- 13.09.2012, 10:30:34
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Verbesserte Chancen in der Krebsbehandlung durch Hybrid Imaging
Graz (OTS) - 13.09.2012 - Unter Hybrid Imaging versteht man die
Kombination zweier Methoden, die Schnittbilder des menschlichen
Körpers erzeugen, in einem einzigen Gerät. In der Regel handelt es
sich dabei um eine radiologische und eine nuklearmedizinische
Methode, welche einander hinsichtlich der Information, die sie über
krankhafte Veränderungen liefern, ergänzen.
Bedeutende Fortschritte in der technischen Entwicklung der Bildgebung
Die derzeit am weitesten verbreitete Technik ist die Kombination von
Positronen- Emissionstomographie (PET) und Computertomographie (CT)
in Form eines PET/CT Hybridgerätes. Die PET bietet dabei
"funktionelle" Information, z.B. über den Stoffwechsel eines Tumors,
wohingegen die CT detaillierte anatomische Information liefert. Ein
ähnliches, aber weniger weit verbreitetes Hybridverfahren ist die
Kombination der Einzelphotonen-Emissionstomographie (SPECT) mit der
CT in einem SPECT/CT-Hybridgerät, welche über eine geringere
räumliche Auflösung und über Kameras mit geringerer Sensitivität
verfügt.
Neu auf dem Markt ist die PET/MRT, also die Kombination von PET und
Magnetresonanztomographie. Bei dieser Kombination gab es lange Zeit
technische Schwierigkeiten in Hinblick auf die Realisierung eines
Hybridgerätes, da wesentliche Bestandteile des PET-Gerätes (die sog.
Photodetektoren) zu empfindlich gegenüber dem starken Magnetfeld des
MRT-Gerätes waren. Erst vor kurzem gelang ein technischer Durchbruch,
sodass PET/MRT-Geräte nun auf dem Markt erhältlich sind. Die
Anschaffung eines solchen PET/MRT-Gerätes ist auch seitens der
Medizinischen Universität Wien geplant, wodurch Wien zu einem der
ersten Standorte weltweit werden würde.
Onkologie profitiert am meisten
"Hauptanwendungsgebiet ist zweifellos die onkologische Bildgebung,
also die Erkennung bösartiger Tumoren und ihrer Metastasen
(Streuherde). Die Hybridverfahren eignen sich praktisch für das
gesamte Spektrum bösartiger Tumorerkrankungen - darunter Lungenkrebs,
Dickdarmkrebs, Gebärmutterkrebs und Hautkrebs - mit nur sehr wenigen
Ausnahmen.
Vor allem Patienten mit bösartigen Tumoren profitieren von der
Fähigkeit der Hybridverfahren, frühzeitig Aussagen über die
Wirksamkeit der Behandlung, z.B. einer Chemotherapie, treffen zu
können. Bleiben beispielsweise Zelldichte (indirekt erfasst über die
Beweglichkeit der Wassermoleküle in der sog. diffusionsgewichteten
MRT) und Stoffwechselaktivität (in der PET) eines Tumors trotz
mehrwöchiger Therapie unverändert hoch, oder nehmen sie sogar zu, so
wird der betreuende Onkologe das Behandlungsschema intensivieren oder
verändern. Nehmen Zelldichte und Stoffwechselaktivität hingegen
deutlich ab, so kann die Dauer der Therapie aufgrund des guten
Ansprechens möglicherweise verkürzt werden.
Die mit den Hybrid Methoden verbundene Strahlenbelastung ist laut
Doz. Mayerhöfer jedoch als wenig problematisch zu betrachten: "Eine
Ganzkörper-PET/CT führt gegenüber einer herkömmlichen CT, welche
denselben Körperabschnitt abdeckt, zu einer um ca. 1/3 höheren
Strahlenbelastung. Diese Strahlenbelastung ist jedoch angesichts der
großen Vorteile für die Beurteilung des Krankheitsverlaufes als
relativ zu sehen. Die PET/MRT wird im Vergleich zur PET/CT eine
deutlich niedrigere Strahlendosis mit sich bringen, da der MRT-Teil
gänzlich ohne (Röntgen-)Strahlung auskommt."
Verbesserte Möglichkeiten auch bei Herzerkrankungen
Auch in der Herzbildgebung haben sowohl PET/CT als auch PET/MRT ihre
Anwendungsgebiete. In beiden Fällen kann mittels PET eingeschränkt
funktionsfähiges Herzmuskelgewebe, welches aufgrund von Verengungen
der Herzkranzgefäße unzureichend durchblutet ist, identifiziert und
von nicht mehr funktionsfähigem Infarktgewebe unterschieden werden.
Die MRT erlaubt nach Verabreichung von Kontrastmittel ähnliche
Aussagen - die PET/MRT bietet somit diesbezüglich eine doppelte
Sicherheit. Zusätzlich erlaubt die MRT eine Beurteilung der
Herzklappen, wohingegen die CT vor allem für die Beurteilung der
Herzkranzgefäße geeignet ist.
Kombination PET & MRT mit großem Zukunftspotential
Die PET/MRT-Hybridtechnik ist ohne Zweifel die wichtigste technische
Innovation der letzten Jahre. Die sogenannte diffusionsgewichtete
MR-Technik erlaubt beispielsweise Rückschlüsse auf die Zelldichte des
Tumorgewebes, die sog. MR-Spektroskopie ermöglicht eine biochemische
Analyse des Tumors.
Im PET-Bereich liegt der wissenschaftliche Fokus in erster Linie auf
der Entdeckung und klinischen Anwendung neuer Radiopharmaka. Durch
letztere kann mit der PET nicht nur der Stoffwechsel der Tumore
beurteilt werden, sondern es können z.B. auch spezielle Rezeptoren
auf den Tumorzellen
nachgewiesen werden, welche ihr Wachstum regulieren.
Es ist diese einzigartige Kombination aus neuen PET- und
MRT-Techniken, die es ermöglicht, Tumore nicht nur zu entdecken,
sondern diese auch näher charakterisieren zu können, was wiederum für
die Therapieplanung von großer Bedeutung ist.
Auch Doz. Mayerhöfer sieht auf dem Gebiet des Hybrid Imagings noch
großes Entwicklungspotential:
"Einerseits wird die Spezifität der PET-Radiopharmaka zweifellos
weiter ansteigen, d.h. es werden Radiopharmaka entwickelt, die nur in
bestimmten Tumorarten anreichern. Andererseits werden neue
MR-Techniken, die im Gegensatz zur herkömmlichen MRT nicht auf dem
Wasserstoffgehalt von Geweben, sondern auf anderen Elementen wie
Kohlenstoff oder Helium beruhen und dadurch einen noch höheren
Kontrast bieten (z.B. die sog. "hyperpolarisierte" MR-Bildgebung),
das Gebiet weiter revolutionieren."
Zusammenarbeit der Disziplinen generiert Wissenszuwachs
Die Auswertung der Hybrid-Bilddaten erfolgt idealerweise gemeinsam
durch Radiologen und Nuklearmediziner. Dies ermöglicht eine optimale
Befundqualität und führt bei Experten aus beiden Fächern zu einem
deutlichen Wissenszuwachs, da sie voneinander lernen. Mit zunehmender
Verbreitung der Hybridgeräte werden die beiden Fächer noch enger
zusammenrücken.
OERG 2012 in Graz
Der OERG 2012 ist die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft
für Radiologie (ÖRG), welche über 900 Radiologen vertritt. Er findet
von 13.-15. September im MUMUTH (Haus für Musik und Musiktheater) in
Graz statt.
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