. "Ich setze mich
gegen Sonderrechte für Religionsgemeinschaften ein, weil Kinder im
Namen des Glaubens nicht ungestraft an ihren Sexualorganen
verstümmelt werden dürfen", so Rothwangl. "Hier muss die
Zivilgesellschaft und der Rechtsstaat eingreifen." Die Initiative
gegen Kirchenprivilegien unterstützt daher auch die aktuelle
Strafanzeige.
Betroffene brechen das Tabu des Schweigens
Der zweite Anzeigende ist Cahit Kaya, der als Kind nach
islamischem Ritus beschnitten wurde. "Ich hätte selber gerne die
Freiheit gehabt, zu entscheiden ob ich beschnitten werde oder nicht",
sagt Kaya heute. "Ich wurde aber ohne Einholung meiner Zustimmung,
ohne Informationen und ohne Vorbereitung seitens des Arztes und auch
nicht seitens meiner Eltern in einem staatlichen Krankenhaus in
Vorarlberg beschnitten. Viele Muslime leiden sehr an den sexuellen
Folgen ihrer Beschneidung und schämen sich dafür, Opfer dieses
Übergriffs geworden zu sein. Wenn sie überhaupt darüber reden, dann
nur im allerengsten Freundeskreis. Dieses Schweigen muss endlich
gebrochen werden."
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