• 22.10.2012, 09:49:44
  • /
  • OTS0033 OTW0033

WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Ohne Umdenken wird der Bau nicht genesen - von Andre Exner

Auch für die Baubranche gilt Innovation schaft Preismacht

Utl.: Auch für die Baubranche gilt Innovation schaft Preismacht=

Wien (OTS) - Wenigstens eine Garage pro Hundert mit der
Verschrottungprämie gekauften Autos hätte man bauen können, ätzte
unlängst der Vorstand eines Baustoffherstellers. Tatsächlich: Während
Politiker Autohersteller oder Banken offenbar gerne mit Steuergeldern
retten, wird die Baubranche allein gelassen.

Das Hauptproblem der Branche ist dennoch nicht das Fehlen von
staatlichen Stützen. Sondern die tiefen Margen und die fehlende
Preismacht, auf Neudeutsch "Pricing Power. Während ein iPhone oder
ein Ferrari für wesentlich mehr Geld als die Produktionskosten an den
Kunden geht, gibt es im Hochbau vielleicht noch einen
"Emotions-Aufschlag", im Tief- und Straßenbau aber nicht. Und der
Versuch, Gestehungskosten und damit Margen durch Korruption zu
erhöhen, wurde zwar in der Baubranche versucht, ist jedoch keine
nachhaltige Lösung.
Denkt man nach, gibt es zwei Wege aus dem ruinösen Teufelskreis tiefe
Margen - enorme Konkurrenz - hoher Margendruck - noch tiefere Margen:
Einerseits die Ausweitung auf rentablere Nebengeschäfte - von der
Planung bis zum Verkauf; von der Wohnimmobilie über den Büroturm bis
zum Kraftwerk. Wobei sogar die gut eingeführte Marke zum Einsatz
kommen darf, denn hier haben die etablierten und angesehenen
Bauriesen einen großen Vorteil gegenüber großen, aber weniger
bekannten Playern in anderen Branchen: Ein Einfamilienhaus Marke
Wienerberger kauft jeder lieber als ein Auto von Aisin oder ein
Foxconn-Handy.

Die zweite Möglichkeit ist am Bau leider noch selten, auch wenn sie
in anderen Branchen gut funktioniert: Den Wert und damit den Preis
über Innovation zu erhöhen. Was im ersten Augenblick gerade im
heutigen krisengeprägten Umfeld als utopisch anmutet, ist so
unmöglich nicht. Eine Chance birgt die Energiewende. Die
EU-Energieeffizienzrichtlinie 2020 steht vor der Tür, in wenigen
Jahren dürfen europaweit nur mehr Nullenergie-Häuser gebaut werden.
Und wenn dann die Betriebskosten gegen Null tendieren, kann die
Immobilie mehr kosten. Denn sobald er sich rechnet, wird ein höherer
Kaufpreis von Kunden auch in anderen Branchen in Kauf genommen. Wer
würde nicht 30.000 statt 15.000 Euro für einen Kleinwagen zahlen, der
statt acht nur 0,8 Liter auf 100 Kilometer verbraucht? Das ist nur
ein Beispiel: Nicht nur im Hochbau würde der Markt innovative
Lösungsansätze mit Freudensprüngen begrüßen.

Ja, auch der noch etwas schwerfällige Bau muss lernen, was andere,
dynamischere Branchen schon lange wissen: Innovation schafft
Preismacht.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PWB

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel