• 12.11.2012, 11:20:28
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Schwere Projektmängel bei S1- Lobauautobahn

Umweltorganisationen und BI untermauern Kritik am Milliardenprojekt

Utl.: Umweltorganisationen und BI untermauern Kritik am
Milliardenprojekt=

Wien (OTS) - In einer gemeinsamen Pressekonferenz machten heute die
Umweltorganisationen Forum Wissenschaft und Umwelt (FWU) und VIRUS
gemeinsam mit der Bürgerinitiative "Rettet die Lobau" auf gravierende
Projektmängel der Lobauautobahn S1 aufmerksam. Diese reichten von
Beweisfehlern beim Grundwassermodell, die Vorhersagen über
projektbedingte Wasserstandveränderungen im Nationalpark Donauauen
unmöglich machen über unzureichende Verkehrsuntersuchungen als
Einfallstor für negative Umweltauswirkungen zur Gefährdung von
Luftsanierungsgebieten.

Univ.Doz. Dr. Peter Weish Präsident des Forums Wissenschaft und
Umwelt betonte einleitend die Notwendigkeit einer Verkehrswende: "Vor
dem Hintergrund von Klimawandel und "Peak oil" ist es
unverantwortlich, den Prinzipien der Nachhaltigkeit diametral
widersprechende Fortschrittskonzepte aus dem vorigen Jahrtausend
weiter voranzutreiben und knappe Geldmittel weiter völlig falsch für
derartige Infrastrukturen einzusetzen."

Auf die mangelhafte Bearbeitung des für ein Verkehrsprojekt
zentralen Fachbereiches Verkehr auf dem andere Disziplinen aufbauen
müssen, weist DI Dr. Harald Frey hin, der in Vertretung des
FWU-Gutachters Emer. Univ. Prof. DI Dr. Hermann Knoflacher - beide
Verkehrswissenschafter der TU-Wien - die Pressekonferenz bestritt:
"Es fehlen umfassend Nachweise zur Erreichung der Ziele im
Verkehrsbereich, einer Verkehrsentlastung, zu erwartender
Verkehrszunahme durch das Vorhaben sowie negativer Veränderung des
Modal-Split zuungunsten des öffentlichen Verkehrs. Damit sind aber
jeweils auch negative Umweltauswirkungen verbunden."

Die geplante Querung von Donau und Lobau wurde deshalb
unterirdisch vorgesehen, um oberirdische Flächeninanspruchnahmen im
Donauauennationalpark zu vermeiden. Nun liege es aber, wie Dr. Josef
Lueger, hydrogeologischer Gutachter im Auftrag der BI Rettet die
Lobau ausführt, auf der Hand, dass den von einem grundwasserquerenden
Großbauwerk ausgehenden Auswirkungen auf den Feuchtlebensraum Au und
seine Gewässer besonderes Augenmerk zu schenken ist. "Im Vergleich
zur zentralen Bedeutung dieses Beweisthemas hat sich die
Projektwerberin hier wenig Mühe gegeben.

Die zum Einsatz kommenden schlecht dokumentierten
Grundwasserströmungsmodellberechnungen wurden nicht dem Stand der
Technik entsprechend ausgeführt, widersprechen empirischen
Beobachtungen der Untergrundverhältnisse sowie amtlichen
Referenzgrundwasserständen und enthalten als besonderes Gustostückerl
logische Beweisfehler. So sind die Wasserstände der
Oberflächengewässer im Modell als unveränderlich definiert, das
Modell ermöglich daher schon vom Ansatz her keine Vorhersagen über
projektbedingte Wasserstandveränderungen im Nationalpark."

Auch Mag. Dr. Aron Vrtala Sachverständiger für Luftschadstoffe und
Lärm ortet für seinen Fachbereich unzureichende Grundlagen "Die
Berücksichtigung von Vertrauensintervallen ist für die Interpretation
aller Ergebnisse unerlässlich. Insbesondere bei Verkehrsprognosen
über größere Zeiträume sind naturgemäß größere Unsicherheiten
unvermeidbar, werden aber nicht ausgewiesen oder berücksichtigt. Dies
Mühe sparend zu ignorieren, nur weil etwa die zum Einsatz kommende
Software dies nicht im Lieferumfang hat, ist unzureichend, denn so
kann keine interpretierbare Grundlage hergestellt werden.

Die geplante Autobahn verläuft ferner durch zu sanierende Gebiete
mit hoher Beeinträchtigung durch Feinstaub und Stickoxide. "Das
Immissionsschutzgesetz-Luft regelt Grenzwerte zum Schutz des
Menschen, der Tiere und der Vegetation. Wenn über die nach diesem
Gesetz eingerichteten Luftsanierungsgebiete der Ostregion ein
umfangreiches Netz neuer Autobahnverbindungen und emissionsintensiver
Projekte gelegt werden soll und trotz teilweise gemeinsamer
Bearbeitung im selben Haus die Nachbarprojekte bei den Einreichungen
jeweils unberücksichtigt bleiben, dann besteht die Gefahr, dass sich
die einzelnen Zunahmen zu nennenswerten Mengen akkumulieren," so
Vrtala.

Wolfgang Rehm, Sprecher der Umweltorganisation VIRUS fasst
zusammen: "Ähnlich wie beim angeblich dichten Lobauuntergrund, der
sich als Trugbild erwiesen hat, wurde uns weisgemacht, dass im
Grundwasser liegende Tunnelröhren von 15 Metern Durchmesser keinen
Einfluss auf Grundwasser und Augewässer des Nationalparks haben
können. Und nun stellt sich heraus, dass quer durch die Disziplinen
das Gerüst, mit dem die Umweltauswirkungen erfasst werden sollen,
einsturzgefährdet und das Projekt weder ausreichend noch
nachvollziehbar dokumentiert, also entgegen der anders lautenden
offiziellen Erklärung unvollständig ist."

FWU, Rettet die Lobau, VIRUS und ihre Sachverständigen ziehen den
Schluss, dass die Verkehrsministerin als UVP-Behörde der Asfinag
jedenfalls umfassende Ergänzungen und Neuberechnungen vorschreiben
müsste, bevor an Entscheidungsreife auch nur gedacht werden könne,
eine konsequente Vorgangsweise dieser Art würde allerdings der
bisherigen Verfahrenspraxis widersprechen. Im öffentlichen Interesse
der Gewährleistung eines hohen Umweltschutzniveaus fordern die
Organisationen die Abweisung des Genehmigungsantrages des
Risikoprojekts Lobauautobahn wegen des unauflösbaren Widerspruchs
zwischen der Realisierung der S1 zu Projektzielen ebenso wie zu
übergeordneten gesellschaftlichen Zielen.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | VIR

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